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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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meines Ichs, für das mich der Bauer gehal¬
ten, verlassen, dachte ich daran, daß mir
nun ja erklärt worden sey, wie der wahnsin¬
nige Mönch zu dem Capuzinerrock gekom¬
men, den er mir auf der Flucht zurückließ
und den ich unbezweifelt für den meinigen
erkannte. Der Förster, bei dem er sich auf¬
hielt, und den er um ein neues Kleid ange¬
sprochen, hatte ihn in der Stadt von dem
Bauer gekauft. Wie die verhängnißvolle
Begebenheit am Teufelsgrunde auf merkwür¬
dige Weise verstümmelt worden, das fiel tief
in meine Seele, denn ich sah wohl, wie alle
Umstände sich vereinigen mußten, um jene
Unheilbringende Verwechslung mit Viktorin
herbeizuführen. Sehr wichtig schien mir
des furchtsamen Nachbars wunderbare Vi¬
sion, und ich sah mit Zuversicht noch deutli¬
cherer Aufklärung entgegen, ohne zu ahnen,
wo und wie ich sie erhalten würde.

Endlich, nach rastloser Wanderung, meh¬
rere Wochen hindurch, nahte ich mich der

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meines Ichs, fuͤr das mich der Bauer gehal¬
ten, verlaſſen, dachte ich daran, daß mir
nun ja erklaͤrt worden ſey, wie der wahnſin¬
nige Moͤnch zu dem Capuzinerrock gekom¬
men, den er mir auf der Flucht zuruͤckließ
und den ich unbezweifelt fuͤr den meinigen
erkannte. Der Foͤrſter, bei dem er ſich auf¬
hielt, und den er um ein neues Kleid ange¬
ſprochen, hatte ihn in der Stadt von dem
Bauer gekauft. Wie die verhaͤngnißvolle
Begebenheit am Teufelsgrunde auf merkwuͤr¬
dige Weiſe verſtuͤmmelt worden, das fiel tief
in meine Seele, denn ich ſah wohl, wie alle
Umſtaͤnde ſich vereinigen mußten, um jene
Unheilbringende Verwechslung mit Viktorin
herbeizufuͤhren. Sehr wichtig ſchien mir
des furchtſamen Nachbars wunderbare Vi¬
ſion, und ich ſah mit Zuverſicht noch deutli¬
cherer Aufklaͤrung entgegen, ohne zu ahnen,
wo und wie ich ſie erhalten wuͤrde.

Endlich, nach raſtloſer Wanderung, meh¬
rere Wochen hindurch, nahte ich mich der

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[305/0313] meines Ichs, fuͤr das mich der Bauer gehal¬ ten, verlaſſen, dachte ich daran, daß mir nun ja erklaͤrt worden ſey, wie der wahnſin¬ nige Moͤnch zu dem Capuzinerrock gekom¬ men, den er mir auf der Flucht zuruͤckließ und den ich unbezweifelt fuͤr den meinigen erkannte. Der Foͤrſter, bei dem er ſich auf¬ hielt, und den er um ein neues Kleid ange¬ ſprochen, hatte ihn in der Stadt von dem Bauer gekauft. Wie die verhaͤngnißvolle Begebenheit am Teufelsgrunde auf merkwuͤr¬ dige Weiſe verſtuͤmmelt worden, das fiel tief in meine Seele, denn ich ſah wohl, wie alle Umſtaͤnde ſich vereinigen mußten, um jene Unheilbringende Verwechslung mit Viktorin herbeizufuͤhren. Sehr wichtig ſchien mir des furchtſamen Nachbars wunderbare Vi¬ ſion, und ich ſah mit Zuverſicht noch deutli¬ cherer Aufklaͤrung entgegen, ohne zu ahnen, wo und wie ich ſie erhalten wuͤrde. Endlich, nach raſtloſer Wanderung, meh¬ rere Wochen hindurch, nahte ich mich der II. [ 20 ]

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/313>, abgerufen am 24.11.2024.