in sich hinein: "Gebüßt hast Du, der Du fre¬ veltest auf jedigliche Weise; aber Cyrillus -- Du frommer Greis!" -- Ich sagte dem Prior: daß mir die eigentliche Ursache der heimlichen Hinrichtung des armen Cyrillus unbekannt geblieben. "Vielleicht, sprach der Prior, hattest Du dasselbe Schicksal, wenn Du, wie Cyrillus als Bevollmächtigter unse¬ res Klosters auftratst. Du weißt, daß die Ansprüche unsers Klosters Einkünfte des Cardinals ***, die er auf unrechtmäßige Wei¬ se zieht, vernichten; dies war die Ursache, warum der Cardinal mit des Pabstes Beicht¬ vater, den er bis jetzt angefeindet, plötzlich Freundschaft schloß, und so sich in dem Domi¬ nikaner einen kräftigen Gegner gewann, den er dem Cyrillus entgegen stellen konnte. Der schlaue Mönch fand bald die Art aus, wie Cyrill gestürzt werden konnte. Er führte ihn selbst ein bei dem Pabst, und wu߬ te diesem den fremden Capuziner so darzustel¬ len, daß der Pabst ihn wie eine merkwür¬
in ſich hinein: „Gebuͤßt haſt Du, der Du fre¬ velteſt auf jedigliche Weiſe; aber Cyrillus — Du frommer Greis!“ — Ich ſagte dem Prior: daß mir die eigentliche Urſache der heimlichen Hinrichtung des armen Cyrillus unbekannt geblieben. „Vielleicht, ſprach der Prior, hatteſt Du daſſelbe Schickſal, wenn Du, wie Cyrillus als Bevollmaͤchtigter unſe¬ res Kloſters auftratſt. Du weißt, daß die Anſpruͤche unſers Kloſters Einkuͤnfte des Cardinals ***, die er auf unrechtmaͤßige Wei¬ ſe zieht, vernichten; dies war die Urſache, warum der Cardinal mit des Pabſtes Beicht¬ vater, den er bis jetzt angefeindet, ploͤtzlich Freundſchaft ſchloß, und ſo ſich in dem Domi¬ nikaner einen kraͤftigen Gegner gewann, den er dem Cyrillus entgegen ſtellen konnte. Der ſchlaue Moͤnch fand bald die Art aus, wie Cyrill geſtuͤrzt werden konnte. Er fuͤhrte ihn ſelbſt ein bei dem Pabſt, und wu߬ te dieſem den fremden Capuziner ſo darzuſtel¬ len, daß der Pabſt ihn wie eine merkwuͤr¬
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in ſich hinein: „Gebuͤßt haſt Du, der Du fre¬
velteſt auf jedigliche Weiſe; aber Cyrillus
— Du frommer Greis!“ — Ich ſagte dem
Prior: daß mir die eigentliche Urſache der
heimlichen Hinrichtung des armen Cyrillus
unbekannt geblieben. „Vielleicht, ſprach der
Prior, hatteſt Du daſſelbe Schickſal, wenn
Du, wie Cyrillus als Bevollmaͤchtigter unſe¬
res Kloſters auftratſt. Du weißt, daß die
Anſpruͤche unſers Kloſters Einkuͤnfte des
Cardinals ***, die er auf unrechtmaͤßige Wei¬
ſe zieht, vernichten; dies war die Urſache,
warum der Cardinal mit des Pabſtes Beicht¬
vater, den er bis jetzt angefeindet, ploͤtzlich
Freundſchaft ſchloß, und ſo ſich in dem Domi¬
nikaner einen kraͤftigen Gegner gewann, den
er dem Cyrillus entgegen ſtellen konnte.
Der ſchlaue Moͤnch fand bald die Art aus,
wie Cyrill geſtuͤrzt werden konnte. Er
fuͤhrte ihn ſelbſt ein bei dem Pabſt, und wu߬
te dieſem den fremden Capuziner ſo darzuſtel¬
len, daß der Pabſt ihn wie eine merkwuͤr¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/318>, abgerufen am 25.11.2024.
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