von den sündlichen Trieben, denen Du Dich hingabst. -- Und ich soll der Wahrheit Dei¬ ner Buße trauen; ich soll überzeugt seyn, daß der Geist der Lüge Dich ganz verlassen? -- Wisse, Medardus, daß ich Deine Reue für wahrhaft nur dann anerkennen würde, wenn Du jene Frevel, deren Du Dich an¬ klagst, wirklich begingst. Denn nur in die¬ sem Fall könnt' ich glauben, daß jene Un¬ thaten so Dein Inneres zerrütteten daß Du, meiner Lehren, alles dessen, was ich Dir über äußere und innere Buße sagte, un¬ eingedenk, wie der Schiffbrüchige nach dem leichten unsichern Brett, nach jenen trü¬ gerischen Mitteln Dein Verbrechen zu sühnen haschtest, die Dich nicht allein einen, verwor¬ fenen Pabst, sondern jedem wahrhaft from¬ men Mann als einen eitlen Gaukler erschei¬ nen ließen. -- Sage, Medardus! war Deine Andacht, Deine Erhebung zu der ewigen Macht ganz makellos, wenn Du Aurelien gedenken mußtest?" -- Ich schlug, im In¬
von den ſuͤndlichen Trieben, denen Du Dich hingabſt. — Und ich ſoll der Wahrheit Dei¬ ner Buße trauen; ich ſoll uͤberzeugt ſeyn, daß der Geiſt der Luͤge Dich ganz verlaſſen? — Wiſſe, Medardus, daß ich Deine Reue fuͤr wahrhaft nur dann anerkennen wuͤrde, wenn Du jene Frevel, deren Du Dich an¬ klagſt, wirklich begingſt. Denn nur in die¬ ſem Fall koͤnnt' ich glauben, daß jene Un¬ thaten ſo Dein Inneres zerruͤtteten daß Du, meiner Lehren, alles deſſen, was ich Dir uͤber aͤußere und innere Buße ſagte, un¬ eingedenk, wie der Schiffbruͤchige nach dem leichten unſichern Brett, nach jenen truͤ¬ geriſchen Mitteln Dein Verbrechen zu ſuͤhnen haſchteſt, die Dich nicht allein einen, verwor¬ fenen Pabſt, ſondern jedem wahrhaft from¬ men Mann als einen eitlen Gaukler erſchei¬ nen ließen. — Sage, Medardus! war Deine Andacht, Deine Erhebung zu der ewigen Macht ganz makellos, wenn Du Aurelien gedenken mußteſt?“ — Ich ſchlug, im In¬
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von den ſuͤndlichen Trieben, denen Du Dich
hingabſt. — Und ich ſoll der Wahrheit Dei¬
ner Buße trauen; ich ſoll uͤberzeugt ſeyn,
daß der Geiſt der Luͤge Dich ganz verlaſſen?
— Wiſſe, Medardus, daß ich Deine Reue
fuͤr wahrhaft nur dann anerkennen wuͤrde,
wenn Du jene Frevel, deren Du Dich an¬
klagſt, wirklich begingſt. Denn nur in die¬
ſem Fall koͤnnt' ich glauben, daß jene Un¬
thaten ſo Dein Inneres zerruͤtteten daß Du,
meiner Lehren, alles deſſen, was ich Dir
uͤber aͤußere und innere Buße ſagte, un¬
eingedenk, wie der Schiffbruͤchige nach
dem leichten unſichern Brett, nach jenen truͤ¬
geriſchen Mitteln Dein Verbrechen zu ſuͤhnen
haſchteſt, die Dich nicht allein einen, verwor¬
fenen Pabſt, ſondern jedem wahrhaft from¬
men Mann als einen eitlen Gaukler erſchei¬
nen ließen. — Sage, Medardus! war Deine
Andacht, Deine Erhebung zu der ewigen
Macht ganz makellos, wenn Du Aurelien
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/331>, abgerufen am 25.11.2024.
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