fort, er rührte von den schweren Ketten her, die ich trug, doch empfand ich noch außer¬ dem einen Druck über den Augen, die ich nicht aufzuschlagen vermochte. Endlich war es, als würde plötzlich eine Last mir von der Stirn genommen, ich richtete mich schnell empor, ein Dominikanermönch stand vor mei¬ nem Strohlager. Mein Traum trat in das Le¬ ben, eiskalt rieselte es mir durch die Adern. Un¬ beweglich, wie eine Bildsäule, mit übereinander geschlagenen Armen stand der Mönch da, und starrte mich an mit den hohlen schwarzen Augen. Ich erkannte den gräßlichen Mahler, und fiel halb ohnmächtig auf mein Strohlager zu¬ rück. -- Vielleicht war es nur eine Täuschung der durch den Traum aufgeregten Sinne? Ich ermannte mich, ich richtete mich auf, aber unbeweglich stand der Mönch und starrte mich an mit den hohlen schwarzen Augen. Da schrie ich in wahnsinniger Verzweiflung: "Entsetzlicher Mensch ... hebe dich weg! ... Nein! ... Kein Mensch, Du bist der Wider¬
fort, er ruͤhrte von den ſchweren Ketten her, die ich trug, doch empfand ich noch außer¬ dem einen Druck uͤber den Augen, die ich nicht aufzuſchlagen vermochte. Endlich war es, als wuͤrde ploͤtzlich eine Laſt mir von der Stirn genommen, ich richtete mich ſchnell empor, ein Dominikanermoͤnch ſtand vor mei¬ nem Strohlager. Mein Traum trat in das Le¬ ben, eiskalt rieſelte es mir durch die Adern. Un¬ beweglich, wie eine Bildſaͤule, mit uͤbereinander geſchlagenen Armen ſtand der Moͤnch da, und ſtarrte mich an mit den hohlen ſchwarzen Augen. Ich erkannte den graͤßlichen Mahler, und fiel halb ohnmaͤchtig auf mein Strohlager zu¬ ruͤck. — Vielleicht war es nur eine Taͤuſchung der durch den Traum aufgeregten Sinne? Ich ermannte mich, ich richtete mich auf, aber unbeweglich ſtand der Moͤnch und ſtarrte mich an mit den hohlen ſchwarzen Augen. Da ſchrie ich in wahnſinniger Verzweiflung: „Entſetzlicher Menſch ... hebe dich weg! ... Nein! ... Kein Menſch, Du biſt der Wider¬
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fort, er ruͤhrte von den ſchweren Ketten her,
die ich trug, doch empfand ich noch außer¬
dem einen Druck uͤber den Augen, die ich
nicht aufzuſchlagen vermochte. Endlich war
es, als wuͤrde ploͤtzlich eine Laſt mir von der
Stirn genommen, ich richtete mich ſchnell
empor, ein Dominikanermoͤnch ſtand vor mei¬
nem Strohlager. Mein Traum trat in das Le¬
ben, eiskalt rieſelte es mir durch die Adern. Un¬
beweglich, wie eine Bildſaͤule, mit uͤbereinander
geſchlagenen Armen ſtand der Moͤnch da, und
ſtarrte mich an mit den hohlen ſchwarzen Augen.
Ich erkannte den graͤßlichen Mahler, und fiel
halb ohnmaͤchtig auf mein Strohlager zu¬
ruͤck. — Vielleicht war es nur eine Taͤuſchung
der durch den Traum aufgeregten Sinne?
Ich ermannte mich, ich richtete mich auf,
aber unbeweglich ſtand der Moͤnch und ſtarrte
mich an mit den hohlen ſchwarzen Augen.
Da ſchrie ich in wahnſinniger Verzweiflung:
„Entſetzlicher Menſch ... hebe dich weg! ...
Nein! ... Kein Menſch, Du biſt der Wider¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/70>, abgerufen am 29.11.2024.
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