verkünden! Sie sind frei! die Untersuchung ist auf Befehl des Fürsten niedergeschlagen worden. Man hat Sie mit einer andern Per¬ son verwechselt, woran Ihre ganz unglaubliche Aehnlichkeit mit dieser Person Schuld ist. Klar, ganz klar ist Ihre Schuldlosigkeit dar¬ gethan! ... Sie sind -- Es schwirrte und sauste und drehte sich alles um mich her. -- Des Richters Gestalt blinkte, hundertfach ver¬ vielfältigt, durch den düstern Nebel, Alles schwand in dicker Finsterniß. -- Ich fühlte endlich, daß man mir die Stirne mit star¬ kem Wasser rieb, und erholte mich aus dem ohnmachtähnlichen Zustande in den ich ver¬ sunken. Der Richter las mir ein kurzes Pro¬ tokoll vor, welches sagte, daß er mir die Niederschlagung des Prozesses bekannt ge¬ macht, und meine Entlassung aus dem Kerker bewirkt habe. Ich unterschrieb schweigend, keines Wortes war ich mächtig. Ein unbe¬ schreibliches, mich im Innersten vernichten¬ des Gefühl ließ keine Freude aufkommen.
verkuͤnden! Sie ſind frei! die Unterſuchung iſt auf Befehl des Fuͤrſten niedergeſchlagen worden. Man hat Sie mit einer andern Per¬ ſon verwechſelt, woran Ihre ganz unglaubliche Aehnlichkeit mit dieſer Perſon Schuld iſt. Klar, ganz klar iſt Ihre Schuldloſigkeit dar¬ gethan! ... Sie ſind — Es ſchwirrte und ſauſte und drehte ſich alles um mich her. — Des Richters Geſtalt blinkte, hundertfach ver¬ vielfaͤltigt, durch den duͤſtern Nebel, Alles ſchwand in dicker Finſterniß. — Ich fuͤhlte endlich, daß man mir die Stirne mit ſtar¬ kem Waſſer rieb, und erholte mich aus dem ohnmachtaͤhnlichen Zuſtande in den ich ver¬ ſunken. Der Richter las mir ein kurzes Pro¬ tokoll vor, welches ſagte, daß er mir die Niederſchlagung des Prozeſſes bekannt ge¬ macht, und meine Entlaſſung aus dem Kerker bewirkt habe. Ich unterſchrieb ſchweigend, keines Wortes war ich maͤchtig. Ein unbe¬ ſchreibliches, mich im Innerſten vernichten¬ des Gefuͤhl ließ keine Freude aufkommen.
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[67/0075]
verkuͤnden! Sie ſind frei! die Unterſuchung
iſt auf Befehl des Fuͤrſten niedergeſchlagen
worden. Man hat Sie mit einer andern Per¬
ſon verwechſelt, woran Ihre ganz unglaubliche
Aehnlichkeit mit dieſer Perſon Schuld iſt.
Klar, ganz klar iſt Ihre Schuldloſigkeit dar¬
gethan! ... Sie ſind — Es ſchwirrte und
ſauſte und drehte ſich alles um mich her. —
Des Richters Geſtalt blinkte, hundertfach ver¬
vielfaͤltigt, durch den duͤſtern Nebel, Alles
ſchwand in dicker Finſterniß. — Ich fuͤhlte
endlich, daß man mir die Stirne mit ſtar¬
kem Waſſer rieb, und erholte mich aus dem
ohnmachtaͤhnlichen Zuſtande in den ich ver¬
ſunken. Der Richter las mir ein kurzes Pro¬
tokoll vor, welches ſagte, daß er mir die
Niederſchlagung des Prozeſſes bekannt ge¬
macht, und meine Entlaſſung aus dem Kerker
bewirkt habe. Ich unterſchrieb ſchweigend,
keines Wortes war ich maͤchtig. Ein unbe¬
ſchreibliches, mich im Innerſten vernichten¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/75>, abgerufen am 30.11.2024.
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