volle Macht, deren Einwirkung ich nur zu oft, zu schreckbar gefühlt, unversehends auf¬ reizen könne. -- Aurelien wiedersehen! -- vielleicht in voller Anmuth und Schönheit prangend! -- Konnt' ich das ertragen, ohne übermannt zu werden von dem Geist des Bösen, der wohl noch mit den Flammen der Hölle mein Blut aufkochte, daß es zischend und gährend durch die Adern strömte. -- Wie oft erschien mir Aureliens Gestalt, aber wie oft regten sich dabei Gefühle in meinem Innersten, deren Sündhaftigkeit ich erkannte und mit aller Kraft des Willens vernichtete. Nur in dem Bewußtseyn alles dessen, wor¬ aus die hellste Aufmerksamkeit auf mich selbst hervorging und dem Gefühl meiner Ohnmacht, die mich den Kampf vermeiden hieß, glaubte ich die Wahrhaftigkeit meiner Buße zu er¬ kennen, und tröstend war die Ueberzeugung, daß wenigstens der höllische Geist des Stol¬ zes, die Vermessenheit es aufzunehmen mit den dunklen Mächten, mich verlassen habe.
volle Macht, deren Einwirkung ich nur zu oft, zu ſchreckbar gefuͤhlt, unverſehends auf¬ reizen koͤnne. — Aurelien wiederſehen! — vielleicht in voller Anmuth und Schoͤnheit prangend! — Konnt' ich das ertragen, ohne uͤbermannt zu werden von dem Geiſt des Boͤſen, der wohl noch mit den Flammen der Hoͤlle mein Blut aufkochte, daß es ziſchend und gaͤhrend durch die Adern ſtroͤmte. — Wie oft erſchien mir Aureliens Geſtalt, aber wie oft regten ſich dabei Gefuͤhle in meinem Innerſten, deren Suͤndhaftigkeit ich erkannte und mit aller Kraft des Willens vernichtete. Nur in dem Bewußtſeyn alles deſſen, wor¬ aus die hellſte Aufmerkſamkeit auf mich ſelbſt hervorging und dem Gefuͤhl meiner Ohnmacht, die mich den Kampf vermeiden hieß, glaubte ich die Wahrhaftigkeit meiner Buße zu er¬ kennen, und troͤſtend war die Ueberzeugung, daß wenigſtens der hoͤlliſche Geiſt des Stol¬ zes, die Vermeſſenheit es aufzunehmen mit den dunklen Maͤchten, mich verlaſſen habe.
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volle Macht, deren Einwirkung ich nur zu
oft, zu ſchreckbar gefuͤhlt, unverſehends auf¬
reizen koͤnne. — Aurelien wiederſehen! —
vielleicht in voller Anmuth und Schoͤnheit
prangend! — Konnt' ich das ertragen, ohne
uͤbermannt zu werden von dem Geiſt des
Boͤſen, der wohl noch mit den Flammen der
Hoͤlle mein Blut aufkochte, daß es ziſchend
und gaͤhrend durch die Adern ſtroͤmte. —
Wie oft erſchien mir Aureliens Geſtalt, aber
wie oft regten ſich dabei Gefuͤhle in meinem
Innerſten, deren Suͤndhaftigkeit ich erkannte
und mit aller Kraft des Willens vernichtete.
Nur in dem Bewußtſeyn alles deſſen, wor¬
aus die hellſte Aufmerkſamkeit auf mich ſelbſt
hervorging und dem Gefuͤhl meiner Ohnmacht,
die mich den Kampf vermeiden hieß, glaubte
ich die Wahrhaftigkeit meiner Buße zu er¬
kennen, und troͤſtend war die Ueberzeugung,
daß wenigſtens der hoͤlliſche Geiſt des Stol¬
zes, die Vermeſſenheit es aufzunehmen mit
den dunklen Maͤchten, mich verlaſſen habe.
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/304>, abgerufen am 24.11.2024.
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