"ließen dem Tyrannen zum Hohn Pfefferkörner, "Obstkerne u. d. m. in den Kleidern stecken. Noch¬ "mals meinen herzlichen Dank, guter edler Herr "Peregrinus, für die große Wohlthat, die Ihr "mir erzeigt habt und die ich zu schätzen weiß wie "keiner. Erlaubt, daß ich mich als ein freier Mann "wenige Zeit bei Euch aufhalte; ich kann Euch in "manchen recht wichtigen Angelegenheiten Eures Le¬ "bens so nützlich seyn, als Ihr es kaum denken möget. "Zwar könnte es für gefährlich zu achten seyn, daß "Ihr in heftiger Liebe entbrannt seyd zu dem holden "Wesen --"
"Was sagt Ihr," unterbrach Peregrinus den kleinen Unsichtbaren, "was sagt Ihr Meister, ich -- "ich entbrannt in Liebe?"
"Es ist nicht anders, fuhr Meister Floh fort, "denkt Euch mein Entsetzen, meine Angst, als Ihr "gestern eintratet mit der Prinzessin in den Armen, "ganz erhitzt von wilder Leidenschaft; als sie alle Ver¬ "führungskünste anwandte, die ihr leider nur zu sehr "zu Gebote stehen, um Euch zu meiner Auslieferung "zu bewegen! -- Doch! erst da erkannte ich Eure "Großmuth in ganzem Umfange, als Ihr standhaft "bliebt, als Ihr geschickt so thatet, als wüßtet Ihr "gar nichts von meinem Aufenthalt bei Euch, als
»ließen dem Tyrannen zum Hohn Pfefferkörner, »Obſtkerne u. d. m. in den Kleidern ſtecken. Noch¬ »mals meinen herzlichen Dank, guter edler Herr »Peregrinus, für die große Wohlthat, die Ihr »mir erzeigt habt und die ich zu ſchätzen weiß wie »keiner. Erlaubt, daß ich mich als ein freier Mann »wenige Zeit bei Euch aufhalte; ich kann Euch in »manchen recht wichtigen Angelegenheiten Eures Le¬ »bens ſo nützlich ſeyn, als Ihr es kaum denken möget. »Zwar könnte es für gefährlich zu achten ſeyn, daß »Ihr in heftiger Liebe entbrannt ſeyd zu dem holden »Weſen —»
»Was ſagt Ihr,» unterbrach Peregrinus den kleinen Unſichtbaren, »was ſagt Ihr Meiſter, ich — »ich entbrannt in Liebe?»
»Es iſt nicht anders, fuhr Meiſter Floh fort, »denkt Euch mein Entſetzen, meine Angſt, als Ihr »geſtern eintratet mit der Prinzeſſin in den Armen, »ganz erhitzt von wilder Leidenſchaft; als ſie alle Ver¬ »führungskünſte anwandte, die ihr leider nur zu ſehr »zu Gebote ſtehen, um Euch zu meiner Auslieferung »zu bewegen! — Doch! erſt da erkannte ich Eure »Großmuth in ganzem Umfange, als Ihr ſtandhaft »bliebt, als Ihr geſchickt ſo thatet, als wüßtet Ihr »gar nichts von meinem Aufenthalt bei Euch, als
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»ließen dem Tyrannen zum Hohn Pfefferkörner,
»Obſtkerne u. d. m. in den Kleidern ſtecken. Noch¬
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»Peregrinus, für die große Wohlthat, die Ihr
»mir erzeigt habt und die ich zu ſchätzen weiß wie
»keiner. Erlaubt, daß ich mich als ein freier Mann
»wenige Zeit bei Euch aufhalte; ich kann Euch in
»manchen recht wichtigen Angelegenheiten Eures Le¬
»bens ſo nützlich ſeyn, als Ihr es kaum denken möget.
»Zwar könnte es für gefährlich zu achten ſeyn, daß
»Ihr in heftiger Liebe entbrannt ſeyd zu dem holden
»Weſen —»
»Was ſagt Ihr,» unterbrach Peregrinus den
kleinen Unſichtbaren, »was ſagt Ihr Meiſter, ich —
»ich entbrannt in Liebe?»
»Es iſt nicht anders, fuhr Meiſter Floh fort,
»denkt Euch mein Entſetzen, meine Angſt, als Ihr
»geſtern eintratet mit der Prinzeſſin in den Armen,
»ganz erhitzt von wilder Leidenſchaft; als ſie alle Ver¬
»führungskünſte anwandte, die ihr leider nur zu ſehr
»zu Gebote ſtehen, um Euch zu meiner Auslieferung
»zu bewegen! — Doch! erſt da erkannte ich Eure
»Großmuth in ganzem Umfange, als Ihr ſtandhaft
»bliebt, als Ihr geſchickt ſo thatet, als wüßtet Ihr
»gar nichts von meinem Aufenthalt bei Euch, als
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/101>, abgerufen am 16.07.2024.
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