Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

tet haben, unnütz ist es daher, mit Euch da¬
rüber zu sprechen, nehmt lieber dieses zur
Stärkung und Erfrischung, ihr seht ganz
blaß und verstört aus." Mit diesen Worten
reichte mir der Dominikaner einen kristalle¬
nen Pokal in dem ein dunkelrother stark duf¬
tender Wein schäumte. Ich weiß nicht, wel¬
che Ahnung mich durchblitzte, als ich den
Pokal an den Mund brachte. -- Doch war
es gewiß, daß ich denselben Wein roch, den
mir einst Euphemie in jener verhängnißvol¬
len Nacht kredenzte und unwillkürlich, ohne
deutlichen Gedanken, goß ich ihn aus in den
linken Aermel meines Habits, indem ich,
wie von der Ampel geblendet, die linke Hand
vor die Augen hielt. "Wohl bekomm' es
Euch," rief der Dominikaner indem er mich
schnell zur Thüre hinausschob. -- Man warf
mich in den Wagen, der zu meiner Bewun¬
derung leer war, und zog mit mir von dan¬
nen. Die Schrecken der Nacht, die geisti¬
ge Anspannung, der tiefe Schmerz über den

tet haben, unnuͤtz iſt es daher, mit Euch da¬
ruͤber zu ſprechen, nehmt lieber dieſes zur
Staͤrkung und Erfriſchung, ihr ſeht ganz
blaß und verſtoͤrt aus.“ Mit dieſen Worten
reichte mir der Dominikaner einen kriſtalle¬
nen Pokal in dem ein dunkelrother ſtark duf¬
tender Wein ſchaͤumte. Ich weiß nicht, wel¬
che Ahnung mich durchblitzte, als ich den
Pokal an den Mund brachte. — Doch war
es gewiß, daß ich denſelben Wein roch, den
mir einſt Euphemie in jener verhaͤngnißvol¬
len Nacht kredenzte und unwillkuͤrlich, ohne
deutlichen Gedanken, goß ich ihn aus in den
linken Aermel meines Habits, indem ich,
wie von der Ampel geblendet, die linke Hand
vor die Augen hielt. „Wohl bekomm' es
Euch,“ rief der Dominikaner indem er mich
ſchnell zur Thuͤre hinausſchob. — Man warf
mich in den Wagen, der zu meiner Bewun¬
derung leer war, und zog mit mir von dan¬
nen. Die Schrecken der Nacht, die geiſti¬
ge Anſpannung, der tiefe Schmerz uͤber den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0290" n="282"/>
tet haben, unnu&#x0364;tz i&#x017F;t es daher, mit Euch da¬<lb/>
ru&#x0364;ber zu &#x017F;prechen, nehmt lieber die&#x017F;es zur<lb/>
Sta&#x0364;rkung und Erfri&#x017F;chung, ihr &#x017F;eht ganz<lb/>
blaß und ver&#x017F;to&#x0364;rt aus.&#x201C; Mit die&#x017F;en Worten<lb/>
reichte mir der Dominikaner einen kri&#x017F;talle¬<lb/>
nen Pokal in dem ein dunkelrother &#x017F;tark duf¬<lb/>
tender Wein &#x017F;cha&#x0364;umte. Ich weiß nicht, wel¬<lb/>
che Ahnung mich durchblitzte, als ich den<lb/>
Pokal an den Mund brachte. &#x2014; Doch war<lb/>
es gewiß, daß ich den&#x017F;elben Wein roch, den<lb/>
mir ein&#x017F;t Euphemie in jener verha&#x0364;ngnißvol¬<lb/>
len Nacht kredenzte und unwillku&#x0364;rlich, ohne<lb/>
deutlichen Gedanken, goß ich ihn aus in den<lb/>
linken Aermel meines Habits, indem ich,<lb/>
wie von der Ampel geblendet, die linke Hand<lb/>
vor die Augen hielt. &#x201E;Wohl bekomm' es<lb/>
Euch,&#x201C; rief der Dominikaner indem er mich<lb/>
&#x017F;chnell zur Thu&#x0364;re hinaus&#x017F;chob. &#x2014; Man warf<lb/>
mich in den Wagen, der zu meiner Bewun¬<lb/>
derung leer war, und zog mit mir von dan¬<lb/>
nen. Die Schrecken der Nacht, die gei&#x017F;ti¬<lb/>
ge An&#x017F;pannung, der tiefe Schmerz u&#x0364;ber den<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0290] tet haben, unnuͤtz iſt es daher, mit Euch da¬ ruͤber zu ſprechen, nehmt lieber dieſes zur Staͤrkung und Erfriſchung, ihr ſeht ganz blaß und verſtoͤrt aus.“ Mit dieſen Worten reichte mir der Dominikaner einen kriſtalle¬ nen Pokal in dem ein dunkelrother ſtark duf¬ tender Wein ſchaͤumte. Ich weiß nicht, wel¬ che Ahnung mich durchblitzte, als ich den Pokal an den Mund brachte. — Doch war es gewiß, daß ich denſelben Wein roch, den mir einſt Euphemie in jener verhaͤngnißvol¬ len Nacht kredenzte und unwillkuͤrlich, ohne deutlichen Gedanken, goß ich ihn aus in den linken Aermel meines Habits, indem ich, wie von der Ampel geblendet, die linke Hand vor die Augen hielt. „Wohl bekomm' es Euch,“ rief der Dominikaner indem er mich ſchnell zur Thuͤre hinausſchob. — Man warf mich in den Wagen, der zu meiner Bewun¬ derung leer war, und zog mit mir von dan¬ nen. Die Schrecken der Nacht, die geiſti¬ ge Anſpannung, der tiefe Schmerz uͤber den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/290
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/290>, abgerufen am 23.11.2024.