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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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und mag denn der Feind auch noch heute es
versuchen ihr verderblich zu nahen, ihr Sieg
über ihn wird desto glorreicher seyn. Betet --
betet, meine Brüder, nicht darum, daß die Chri¬
stusbraut nicht wanke, denn fest und standhaft
ist ihr dem Himmlischen ganz zugewandter
Sinn, sondern daß kein irdisches Unheil die
fromme Handlung unterbreche. -- Eine Bang¬
igkeit hat sich meines Gemüths bemächtigt,
der ich nicht zu widerstehen vermag!" --

Es war klar, daß die Aebtissin mich --
mich allein den Teufel der Versuchung nann¬
te, daß sie meine Ankunft mit der Einklei¬
dung Aureliens in Bezug, daß sie vielleicht
in mir die Absicht irgend einer Greuelthat
voraussetzte. Das Gefühl der Wahrheit mei¬
ner Reue, meiner Buße, der Ueberzeugung,
daß mein Sinn geändert worden, richtete
mich empor. Die Aebtissin würdigte mich
nicht eines Blickes; tief im Innersten ge¬
kränkt, regte sich in mir jener bittere, verhöh¬
nende Haß, wie ich ihn sonst in der Resi¬

und mag denn der Feind auch noch heute es
verſuchen ihr verderblich zu nahen, ihr Sieg
uͤber ihn wird deſto glorreicher ſeyn. Betet —
betet, meine Bruͤder, nicht darum, daß die Chri¬
ſtusbraut nicht wanke, denn feſt und ſtandhaft
iſt ihr dem Himmliſchen ganz zugewandter
Sinn, ſondern daß kein irdiſches Unheil die
fromme Handlung unterbreche. — Eine Bang¬
igkeit hat ſich meines Gemuͤths bemaͤchtigt,
der ich nicht zu widerſtehen vermag!“ —

Es war klar, daß die Aebtiſſin mich —
mich allein den Teufel der Verſuchung nann¬
te, daß ſie meine Ankunft mit der Einklei¬
dung Aureliens in Bezug, daß ſie vielleicht
in mir die Abſicht irgend einer Greuelthat
vorausſetzte. Das Gefuͤhl der Wahrheit mei¬
ner Reue, meiner Buße, der Ueberzeugung,
daß mein Sinn geaͤndert worden, richtete
mich empor. Die Aebtiſſin wuͤrdigte mich
nicht eines Blickes; tief im Innerſten ge¬
kraͤnkt, regte ſich in mir jener bittere, verhoͤh¬
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[341/0349] und mag denn der Feind auch noch heute es verſuchen ihr verderblich zu nahen, ihr Sieg uͤber ihn wird deſto glorreicher ſeyn. Betet — betet, meine Bruͤder, nicht darum, daß die Chri¬ ſtusbraut nicht wanke, denn feſt und ſtandhaft iſt ihr dem Himmliſchen ganz zugewandter Sinn, ſondern daß kein irdiſches Unheil die fromme Handlung unterbreche. — Eine Bang¬ igkeit hat ſich meines Gemuͤths bemaͤchtigt, der ich nicht zu widerſtehen vermag!“ — Es war klar, daß die Aebtiſſin mich — mich allein den Teufel der Verſuchung nann¬ te, daß ſie meine Ankunft mit der Einklei¬ dung Aureliens in Bezug, daß ſie vielleicht in mir die Abſicht irgend einer Greuelthat vorausſetzte. Das Gefuͤhl der Wahrheit mei¬ ner Reue, meiner Buße, der Ueberzeugung, daß mein Sinn geaͤndert worden, richtete mich empor. Die Aebtiſſin wuͤrdigte mich nicht eines Blickes; tief im Innerſten ge¬ kraͤnkt, regte ſich in mir jener bittere, verhoͤh¬ nende Haß, wie ich ihn ſonſt in der Reſi¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/349>, abgerufen am 23.11.2024.