"terbrach mich der Mahler: ich war es, der "überall Dir nahe war, um Dich zu retten "von Verderben und Schmach, aber Dein "Sinn blieb verschlossen! Das Werk zu dem "Du erkohren, mußt Du vollbringen zu Deinem "eignen Heil." -- Ach, rief ich voll Verzweif¬ "lung: warum hieltst Du nicht meinen Arm "zurück, als ich in verruchtem Frevel je¬ "nen Jüngling ... "Das war mir nicht ver¬ gönnt, fiel der Mahler ein: Frage nicht wei¬ ter! vermessen ist es, vorgreifen zu wollen dem, was die ewige Macht beschlossen. ... Medardus! Du gehst Deinem Ziel entgegen... Morgen!" -- Ich erbebte in eiskaltem Schauer, denn ich glaubte, den Mahler ganz zu verste¬ hen. Er wußte und billigte den beschlosse¬ nen Selbstmord. Der Mahler wankte mit leisem Tritt nach der Thür des Kerkers. "Wann, wann sehe ich Dich wieder?" -- Am Ziele! -- rief er, sich noch einmal nach mir umwendend, feyerlich und stark, daß das Gewölbe dröhnte -- "Also Morgen?" -- Lei¬
II. [ 5 ]
„terbrach mich der Mahler: ich war es, der „uͤberall Dir nahe war, um Dich zu retten „von Verderben und Schmach, aber Dein „Sinn blieb verſchloſſen! Das Werk zu dem „Du erkohren, mußt Du vollbringen zu Deinem „eignen Heil.“ — Ach, rief ich voll Verzweif¬ „lung: warum hieltſt Du nicht meinen Arm „zuruͤck, als ich in verruchtem Frevel je¬ „nen Juͤngling ... „Das war mir nicht ver¬ goͤnnt, fiel der Mahler ein: Frage nicht wei¬ ter! vermeſſen iſt es, vorgreifen zu wollen dem, was die ewige Macht beſchloſſen. ... Medardus! Du gehſt Deinem Ziel entgegen... Morgen!“ — Ich erbebte in eiskaltem Schauer, denn ich glaubte, den Mahler ganz zu verſte¬ hen. Er wußte und billigte den beſchloſſe¬ nen Selbſtmord. Der Mahler wankte mit leiſem Tritt nach der Thuͤr des Kerkers. „Wann, wann ſehe ich Dich wieder?“ — Am Ziele! — rief er, ſich noch einmal nach mir umwendend, feyerlich und ſtark, daß das Gewoͤlbe droͤhnte — „Alſo Morgen?“ — Lei¬
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„terbrach mich der Mahler: ich war es, der
„uͤberall Dir nahe war, um Dich zu retten
„von Verderben und Schmach, aber Dein
„Sinn blieb verſchloſſen! Das Werk zu dem
„Du erkohren, mußt Du vollbringen zu Deinem
„eignen Heil.“ — Ach, rief ich voll Verzweif¬
„lung: warum hieltſt Du nicht meinen Arm
„zuruͤck, als ich in verruchtem Frevel je¬
„nen Juͤngling ... „Das war mir nicht ver¬
goͤnnt, fiel der Mahler ein: Frage nicht wei¬
ter! vermeſſen iſt es, vorgreifen zu wollen
dem, was die ewige Macht beſchloſſen. ...
Medardus! Du gehſt Deinem Ziel entgegen...
Morgen!“ — Ich erbebte in eiskaltem Schauer,
denn ich glaubte, den Mahler ganz zu verſte¬
hen. Er wußte und billigte den beſchloſſe¬
nen Selbſtmord. Der Mahler wankte mit
leiſem Tritt nach der Thuͤr des Kerkers.
„Wann, wann ſehe ich Dich wieder?“ — Am
Ziele! — rief er, ſich noch einmal nach
mir umwendend, feyerlich und ſtark, daß das
Gewoͤlbe droͤhnte — „Alſo Morgen?“ — Lei¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/73>, abgerufen am 30.11.2024.
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