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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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daß die Distel Zeherit, trotz der rauhen störrigen Aus¬
senseite, sehr human und verständig sey, jedoch sich
stets ein wenig zu anmaßend zeige. Im Grunde ge¬
nommen, habe die Distel mit vollem Rechte die Le¬
bensweise des Herrn Peregrinus getadelt, sey auch
dieß in etwas zu harten Ausdrücken geschehen. Er
seiner Seits, wolle wirklich dem Herrn Peregrinus
rathen, sich von nun an in die Welt zu begeben.

"Glaubt mir," so sprach Meister Floh, "glaubt
mir, Herr Peregrinus, es wird Euch gar manchen
Nutzen bringen, wenn Ihr Eure Einsamkeit verlaßt.
Für's Erste dürft Ihr nicht mehr fürchten, scheu
und verlegen zu erscheinen, da Ihr, das geheimni߬
volle Glas im Auge, die Gedanken der Menschen
beherrschet, es daher ganz unmöglich ist, daß Ihr
nicht überall den richtigen Takt behaupten solltet. Wie
fest, wie ruhig könnt Ihr vor den höchsten Häup¬
tern auftreten, da ihr Innerstes klar vor Euren Au¬
gen liegt. Bewegt Ihr Euch frei in der Welt, so
wird Euer Blut leichter fließen, jedes trübsinnige
Brüten aufhören und, was das Beste ist, bunte Ideen
und Gedanken werden aufgehen in Euerm Gehirn,
das Bild der schönen Gamaheh wird von seinem Glanz
verlieren und bald seyd Ihr dann besser im Stande,
mir Wort zu halten."

daß die Diſtel Zeherit, trotz der rauhen ſtörrigen Auſ¬
ſenſeite, ſehr human und verſtändig ſey, jedoch ſich
ſtets ein wenig zu anmaßend zeige. Im Grunde ge¬
nommen, habe die Diſtel mit vollem Rechte die Le¬
bensweiſe des Herrn Peregrinus getadelt, ſey auch
dieß in etwas zu harten Ausdrücken geſchehen. Er
ſeiner Seits, wolle wirklich dem Herrn Peregrinus
rathen, ſich von nun an in die Welt zu begeben.

»Glaubt mir,» ſo ſprach Meiſter Floh, »glaubt
mir, Herr Peregrinus, es wird Euch gar manchen
Nutzen bringen, wenn Ihr Eure Einſamkeit verlaßt.
Für's Erſte dürft Ihr nicht mehr fürchten, ſcheu
und verlegen zu erſcheinen, da Ihr, das geheimni߬
volle Glas im Auge, die Gedanken der Menſchen
beherrſchet, es daher ganz unmöglich iſt, daß Ihr
nicht überall den richtigen Takt behaupten ſolltet. Wie
feſt, wie ruhig könnt Ihr vor den höchſten Häup¬
tern auftreten, da ihr Innerſtes klar vor Euren Au¬
gen liegt. Bewegt Ihr Euch frei in der Welt, ſo
wird Euer Blut leichter fließen, jedes trübſinnige
Brüten aufhören und, was das Beſte iſt, bunte Ideen
und Gedanken werden aufgehen in Euerm Gehirn,
das Bild der ſchönen Gamaheh wird von ſeinem Glanz
verlieren und bald ſeyd Ihr dann beſſer im Stande,
mir Wort zu halten.»

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[130/0135] daß die Diſtel Zeherit, trotz der rauhen ſtörrigen Auſ¬ ſenſeite, ſehr human und verſtändig ſey, jedoch ſich ſtets ein wenig zu anmaßend zeige. Im Grunde ge¬ nommen, habe die Diſtel mit vollem Rechte die Le¬ bensweiſe des Herrn Peregrinus getadelt, ſey auch dieß in etwas zu harten Ausdrücken geſchehen. Er ſeiner Seits, wolle wirklich dem Herrn Peregrinus rathen, ſich von nun an in die Welt zu begeben. »Glaubt mir,» ſo ſprach Meiſter Floh, »glaubt mir, Herr Peregrinus, es wird Euch gar manchen Nutzen bringen, wenn Ihr Eure Einſamkeit verlaßt. Für's Erſte dürft Ihr nicht mehr fürchten, ſcheu und verlegen zu erſcheinen, da Ihr, das geheimni߬ volle Glas im Auge, die Gedanken der Menſchen beherrſchet, es daher ganz unmöglich iſt, daß Ihr nicht überall den richtigen Takt behaupten ſolltet. Wie feſt, wie ruhig könnt Ihr vor den höchſten Häup¬ tern auftreten, da ihr Innerſtes klar vor Euren Au¬ gen liegt. Bewegt Ihr Euch frei in der Welt, ſo wird Euer Blut leichter fließen, jedes trübſinnige Brüten aufhören und, was das Beſte iſt, bunte Ideen und Gedanken werden aufgehen in Euerm Gehirn, das Bild der ſchönen Gamaheh wird von ſeinem Glanz verlieren und bald ſeyd Ihr dann beſſer im Stande, mir Wort zu halten.»

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/135>, abgerufen am 25.11.2024.