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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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der Ort, wo sich die wundersamen Abentheuer zutru¬
gen, die in dieser Geschichte erzählt werden sollen, kein
anderer ist, als die berühmte schöne Stadt Frankfurt
am Mayn. --

Von den Eltern des Herrn Peregrinus ist eben
nichts besonderes zu sagen, als daß es rechtliche stille
Leute waren, denen niemand etwas anders als Gutes
nachsagen konnte. Die unbegränzte Hochachtung welche
Herr Tyß auf der Börse genoß, verdankte er dem Um¬
stande, daß er stets richtig und sicher spekulirte, daß
er eine große Summe nach der andern gewann, dabei
aber nie vorlaut wurde, sondern bescheiden blieb, wie
er gewesen und niemals mit seinem Reichthum prahlte,
sondern ihn nur dadurch bewies, daß er weder um
Geringes noch um Vieles knickerte und die Nachsicht
selbst war gegen insolvente Schuldner, die ins Unglück
gerathen, sey es auch verdienter Weise. --

Sehr lange Zeit war die Ehe des Herrn Tyß un¬
fruchtbar geblieben, bis endlich nach beinahe zwanzig
Jahren die Frau Tyß ihren Eheherrn mit einem tüch¬
tigen hübschen Knaben erfreute, welches eben unser
Herr Peregrinus Tyß war.

Man kann denken wie gränzenlos die Freude der
Eltern war, und noch jetzt sprechen alle Leute in Frank¬
furt von dem herrlichen Tauffeste, das der alte Tyß

der Ort, wo ſich die wunderſamen Abentheuer zutru¬
gen, die in dieſer Geſchichte erzählt werden ſollen, kein
anderer iſt, als die berühmte ſchöne Stadt Frankfurt
am Mayn. —

Von den Eltern des Herrn Peregrinus iſt eben
nichts beſonderes zu ſagen, als daß es rechtliche ſtille
Leute waren, denen niemand etwas anders als Gutes
nachſagen konnte. Die unbegränzte Hochachtung welche
Herr Tyß auf der Börſe genoß, verdankte er dem Um¬
ſtande, daß er ſtets richtig und ſicher ſpekulirte, daß
er eine große Summe nach der andern gewann, dabei
aber nie vorlaut wurde, ſondern beſcheiden blieb, wie
er geweſen und niemals mit ſeinem Reichthum prahlte,
ſondern ihn nur dadurch bewies, daß er weder um
Geringes noch um Vieles knickerte und die Nachſicht
ſelbſt war gegen inſolvente Schuldner, die ins Unglück
gerathen, ſey es auch verdienter Weiſe. —

Sehr lange Zeit war die Ehe des Herrn Tyß un¬
fruchtbar geblieben, bis endlich nach beinahe zwanzig
Jahren die Frau Tyß ihren Eheherrn mit einem tüch¬
tigen hübſchen Knaben erfreute, welches eben unſer
Herr Peregrinus Tyß war.

Man kann denken wie gränzenlos die Freude der
Eltern war, und noch jetzt ſprechen alle Leute in Frank¬
furt von dem herrlichen Tauffeſte, das der alte Tyß

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[12/0017] der Ort, wo ſich die wunderſamen Abentheuer zutru¬ gen, die in dieſer Geſchichte erzählt werden ſollen, kein anderer iſt, als die berühmte ſchöne Stadt Frankfurt am Mayn. — Von den Eltern des Herrn Peregrinus iſt eben nichts beſonderes zu ſagen, als daß es rechtliche ſtille Leute waren, denen niemand etwas anders als Gutes nachſagen konnte. Die unbegränzte Hochachtung welche Herr Tyß auf der Börſe genoß, verdankte er dem Um¬ ſtande, daß er ſtets richtig und ſicher ſpekulirte, daß er eine große Summe nach der andern gewann, dabei aber nie vorlaut wurde, ſondern beſcheiden blieb, wie er geweſen und niemals mit ſeinem Reichthum prahlte, ſondern ihn nur dadurch bewies, daß er weder um Geringes noch um Vieles knickerte und die Nachſicht ſelbſt war gegen inſolvente Schuldner, die ins Unglück gerathen, ſey es auch verdienter Weiſe. — Sehr lange Zeit war die Ehe des Herrn Tyß un¬ fruchtbar geblieben, bis endlich nach beinahe zwanzig Jahren die Frau Tyß ihren Eheherrn mit einem tüch¬ tigen hübſchen Knaben erfreute, welches eben unſer Herr Peregrinus Tyß war. Man kann denken wie gränzenlos die Freude der Eltern war, und noch jetzt ſprechen alle Leute in Frank¬ furt von dem herrlichen Tauffeſte, das der alte Tyß

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/17>, abgerufen am 23.11.2024.