widerstehlich. Der böse Geist trieb mich wilder und wilder -- schon wollte ich schreien: "Haltet ein, verblendete Thoren! nicht die von irdischem Triebe reine Jungfrau, die Braut des Mönchs wollt ihr erheben zur Himmelsbraut!" -- mich hinabstürzen unter die Nonnen, sie herausreißen -- ich faßte in die Kutte, ich suchte nach dem Messer, da war die Ceremonie so weit gediehen, daß Aurelie anfing das Gelübde zu sprechen. -- Als ich ihre Stimme hörte, war es als brä¬ che milder Mondesglanz durch die schwarzen, von wildem Sturm gejagten Wetterwolken. Licht wurde es in mir, und ich erkannte den bösen Geist, dem ich mit aller Gewalt widerstand. -- Jedes Wort Aureliens gab mir neue Kraft, und im heißen Kampf wurde ich bald Sieger. Entflohen war jeder schwar¬ ze Gedanke des Frevels, jede Regung der irdischen Begier. -- Aurelie war die fromme Himmelsbraut, deren Gebet mich retten konn¬ te von ewiger Schmach und Verderbniß. --
widerſtehlich. Der boͤſe Geiſt trieb mich wilder und wilder — ſchon wollte ich ſchreien: „Haltet ein, verblendete Thoren! nicht die von irdiſchem Triebe reine Jungfrau, die Braut des Moͤnchs wollt ihr erheben zur Himmelsbraut!“ — mich hinabſtuͤrzen unter die Nonnen, ſie herausreißen — ich faßte in die Kutte, ich ſuchte nach dem Meſſer, da war die Ceremonie ſo weit gediehen, daß Aurelie anfing das Geluͤbde zu ſprechen. — Als ich ihre Stimme hoͤrte, war es als braͤ¬ che milder Mondesglanz durch die ſchwarzen, von wildem Sturm gejagten Wetterwolken. Licht wurde es in mir, und ich erkannte den boͤſen Geiſt, dem ich mit aller Gewalt widerſtand. — Jedes Wort Aureliens gab mir neue Kraft, und im heißen Kampf wurde ich bald Sieger. Entflohen war jeder ſchwar¬ ze Gedanke des Frevels, jede Regung der irdiſchen Begier. — Aurelie war die fromme Himmelsbraut, deren Gebet mich retten konn¬ te von ewiger Schmach und Verderbniß. —
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widerſtehlich. Der boͤſe Geiſt trieb mich
wilder und wilder — ſchon wollte ich ſchreien:
„Haltet ein, verblendete Thoren! nicht die
von irdiſchem Triebe reine Jungfrau, die
Braut des Moͤnchs wollt ihr erheben zur
Himmelsbraut!“ — mich hinabſtuͤrzen unter
die Nonnen, ſie herausreißen — ich faßte
in die Kutte, ich ſuchte nach dem Meſſer,
da war die Ceremonie ſo weit gediehen, daß
Aurelie anfing das Geluͤbde zu ſprechen. —
Als ich ihre Stimme hoͤrte, war es als braͤ¬
che milder Mondesglanz durch die ſchwarzen,
von wildem Sturm gejagten Wetterwolken.
Licht wurde es in mir, und ich erkannte
den boͤſen Geiſt, dem ich mit aller Gewalt
widerſtand. — Jedes Wort Aureliens gab
mir neue Kraft, und im heißen Kampf wurde
ich bald Sieger. Entflohen war jeder ſchwar¬
ze Gedanke des Frevels, jede Regung der
irdiſchen Begier. — Aurelie war die fromme
Himmelsbraut, deren Gebet mich retten konn¬
te von ewiger Schmach und Verderbniß. —
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/357>, abgerufen am 27.11.2024.
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