"Zweifel, mein Peregrinus? Kann ein Mädchen "wohl das beginnen, was ich begann, wenn nicht die "glühendste Liebe ihre Brust erfüllt? Peregrinus, "ich liebe dich, wie keinen Andern, und willst du "mein seyn, so bin ich dein mit ganzer Seele und "bleibe bei dir, weil ich nicht von dir lassen kann und "nicht etwa bloß um der Tyrannei des Onkels zu ent¬ "fliehen."
Die Silberfaden waren verschwunden und die gehörig geordneten Gedanken lauteten: "Wie ist das "zugegangen? Erst heuchelte ich ihm Liebe, bloß um "den Meister Floh mir und dem Leuwenhöck wieder "zu gewinnen und jetzt bin ich ihm in der That gut "geworden. Ich habe mich in meinen eigenen Fall¬ "stricken gefangen. Ich denke kaum mehr an den "Meister Floh, ich möchte ewig dem Mann angehö¬ "ren, der mir liebenswürdiger vorkömmt, als alle, "die ich bis jetzt gesehen."
Man kann sich vorstellen, wie diese Gedanken alles selige Entzücken in Peregrinus Brust entflamm¬ ten. Er fiel vor der Holden nieder, bedeckte ihre Händchen mit tausend glühenden Küssen, nannte sie seine Wonne, seinen Himmel, sein ganzes Glück. --
"Nun," lispelte die Kleine, indem sie ihn sanft an ihre Seite zog, "nun, mein Theurer, wirst
»Zweifel, mein Peregrinus? Kann ein Mädchen »wohl das beginnen, was ich begann, wenn nicht die »glühendſte Liebe ihre Bruſt erfüllt? Peregrinus, »ich liebe dich, wie keinen Andern, und willſt du »mein ſeyn, ſo bin ich dein mit ganzer Seele und »bleibe bei dir, weil ich nicht von dir laſſen kann und »nicht etwa bloß um der Tyrannei des Onkels zu ent¬ »fliehen.»
Die Silberfaden waren verſchwunden und die gehörig geordneten Gedanken lauteten: »Wie iſt das »zugegangen? Erſt heuchelte ich ihm Liebe, bloß um »den Meiſter Floh mir und dem Leuwenhöck wieder »zu gewinnen und jetzt bin ich ihm in der That gut »geworden. Ich habe mich in meinen eigenen Fall¬ »ſtricken gefangen. Ich denke kaum mehr an den »Meiſter Floh, ich möchte ewig dem Mann angehö¬ »ren, der mir liebenswürdiger vorkömmt, als alle, »die ich bis jetzt geſehen.»
Man kann ſich vorſtellen, wie dieſe Gedanken alles ſelige Entzücken in Peregrinus Bruſt entflamm¬ ten. Er fiel vor der Holden nieder, bedeckte ihre Händchen mit tauſend glühenden Küſſen, nannte ſie ſeine Wonne, ſeinen Himmel, ſein ganzes Glück. —
»Nun,» lispelte die Kleine, indem ſie ihn ſanft an ihre Seite zog, »nun, mein Theurer, wirſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0151"n="146"/>
»Zweifel, mein Peregrinus? Kann ein Mädchen<lb/>
»wohl das beginnen, was ich begann, wenn nicht die<lb/>
»glühendſte Liebe ihre Bruſt erfüllt? Peregrinus,<lb/>
»ich liebe dich, wie keinen Andern, und willſt du<lb/>
»mein ſeyn, ſo bin ich dein mit ganzer Seele und<lb/>
»bleibe bei dir, weil ich nicht von dir laſſen kann und<lb/>
»nicht etwa bloß um der Tyrannei des Onkels zu ent¬<lb/>
»fliehen.»</p><lb/><p>Die Silberfaden waren verſchwunden und die<lb/>
gehörig geordneten Gedanken lauteten: »Wie iſt das<lb/>
»zugegangen? Erſt heuchelte ich ihm Liebe, bloß um<lb/>
»den Meiſter Floh mir und dem Leuwenhöck wieder<lb/>
»zu gewinnen und jetzt bin ich ihm in der That gut<lb/>
»geworden. Ich habe mich in meinen eigenen Fall¬<lb/>
»ſtricken gefangen. Ich denke kaum mehr an den<lb/>
»Meiſter Floh, ich möchte ewig dem Mann angehö¬<lb/>
»ren, der mir liebenswürdiger vorkömmt, als alle,<lb/>
»die ich bis jetzt geſehen.»</p><lb/><p>Man kann ſich vorſtellen, wie dieſe Gedanken<lb/>
alles ſelige Entzücken in Peregrinus Bruſt entflamm¬<lb/>
ten. Er fiel vor der Holden nieder, bedeckte ihre<lb/>
Händchen mit tauſend glühenden Küſſen, nannte ſie<lb/>ſeine Wonne, ſeinen Himmel, ſein ganzes Glück. —</p><lb/><p>»Nun,» lispelte die Kleine, indem ſie ihn<lb/>ſanft an ihre Seite zog, »nun, mein Theurer, wirſt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[146/0151]
»Zweifel, mein Peregrinus? Kann ein Mädchen
»wohl das beginnen, was ich begann, wenn nicht die
»glühendſte Liebe ihre Bruſt erfüllt? Peregrinus,
»ich liebe dich, wie keinen Andern, und willſt du
»mein ſeyn, ſo bin ich dein mit ganzer Seele und
»bleibe bei dir, weil ich nicht von dir laſſen kann und
»nicht etwa bloß um der Tyrannei des Onkels zu ent¬
»fliehen.»
Die Silberfaden waren verſchwunden und die
gehörig geordneten Gedanken lauteten: »Wie iſt das
»zugegangen? Erſt heuchelte ich ihm Liebe, bloß um
»den Meiſter Floh mir und dem Leuwenhöck wieder
»zu gewinnen und jetzt bin ich ihm in der That gut
»geworden. Ich habe mich in meinen eigenen Fall¬
»ſtricken gefangen. Ich denke kaum mehr an den
»Meiſter Floh, ich möchte ewig dem Mann angehö¬
»ren, der mir liebenswürdiger vorkömmt, als alle,
»die ich bis jetzt geſehen.»
Man kann ſich vorſtellen, wie dieſe Gedanken
alles ſelige Entzücken in Peregrinus Bruſt entflamm¬
ten. Er fiel vor der Holden nieder, bedeckte ihre
Händchen mit tauſend glühenden Küſſen, nannte ſie
ſeine Wonne, ſeinen Himmel, ſein ganzes Glück. —
»Nun,» lispelte die Kleine, indem ſie ihn
ſanft an ihre Seite zog, »nun, mein Theurer, wirſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/151>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.