Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.ladung annehmen? Ich habe keinen Groschen Geld Zwei sehr zierlich gekleidete junge Mädchen tra¬ Ey, rief die Eine lachend, ey, Vetterchen, trifft ladung annehmen? Ich habe keinen Groſchen Geld Zwei ſehr zierlich gekleidete junge Mädchen tra¬ Ey, rief die Eine lachend, ey, Vetterchen, trifft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0137" n="132"/> ladung annehmen? Ich habe keinen Groſchen Geld<lb/> und kein Wirth borgt mir mehr.</p><lb/> <p>Zwei ſehr zierlich gekleidete junge Mädchen tra¬<lb/> ten dem Peregrinus geradezu in den Weg. Es waren<lb/> Schweſtern, weitläuftig mit ihm verwandt.</p><lb/> <p>Ey, rief die Eine lachend, ey, Vetterchen, trifft<lb/> man Sie einmal? Es iſt gar nicht hübſch von Ihnen,<lb/> daß Sie ſich ſo einſperren, daß Sie ſich nicht ſehen<lb/> laſſen. Sie glauben nicht, wie Mutterchen Ihnen<lb/> gut iſt, weil Sie ſolch ein verſtändiger Menſch ſind.<lb/> Verſprechen Sie mir, bald zu kommen. Da! Küſſen<lb/> Sie mir die Hand. — Die Gedanken lauteten: Wie,<lb/> was iſt das? Was iſt mit dem Vetter vorgegangen?<lb/> Ich wollte ihn recht in Furcht und Angſt ſetzen.<lb/> Sonſt lief er vor mir, vor jedem Frauenzimmer, und<lb/> jetzt bleibt er ſtehen und guckt mir ſo ganz ſonderbar<lb/> ins Auge und küßt mir die Hand ohne alle Scheu!<lb/> Sollte er in mich verliebt ſeyn? Das fehlte noch!<lb/> Die Mutter ſagt, er ſey etwas dämiſch. Was thut's,<lb/> ich nehme ihn; ein dämiſcher Mann iſt, wenn er<lb/> reich iſt, wie der Vetter, eben der Beſte. Die<lb/> Schweſter hatte mit niedergeſchlagenen Augen und<lb/> hochrothen Wangen blos geliſpelt: Beſuchen Sie uns<lb/> recht bald, lieber Vetter! — Die Gedanken lauteten:<lb/> Der Vetter iſt ein recht hübſcher Menſch und ich be¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0137]
ladung annehmen? Ich habe keinen Groſchen Geld
und kein Wirth borgt mir mehr.
Zwei ſehr zierlich gekleidete junge Mädchen tra¬
ten dem Peregrinus geradezu in den Weg. Es waren
Schweſtern, weitläuftig mit ihm verwandt.
Ey, rief die Eine lachend, ey, Vetterchen, trifft
man Sie einmal? Es iſt gar nicht hübſch von Ihnen,
daß Sie ſich ſo einſperren, daß Sie ſich nicht ſehen
laſſen. Sie glauben nicht, wie Mutterchen Ihnen
gut iſt, weil Sie ſolch ein verſtändiger Menſch ſind.
Verſprechen Sie mir, bald zu kommen. Da! Küſſen
Sie mir die Hand. — Die Gedanken lauteten: Wie,
was iſt das? Was iſt mit dem Vetter vorgegangen?
Ich wollte ihn recht in Furcht und Angſt ſetzen.
Sonſt lief er vor mir, vor jedem Frauenzimmer, und
jetzt bleibt er ſtehen und guckt mir ſo ganz ſonderbar
ins Auge und küßt mir die Hand ohne alle Scheu!
Sollte er in mich verliebt ſeyn? Das fehlte noch!
Die Mutter ſagt, er ſey etwas dämiſch. Was thut's,
ich nehme ihn; ein dämiſcher Mann iſt, wenn er
reich iſt, wie der Vetter, eben der Beſte. Die
Schweſter hatte mit niedergeſchlagenen Augen und
hochrothen Wangen blos geliſpelt: Beſuchen Sie uns
recht bald, lieber Vetter! — Die Gedanken lauteten:
Der Vetter iſt ein recht hübſcher Menſch und ich be¬
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