"Grinsen, welches aussehen sollte wie schlaues Lächeln, "Wagen geholt? -- Nach Hause gebracht? -- War "alles nicht vonnöthen! Die schöne Dame, das aller¬ "liebste Ding, ist im Hause geblieben, befindet sich "noch hier und wird das Haus auch wohl nicht vor "der Hand verlassen."
Peregrinus fuhr auf im freudigen Schreck; die Alte erzählte ihm nun, wie, als die Dame die Treppe auf eine Art herabgesprungen, daß ihr Hören und Sehen vergangen, unten der alte Herr Swam¬ mer in der Thüre seines Zimmers gestanden mit ei¬ nem mächtigen Armleuchter in der Hand. Der alte Herr habe unter vielen Verbeugungen, wie es sonst gar nicht seine Art sey, die Dame in sein Zimmer einge¬ laden, diese sey auch gleich ohne Anstand hineinge¬ schlüpft und Herr Swammer habe dann die Thüre fest verschlossen und verriegelt.
Viel zu sonderbar sey ihr doch des menschen¬ scheuen Herrn Swammers Beginnen vorgekommen, um nicht ein wenig an der Thüre zu lauschen und durch das Schlüsselloch zu kucken. Da habe dann Herr Swammer mitten im Zimmer gestanden und so beweglich und klüglich zu der Dame gesprochen, daß ihr, der Alten, die Thränen in die Augen ge¬ kommen, unerachtet sie kein einziges Wort ver¬
»Grinſen, welches ausſehen ſollte wie ſchlaues Lächeln, »Wagen geholt? — Nach Hauſe gebracht? — War »alles nicht vonnöthen! Die ſchöne Dame, das aller¬ »liebſte Ding, iſt im Hauſe geblieben, befindet ſich »noch hier und wird das Haus auch wohl nicht vor »der Hand verlaſſen.»
Peregrinus fuhr auf im freudigen Schreck; die Alte erzählte ihm nun, wie, als die Dame die Treppe auf eine Art herabgeſprungen, daß ihr Hören und Sehen vergangen, unten der alte Herr Swam¬ mer in der Thüre ſeines Zimmers geſtanden mit ei¬ nem mächtigen Armleuchter in der Hand. Der alte Herr habe unter vielen Verbeugungen, wie es ſonſt gar nicht ſeine Art ſey, die Dame in ſein Zimmer einge¬ laden, dieſe ſey auch gleich ohne Anſtand hineinge¬ ſchlüpft und Herr Swammer habe dann die Thüre feſt verſchloſſen und verriegelt.
Viel zu ſonderbar ſey ihr doch des menſchen¬ ſcheuen Herrn Swammers Beginnen vorgekommen, um nicht ein wenig an der Thüre zu lauſchen und durch das Schlüſſelloch zu kucken. Da habe dann Herr Swammer mitten im Zimmer geſtanden und ſo beweglich und klüglich zu der Dame geſprochen, daß ihr, der Alten, die Thränen in die Augen ge¬ kommen, unerachtet ſie kein einziges Wort ver¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0109"n="104"/>
»Grinſen, welches ausſehen ſollte wie ſchlaues Lächeln,<lb/>
»Wagen geholt? — Nach Hauſe gebracht? — War<lb/>
»alles nicht vonnöthen! Die ſchöne Dame, das aller¬<lb/>
»liebſte Ding, iſt im Hauſe geblieben, befindet ſich<lb/>
»noch hier und wird das Haus auch wohl nicht vor<lb/>
»der Hand verlaſſen.»</p><lb/><p>Peregrinus fuhr auf im freudigen Schreck; die<lb/>
Alte erzählte ihm nun, wie, als die Dame die<lb/>
Treppe auf eine Art herabgeſprungen, daß ihr Hören<lb/>
und Sehen vergangen, unten der alte Herr Swam¬<lb/>
mer in der Thüre ſeines Zimmers geſtanden mit ei¬<lb/>
nem mächtigen Armleuchter in der Hand. Der alte<lb/>
Herr habe unter vielen Verbeugungen, wie es ſonſt gar<lb/>
nicht ſeine Art ſey, die Dame in ſein Zimmer einge¬<lb/>
laden, dieſe ſey auch gleich ohne Anſtand hineinge¬<lb/>ſchlüpft und Herr Swammer habe dann die Thüre<lb/>
feſt verſchloſſen und verriegelt.</p><lb/><p>Viel zu ſonderbar ſey ihr doch des menſchen¬<lb/>ſcheuen Herrn Swammers Beginnen vorgekommen,<lb/>
um nicht ein wenig an der Thüre zu lauſchen und<lb/>
durch das Schlüſſelloch zu kucken. Da habe dann<lb/>
Herr Swammer mitten im Zimmer geſtanden und<lb/>ſo beweglich und klüglich zu der Dame geſprochen,<lb/>
daß ihr, der Alten, die Thränen in die Augen ge¬<lb/>
kommen, unerachtet ſie kein einziges Wort ver¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[104/0109]
»Grinſen, welches ausſehen ſollte wie ſchlaues Lächeln,
»Wagen geholt? — Nach Hauſe gebracht? — War
»alles nicht vonnöthen! Die ſchöne Dame, das aller¬
»liebſte Ding, iſt im Hauſe geblieben, befindet ſich
»noch hier und wird das Haus auch wohl nicht vor
»der Hand verlaſſen.»
Peregrinus fuhr auf im freudigen Schreck; die
Alte erzählte ihm nun, wie, als die Dame die
Treppe auf eine Art herabgeſprungen, daß ihr Hören
und Sehen vergangen, unten der alte Herr Swam¬
mer in der Thüre ſeines Zimmers geſtanden mit ei¬
nem mächtigen Armleuchter in der Hand. Der alte
Herr habe unter vielen Verbeugungen, wie es ſonſt gar
nicht ſeine Art ſey, die Dame in ſein Zimmer einge¬
laden, dieſe ſey auch gleich ohne Anſtand hineinge¬
ſchlüpft und Herr Swammer habe dann die Thüre
feſt verſchloſſen und verriegelt.
Viel zu ſonderbar ſey ihr doch des menſchen¬
ſcheuen Herrn Swammers Beginnen vorgekommen,
um nicht ein wenig an der Thüre zu lauſchen und
durch das Schlüſſelloch zu kucken. Da habe dann
Herr Swammer mitten im Zimmer geſtanden und
ſo beweglich und klüglich zu der Dame geſprochen,
daß ihr, der Alten, die Thränen in die Augen ge¬
kommen, unerachtet ſie kein einziges Wort ver¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/109>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.