waren. Der Leibarzt war überzeugt, daß die Sache sich so verhalten mußte und sprach zum Fürsten: Wir wollen froh seyn, gnädig¬ ster Herr! daß beide unheimliche Gesellen fort sind, und es bei der ersten vergeblich ge¬ bliebenen Verfolgung bewenden lassen. -- Die¬ ser Meinung trat der Fürst aus dem Grun¬ de seines Herzens bei, denn er fühlte wohl, wie der doppelte Medardus ihn von einem Mißgriff zum andern verleitet hatte. Die Sache wird geheimnißvoll bleiben, sagte der Fürst: wir wollen nicht mehr an dem Schleier zupfen, den ein wunderbares Geschick wohl¬ thätig darüber geworfen hat. -- Nur Aure¬ lie ..." -- "Aurelie, unterbrach ich den Prior mit Heftigkeit: um Gott, mein ehrwürdiger Vater, sagt mir, wie ward es mit Aure¬ lien?" --"Ey, Bruder Medardus, sprach der Prior sanft lächelnd: noch ist das gefährliche Feuer in Deinem Innern nicht verdampft? -- noch lodert die Flamme empor bei leiser Berührung? -- So bist Du noch nicht frei
waren. Der Leibarzt war uͤberzeugt, daß die Sache ſich ſo verhalten mußte und ſprach zum Fuͤrſten: Wir wollen froh ſeyn, gnaͤdig¬ ſter Herr! daß beide unheimliche Geſellen fort ſind, und es bei der erſten vergeblich ge¬ bliebenen Verfolgung bewenden laſſen. — Die¬ ſer Meinung trat der Fuͤrſt aus dem Grun¬ de ſeines Herzens bei, denn er fuͤhlte wohl, wie der doppelte Medardus ihn von einem Mißgriff zum andern verleitet hatte. Die Sache wird geheimnißvoll bleiben, ſagte der Fuͤrſt: wir wollen nicht mehr an dem Schleier zupfen, den ein wunderbares Geſchick wohl¬ thaͤtig daruͤber geworfen hat. — Nur Aure¬ lie ...“ — „Aurelie, unterbrach ich den Prior mit Heftigkeit: um Gott, mein ehrwuͤrdiger Vater, ſagt mir, wie ward es mit Aure¬ lien?“ —„Ey, Bruder Medardus, ſprach der Prior ſanft laͤchelnd: noch iſt das gefaͤhrliche Feuer in Deinem Innern nicht verdampft? — noch lodert die Flamme empor bei leiſer Beruͤhrung? — So biſt Du noch nicht frei
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waren. Der Leibarzt war uͤberzeugt, daß
die Sache ſich ſo verhalten mußte und ſprach
zum Fuͤrſten: Wir wollen froh ſeyn, gnaͤdig¬
ſter Herr! daß beide unheimliche Geſellen
fort ſind, und es bei der erſten vergeblich ge¬
bliebenen Verfolgung bewenden laſſen. — Die¬
ſer Meinung trat der Fuͤrſt aus dem Grun¬
de ſeines Herzens bei, denn er fuͤhlte wohl,
wie der doppelte Medardus ihn von einem
Mißgriff zum andern verleitet hatte. Die
Sache wird geheimnißvoll bleiben, ſagte der
Fuͤrſt: wir wollen nicht mehr an dem Schleier
zupfen, den ein wunderbares Geſchick wohl¬
thaͤtig daruͤber geworfen hat. — Nur Aure¬
lie ...“ — „Aurelie, unterbrach ich den Prior
mit Heftigkeit: um Gott, mein ehrwuͤrdiger
Vater, ſagt mir, wie ward es mit Aure¬
lien?“ —„Ey, Bruder Medardus, ſprach der
Prior ſanft laͤchelnd: noch iſt das gefaͤhrliche
Feuer in Deinem Innern nicht verdampft?
— noch lodert die Flamme empor bei leiſer
Beruͤhrung? — So biſt Du noch nicht frei
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/330>, abgerufen am 25.11.2024.
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