und stieß nach meinem Herzen, aber der Arm fuhr unwillkürlich herauf! ich traf den Hals und am Zeichen des Kreuzes sprang die Klinge wie in Glasscherben, ohne mich zu verwunden. Da ergriffen mich die Hen¬ kersknechte, und stießen mich hinab in ein tie¬ fes unterirdisches Gewölbe. Der Dominika¬ ner und der Richter stiegen mir nach. Noch einmal forderte mich dieser auf, zu gestehen. Nochmals strengte ich mich an, aber in tol¬ lem Zwiespalt stand Rede und Gedanke. -- Reuevoll, zerknirscht von tiefer Schmach, be¬ kannte ich im Innern Alles -- abgeschmackt, verwirrt, sinnlos war, was der Mund aus¬ stieß. Auf den Wink des Dominikaners zo¬ gen mich die Henkersknechte nackt aus, schnür¬ ten mir beide Arme über den Rücken zusam¬ men, und hinaufgewunden fühlte ich, wie die ausgedehnten Gelenke knackend zerbröckeln wollten. In heillosem, wüthendem Schmerz schrie ich laut auf, und erwachte. Der Schmerz an den Händen und Füßen dauerte
und ſtieß nach meinem Herzen, aber der Arm fuhr unwillkuͤrlich herauf! ich traf den Hals und am Zeichen des Kreuzes ſprang die Klinge wie in Glasſcherben, ohne mich zu verwunden. Da ergriffen mich die Hen¬ kersknechte, und ſtießen mich hinab in ein tie¬ fes unterirdiſches Gewoͤlbe. Der Dominika¬ ner und der Richter ſtiegen mir nach. Noch einmal forderte mich dieſer auf, zu geſtehen. Nochmals ſtrengte ich mich an, aber in tol¬ lem Zwieſpalt ſtand Rede und Gedanke. — Reuevoll, zerknirſcht von tiefer Schmach, be¬ kannte ich im Innern Alles — abgeſchmackt, verwirrt, ſinnlos war, was der Mund aus¬ ſtieß. Auf den Wink des Dominikaners zo¬ gen mich die Henkersknechte nackt aus, ſchnuͤr¬ ten mir beide Arme uͤber den Ruͤcken zuſam¬ men, und hinaufgewunden fuͤhlte ich, wie die ausgedehnten Gelenke knackend zerbroͤckeln wollten. In heilloſem, wuͤthendem Schmerz ſchrie ich laut auf, und erwachte. Der Schmerz an den Haͤnden und Fuͤßen dauerte
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Arm fuhr unwillkuͤrlich herauf! ich traf
den Hals und am Zeichen des Kreuzes ſprang
die Klinge wie in Glasſcherben, ohne mich
zu verwunden. Da ergriffen mich die Hen¬
kersknechte, und ſtießen mich hinab in ein tie¬
fes unterirdiſches Gewoͤlbe. Der Dominika¬
ner und der Richter ſtiegen mir nach. Noch
einmal forderte mich dieſer auf, zu geſtehen.
Nochmals ſtrengte ich mich an, aber in tol¬
lem Zwieſpalt ſtand Rede und Gedanke. —
Reuevoll, zerknirſcht von tiefer Schmach, be¬
kannte ich im Innern Alles — abgeſchmackt,
verwirrt, ſinnlos war, was der Mund aus¬
ſtieß. Auf den Wink des Dominikaners zo¬
gen mich die Henkersknechte nackt aus, ſchnuͤr¬
ten mir beide Arme uͤber den Ruͤcken zuſam¬
men, und hinaufgewunden fuͤhlte ich, wie die
ausgedehnten Gelenke knackend zerbroͤckeln
wollten. In heilloſem, wuͤthendem Schmerz
ſchrie ich laut auf, und erwachte. Der
Schmerz an den Haͤnden und Fuͤßen dauerte
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/69>, abgerufen am 29.11.2024.
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