"es mir leicht gewesen seyn würde, die Wahr¬ "heit meiner Angaben ganz unzweifelhaft "nachzuweisen, wenn nicht ein ganz beson¬ "derer Zufall mich um meine Brieftasche ge¬ "bracht hätte, worin mein Paß, meine Rei¬ "seroute und verschiedene andere Scripturen "befindlich waren, die jenem Zweck gedient "hätten." -- Der Richter fuhr sichtlich auf, er sah mich scharf an, und frug mit beinahe spöttischem Ton, welcher Zufall mich denn außer Stande gesetzt hätte, mich, wie es verlangt werden müßte, zu legitimiren. "Vor "mehreren Monathen, so erzählte ich: be¬ "fand ich mich auf dem Wege hieher im Ge¬ "bürge. Die anmuthige Jahreszeit, so wie "die herrliche romantische Gegend bestimm¬ "ten mich, den Weg zu Fuße zu machen. Er¬ "müdet saß ich eines Tages in dem Wirths¬ "hause eines kleinen Dörfchens; ich hatte "mir Erfrischungen reichen lassen und ein "Blättchen aus meiner Brieftasche genom¬ "men, um irgend Etwas, das mir eingefallen
„es mir leicht geweſen ſeyn wuͤrde, die Wahr¬ „heit meiner Angaben ganz unzweifelhaft „nachzuweiſen, wenn nicht ein ganz beſon¬ „derer Zufall mich um meine Brieftaſche ge¬ „bracht haͤtte, worin mein Paß, meine Rei¬ „ſeroute und verſchiedene andere Scripturen „befindlich waren, die jenem Zweck gedient „haͤtten.“ — Der Richter fuhr ſichtlich auf, er ſah mich ſcharf an, und frug mit beinahe ſpoͤttiſchem Ton, welcher Zufall mich denn außer Stande geſetzt haͤtte, mich, wie es verlangt werden muͤßte, zu legitimiren. „Vor „mehreren Monathen, ſo erzaͤhlte ich: be¬ „fand ich mich auf dem Wege hieher im Ge¬ „buͤrge. Die anmuthige Jahreszeit, ſo wie „die herrliche romantiſche Gegend beſtimm¬ „ten mich, den Weg zu Fuße zu machen. Er¬ „muͤdet ſaß ich eines Tages in dem Wirths¬ „hauſe eines kleinen Doͤrfchens; ich hatte „mir Erfriſchungen reichen laſſen und ein „Blaͤttchen aus meiner Brieftaſche genom¬ „men, um irgend Etwas, das mir eingefallen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0037"n="29"/>„es mir leicht geweſen ſeyn wuͤrde, die Wahr¬<lb/>„heit meiner Angaben ganz unzweifelhaft<lb/>„nachzuweiſen, wenn nicht ein ganz beſon¬<lb/>„derer Zufall mich um meine Brieftaſche ge¬<lb/>„bracht haͤtte, worin mein Paß, meine Rei¬<lb/>„ſeroute und verſchiedene andere Scripturen<lb/>„befindlich waren, die jenem Zweck gedient<lb/>„haͤtten.“— Der Richter fuhr ſichtlich auf,<lb/>
er ſah mich ſcharf an, und frug mit beinahe<lb/>ſpoͤttiſchem Ton, welcher Zufall mich denn<lb/>
außer Stande geſetzt haͤtte, mich, wie es<lb/>
verlangt werden muͤßte, zu legitimiren. „Vor<lb/>„mehreren Monathen, ſo erzaͤhlte ich: be¬<lb/>„fand ich mich auf dem Wege hieher im Ge¬<lb/>„buͤrge. Die anmuthige Jahreszeit, ſo wie<lb/>„die herrliche romantiſche Gegend beſtimm¬<lb/>„ten mich, den Weg zu Fuße zu machen. Er¬<lb/>„muͤdet ſaß ich eines Tages in dem Wirths¬<lb/>„hauſe eines kleinen Doͤrfchens; ich hatte<lb/>„mir Erfriſchungen reichen laſſen und ein<lb/>„Blaͤttchen aus meiner Brieftaſche genom¬<lb/>„men, um irgend Etwas, das mir eingefallen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[29/0037]
„es mir leicht geweſen ſeyn wuͤrde, die Wahr¬
„heit meiner Angaben ganz unzweifelhaft
„nachzuweiſen, wenn nicht ein ganz beſon¬
„derer Zufall mich um meine Brieftaſche ge¬
„bracht haͤtte, worin mein Paß, meine Rei¬
„ſeroute und verſchiedene andere Scripturen
„befindlich waren, die jenem Zweck gedient
„haͤtten.“ — Der Richter fuhr ſichtlich auf,
er ſah mich ſcharf an, und frug mit beinahe
ſpoͤttiſchem Ton, welcher Zufall mich denn
außer Stande geſetzt haͤtte, mich, wie es
verlangt werden muͤßte, zu legitimiren. „Vor
„mehreren Monathen, ſo erzaͤhlte ich: be¬
„fand ich mich auf dem Wege hieher im Ge¬
„buͤrge. Die anmuthige Jahreszeit, ſo wie
„die herrliche romantiſche Gegend beſtimm¬
„ten mich, den Weg zu Fuße zu machen. Er¬
„muͤdet ſaß ich eines Tages in dem Wirths¬
„hauſe eines kleinen Doͤrfchens; ich hatte
„mir Erfriſchungen reichen laſſen und ein
„Blaͤttchen aus meiner Brieftaſche genom¬
„men, um irgend Etwas, das mir eingefallen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/37>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.