Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

herrlich das Geheimniß meines Seyns auf¬
gegangen. Ach, es war das wunderbare Ge¬
heimniß der Liebe, das sich nun erst in rein
strahlender Glorie mir erschlossen. Ich stand
auf dem höchsten Punkt des Lebens; abwärts
mußte es sich wenden, damit ein Geschick er¬
füllt werde, das die höhere Macht beschlos¬
sen. -- Diese Zeit war es, die mich wie ein
Traum aus dem Himmel umfing, als ich
das aufzuzeichnen begann, was sich nach Au¬
reliens Wiedersehen mit mir begab. Dich
Fremden, Unbekannten! der du einst diese
Blätter lesen wirst, bat ich, du solltest jene
höchste Sonnenzeit deines eigenen Lebens zu¬
rückrufen, dann würdest du den trostlosen
Jammer des in Reue und Buße ergrauten
Mönchs verstehen und einstimmen in seine
Klagen. Noch einmal bitte ich dich jetzt,
laß jene Zeit im Innern dir aufgehen, und
nicht darf ich dann dir's sagen: wie Aure¬
liens Liebe mich und Alles um mich her ver¬
klärte, wie reger und lebendiger mein Geist

herrlich das Geheimniß meines Seyns auf¬
gegangen. Ach, es war das wunderbare Ge¬
heimniß der Liebe, das ſich nun erſt in rein
ſtrahlender Glorie mir erſchloſſen. Ich ſtand
auf dem hoͤchſten Punkt des Lebens; abwaͤrts
mußte es ſich wenden, damit ein Geſchick er¬
fuͤllt werde, das die hoͤhere Macht beſchloſ¬
ſen. — Dieſe Zeit war es, die mich wie ein
Traum aus dem Himmel umfing, als ich
das aufzuzeichnen begann, was ſich nach Au¬
reliens Wiederſehen mit mir begab. Dich
Fremden, Unbekannten! der du einſt dieſe
Blaͤtter leſen wirſt, bat ich, du ſollteſt jene
hoͤchſte Sonnenzeit deines eigenen Lebens zu¬
ruͤckrufen, dann wuͤrdeſt du den troſtloſen
Jammer des in Reue und Buße ergrauten
Moͤnchs verſtehen und einſtimmen in ſeine
Klagen. Noch einmal bitte ich dich jetzt,
laß jene Zeit im Innern dir aufgehen, und
nicht darf ich dann dir's ſagen: wie Aure¬
liens Liebe mich und Alles um mich her ver¬
klaͤrte, wie reger und lebendiger mein Geiſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0096" n="88"/>
herrlich das Geheimniß meines Seyns auf¬<lb/>
gegangen. Ach, es war das wunderbare Ge¬<lb/>
heimniß der Liebe, das &#x017F;ich nun er&#x017F;t in rein<lb/>
&#x017F;trahlender Glorie mir er&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Ich &#x017F;tand<lb/>
auf dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Punkt des Lebens; abwa&#x0364;rts<lb/>
mußte es &#x017F;ich wenden, damit ein Ge&#x017F;chick er¬<lb/>
fu&#x0364;llt werde, das die ho&#x0364;here Macht be&#x017F;chlo&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en. &#x2014; Die&#x017F;e Zeit war es, die mich wie ein<lb/>
Traum aus dem Himmel umfing, als ich<lb/>
das aufzuzeichnen begann, was &#x017F;ich nach Au¬<lb/>
reliens Wieder&#x017F;ehen mit mir begab. Dich<lb/>
Fremden, Unbekannten! der du ein&#x017F;t die&#x017F;e<lb/>
Bla&#x0364;tter le&#x017F;en wir&#x017F;t, bat ich, du &#x017F;ollte&#x017F;t jene<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Sonnenzeit deines eigenen Lebens zu¬<lb/>
ru&#x0364;ckrufen, dann wu&#x0364;rde&#x017F;t du den tro&#x017F;tlo&#x017F;en<lb/>
Jammer des in Reue und Buße ergrauten<lb/>
Mo&#x0364;nchs ver&#x017F;tehen und ein&#x017F;timmen in &#x017F;eine<lb/>
Klagen. Noch einmal bitte ich dich jetzt,<lb/>
laß jene Zeit im Innern dir aufgehen, und<lb/>
nicht darf ich dann dir's &#x017F;agen: wie Aure¬<lb/>
liens Liebe mich und Alles um mich her ver¬<lb/>
kla&#x0364;rte, wie reger und lebendiger mein Gei&#x017F;t<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0096] herrlich das Geheimniß meines Seyns auf¬ gegangen. Ach, es war das wunderbare Ge¬ heimniß der Liebe, das ſich nun erſt in rein ſtrahlender Glorie mir erſchloſſen. Ich ſtand auf dem hoͤchſten Punkt des Lebens; abwaͤrts mußte es ſich wenden, damit ein Geſchick er¬ fuͤllt werde, das die hoͤhere Macht beſchloſ¬ ſen. — Dieſe Zeit war es, die mich wie ein Traum aus dem Himmel umfing, als ich das aufzuzeichnen begann, was ſich nach Au¬ reliens Wiederſehen mit mir begab. Dich Fremden, Unbekannten! der du einſt dieſe Blaͤtter leſen wirſt, bat ich, du ſollteſt jene hoͤchſte Sonnenzeit deines eigenen Lebens zu¬ ruͤckrufen, dann wuͤrdeſt du den troſtloſen Jammer des in Reue und Buße ergrauten Moͤnchs verſtehen und einſtimmen in ſeine Klagen. Noch einmal bitte ich dich jetzt, laß jene Zeit im Innern dir aufgehen, und nicht darf ich dann dir's ſagen: wie Aure¬ liens Liebe mich und Alles um mich her ver¬ klaͤrte, wie reger und lebendiger mein Geiſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/96
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/96>, abgerufen am 12.12.2024.