Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

meiner Sünden erschlossen und ich erkannte,
daß ich, ausgerüstet mit aller Kraft der Tu¬
gend und Frömmigkeit, doch wie ein muthlo¬
ser Feigling dem Satan, der den verbreche¬
rischen Stamm zu hegen trachtete, daß er fort
und fort gedeihe, nicht zu widerstehen ver¬
mochte. Gering war der Keim des Bösen
in mir, als ich des Conzertmeisters Schwe¬
ster sah, als der freveliche Stolz in mir er¬
wachte, aber da spielte mir der Satan jenes
Elixier in die Hände, das mein Blut wie
ein verdammtes Gift, in Gährung setzte.
Nicht achtete ich des unbekannten Malers,
des Priors, der Aebtissin ernste Mahnung. --
Aureliens Erscheinung am Beichtstuhl vollen¬
dete den Verbrecher. Wie eine physische
Krankheit von jenem Gift erzeugt, brach die
Sünde hervor. Wie konnte der dem Satan
Ergebene das Band erkennen, das die Macht
des Himmels als Symbol der ewigen Liebe
um mich und Aurelien geschlungen? -- Scha¬
denfroh fesselte mich der Satan an einen

meiner Suͤnden erſchloſſen und ich erkannte,
daß ich, ausgeruͤſtet mit aller Kraft der Tu¬
gend und Froͤmmigkeit, doch wie ein muthlo¬
ſer Feigling dem Satan, der den verbreche¬
riſchen Stamm zu hegen trachtete, daß er fort
und fort gedeihe, nicht zu widerſtehen ver¬
mochte. Gering war der Keim des Boͤſen
in mir, als ich des Conzertmeiſters Schwe¬
ſter ſah, als der freveliche Stolz in mir er¬
wachte, aber da ſpielte mir der Satan jenes
Elixier in die Haͤnde, das mein Blut wie
ein verdammtes Gift, in Gaͤhrung ſetzte.
Nicht achtete ich des unbekannten Malers,
des Priors, der Aebtiſſin ernſte Mahnung. —
Aureliens Erſcheinung am Beichtſtuhl vollen¬
dete den Verbrecher. Wie eine phyſiſche
Krankheit von jenem Gift erzeugt, brach die
Suͤnde hervor. Wie konnte der dem Satan
Ergebene das Band erkennen, das die Macht
des Himmels als Symbol der ewigen Liebe
um mich und Aurelien geſchlungen? — Scha¬
denfroh feſſelte mich der Satan an einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0370" n="362"/>
meiner Su&#x0364;nden er&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und ich erkannte,<lb/>
daß ich, ausgeru&#x0364;&#x017F;tet mit aller Kraft der Tu¬<lb/>
gend und Fro&#x0364;mmigkeit, doch wie ein muthlo¬<lb/>
&#x017F;er Feigling dem Satan, der den verbreche¬<lb/>
ri&#x017F;chen Stamm zu hegen trachtete, daß er fort<lb/>
und fort gedeihe, nicht zu wider&#x017F;tehen ver¬<lb/>
mochte. Gering war der Keim des Bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
in mir, als ich des Conzertmei&#x017F;ters Schwe¬<lb/>
&#x017F;ter &#x017F;ah, als der freveliche Stolz in mir er¬<lb/>
wachte, aber da &#x017F;pielte mir der Satan jenes<lb/>
Elixier in die Ha&#x0364;nde, das mein Blut wie<lb/>
ein verdammtes Gift, in Ga&#x0364;hrung &#x017F;etzte.<lb/>
Nicht achtete ich des unbekannten Malers,<lb/>
des Priors, der Aebti&#x017F;&#x017F;in ern&#x017F;te Mahnung. &#x2014;<lb/>
Aureliens Er&#x017F;cheinung am Beicht&#x017F;tuhl vollen¬<lb/>
dete den Verbrecher. Wie eine phy&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Krankheit von jenem Gift erzeugt, brach die<lb/>
Su&#x0364;nde hervor. Wie konnte der dem Satan<lb/>
Ergebene das Band erkennen, das die Macht<lb/>
des Himmels als Symbol der ewigen Liebe<lb/>
um mich und Aurelien ge&#x017F;chlungen? &#x2014; Scha¬<lb/>
denfroh fe&#x017F;&#x017F;elte mich der Satan an einen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0370] meiner Suͤnden erſchloſſen und ich erkannte, daß ich, ausgeruͤſtet mit aller Kraft der Tu¬ gend und Froͤmmigkeit, doch wie ein muthlo¬ ſer Feigling dem Satan, der den verbreche¬ riſchen Stamm zu hegen trachtete, daß er fort und fort gedeihe, nicht zu widerſtehen ver¬ mochte. Gering war der Keim des Boͤſen in mir, als ich des Conzertmeiſters Schwe¬ ſter ſah, als der freveliche Stolz in mir er¬ wachte, aber da ſpielte mir der Satan jenes Elixier in die Haͤnde, das mein Blut wie ein verdammtes Gift, in Gaͤhrung ſetzte. Nicht achtete ich des unbekannten Malers, des Priors, der Aebtiſſin ernſte Mahnung. — Aureliens Erſcheinung am Beichtſtuhl vollen¬ dete den Verbrecher. Wie eine phyſiſche Krankheit von jenem Gift erzeugt, brach die Suͤnde hervor. Wie konnte der dem Satan Ergebene das Band erkennen, das die Macht des Himmels als Symbol der ewigen Liebe um mich und Aurelien geſchlungen? — Scha¬ denfroh feſſelte mich der Satan an einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/370
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/370>, abgerufen am 27.11.2024.