kommen würde, es war aber dem nicht so; vielmehr frug er, warum ich habe aus dem Gefängniß entfliehen wollen? -- Ich versicherte, daß mir dies nicht in den Sinn gekommen sey. Das Zeugniß des Gefangenwärters, der mich an das Fenster hinaufkletternd angetrof¬ fen, schien aber wider mich zu sprechen. Der Richter drohte mir, daß ich nach einem zweiten Versuch angeschlossen werden solle. Ich wurde in den Kerker zurückgeführt. -- Man hatte mir das Bette genommen und ein Stroh¬ lager auf dem Boden bereitet, der Tisch war festgeschraubt, statt des Stuhles fand ich ei¬ ne sehr niedrige Bank. Es vergingen drei Tage, ohne daß man weiter nach mir frug, ich sah nur das mürrische Gesicht eines al¬ ten Knechts, der mir das Essen brachte, und Abends die Lampe ansteckte. Da ließ die ge¬ spannte Stimmung nach, in der es mir war, als stehe ich im lustigen Kampf auf Leben und Tod, den ich wie ein wackrer Streiter ausfechten werde. Ich fiel in ein
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kommen wuͤrde, es war aber dem nicht ſo; vielmehr frug er, warum ich habe aus dem Gefaͤngniß entfliehen wollen? — Ich verſicherte, daß mir dies nicht in den Sinn gekommen ſey. Das Zeugniß des Gefangenwaͤrters, der mich an das Fenſter hinaufkletternd angetrof¬ fen, ſchien aber wider mich zu ſprechen. Der Richter drohte mir, daß ich nach einem zweiten Verſuch angeſchloſſen werden ſolle. Ich wurde in den Kerker zuruͤckgefuͤhrt. — Man hatte mir das Bette genommen und ein Stroh¬ lager auf dem Boden bereitet, der Tiſch war feſtgeſchraubt, ſtatt des Stuhles fand ich ei¬ ne ſehr niedrige Bank. Es vergingen drei Tage, ohne daß man weiter nach mir frug, ich ſah nur das muͤrriſche Geſicht eines al¬ ten Knechts, der mir das Eſſen brachte, und Abends die Lampe anſteckte. Da ließ die ge¬ ſpannte Stimmung nach, in der es mir war, als ſtehe ich im luſtigen Kampf auf Leben und Tod, den ich wie ein wackrer Streiter ausfechten werde. Ich fiel in ein
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kommen wuͤrde, es war aber dem nicht ſo;
vielmehr frug er, warum ich habe aus dem
Gefaͤngniß entfliehen wollen? — Ich verſicherte,
daß mir dies nicht in den Sinn gekommen
ſey. Das Zeugniß des Gefangenwaͤrters, der
mich an das Fenſter hinaufkletternd angetrof¬
fen, ſchien aber wider mich zu ſprechen.
Der Richter drohte mir, daß ich nach einem
zweiten Verſuch angeſchloſſen werden ſolle.
Ich wurde in den Kerker zuruͤckgefuͤhrt. — Man
hatte mir das Bette genommen und ein Stroh¬
lager auf dem Boden bereitet, der Tiſch war
feſtgeſchraubt, ſtatt des Stuhles fand ich ei¬
ne ſehr niedrige Bank. Es vergingen drei
Tage, ohne daß man weiter nach mir frug,
ich ſah nur das muͤrriſche Geſicht eines al¬
ten Knechts, der mir das Eſſen brachte, und
Abends die Lampe anſteckte. Da ließ die ge¬
ſpannte Stimmung nach, in der es mir
war, als ſtehe ich im luſtigen Kampf auf
Leben und Tod, den ich wie ein wackrer
Streiter ausfechten werde. Ich fiel in ein
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/41>, abgerufen am 24.11.2024.
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