"Was mich hertreibt? sprach Belcampo: was mich hertreibt? -- Wahnsinnige Liebe zu einem Capuziner dem ich einst den Kopf zu¬ rechtsetzte, der umherwarf mit blutiggoldenen Dukaten -- der Umgang hatte mit scheußlichen Revenants -- der, nachdem er was weniges gemordet hatte -- die Schönste der Welt hei¬ rathen wollte, bürgerlicher oder vielmehr ad¬ licher Weise." -- "Halt ein, rief ich: halt ein, Du grauenhafter Narr! Gebüßt habe ich schwer, was Du mir vorwirfst im frevelichen Muthwillen." -- "O Herr, fuhr Belcampo fort, noch ist die Stelle so empfindlich, wo Euch die feindliche Macht tiefe Wunden schlug? -- Ey, so ist Eure Heilung noch nicht vollbracht. -- Nun ich will sanft und ruhig seyn, wie ein frommes Kind, ich will mich bezähmen, ich will nicht mehr springen, weder körperlich noch geistig und Euch, geliebter Capuziner, blos sagen, daß ich Euch hauptsächlich Eurer sublimen Toll¬ heit halber, so zärtlich liebe, und da es über¬
„Was mich hertreibt? ſprach Belcampo: was mich hertreibt? — Wahnſinnige Liebe zu einem Capuziner dem ich einſt den Kopf zu¬ rechtſetzte, der umherwarf mit blutiggoldenen Dukaten — der Umgang hatte mit ſcheußlichen Revenants — der, nachdem er was weniges gemordet hatte — die Schoͤnſte der Welt hei¬ rathen wollte, buͤrgerlicher oder vielmehr ad¬ licher Weiſe.“ — „Halt ein, rief ich: halt ein, Du grauenhafter Narr! Gebuͤßt habe ich ſchwer, was Du mir vorwirfſt im frevelichen Muthwillen.“ — „O Herr, fuhr Belcampo fort, noch iſt die Stelle ſo empfindlich, wo Euch die feindliche Macht tiefe Wunden ſchlug? — Ey, ſo iſt Eure Heilung noch nicht vollbracht. — Nun ich will ſanft und ruhig ſeyn, wie ein frommes Kind, ich will mich bezaͤhmen, ich will nicht mehr ſpringen, weder koͤrperlich noch geiſtig und Euch, geliebter Capuziner, blos ſagen, daß ich Euch hauptſaͤchlich Eurer ſublimen Toll¬ heit halber, ſo zaͤrtlich liebe, und da es uͤber¬
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„Was mich hertreibt? ſprach Belcampo:
was mich hertreibt? — Wahnſinnige Liebe zu
einem Capuziner dem ich einſt den Kopf zu¬
rechtſetzte, der umherwarf mit blutiggoldenen
Dukaten — der Umgang hatte mit ſcheußlichen
Revenants — der, nachdem er was weniges
gemordet hatte — die Schoͤnſte der Welt hei¬
rathen wollte, buͤrgerlicher oder vielmehr ad¬
licher Weiſe.“ — „Halt ein, rief ich: halt
ein, Du grauenhafter Narr! Gebuͤßt habe ich
ſchwer, was Du mir vorwirfſt im frevelichen
Muthwillen.“ — „O Herr, fuhr Belcampo
fort, noch iſt die Stelle ſo empfindlich, wo
Euch die feindliche Macht tiefe Wunden
ſchlug? — Ey, ſo iſt Eure Heilung noch
nicht vollbracht. — Nun ich will ſanft und
ruhig ſeyn, wie ein frommes Kind, ich
will mich bezaͤhmen, ich will nicht mehr
ſpringen, weder koͤrperlich noch geiſtig und
Euch, geliebter Capuziner, blos ſagen, daß
ich Euch hauptſaͤchlich Eurer ſublimen Toll¬
heit halber, ſo zaͤrtlich liebe, und da es uͤber¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/278>, abgerufen am 23.11.2024.
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