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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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zusammen, so mußte es mir wohl klar auf¬
gehen, daß er keinesweges der nach dem
Kampf mit dem Thier gekrönte Sieger war,
für den ich ihn gehalten, und eben so mußte
ich auf entsetzliche Weise mich überzeugen,
daß, wenigstens dem eingeweihten Theil des
Publikums, meine Buße als ein heuchleri¬
sches Bestreben erschienen war, mich auf diese
oder jene Weise aufzuschwingen. Verwun¬
det bis tief in das Innerste, kehrte ich
in mein Kloster zurück und betete inbrün¬
stig in der einsamen Kirche. Da fiel es mir
wie Schuppen von den Augen, und ich er¬
kannte bald die Versuchung der finstern
Macht, die mich aufs neue zu verstricken ge¬
trachtet hatte, aber auch zugleich meine sündi¬
ge Schwachheit und die Strafe des Himmels.
-- Nur schnelle Flucht konnte mich retten,
und ich beschloß mit dem frühesten Mor¬
gen mich auf den Weg zu machen. Schon
war beinahe die Nacht eingebrochen, als
die Hausglocke des Klosters stark angezogen

zuſammen, ſo mußte es mir wohl klar auf¬
gehen, daß er keinesweges der nach dem
Kampf mit dem Thier gekroͤnte Sieger war,
fuͤr den ich ihn gehalten, und eben ſo mußte
ich auf entſetzliche Weiſe mich uͤberzeugen,
daß, wenigſtens dem eingeweihten Theil des
Publikums, meine Buße als ein heuchleri¬
ſches Beſtreben erſchienen war, mich auf dieſe
oder jene Weiſe aufzuſchwingen. Verwun¬
det bis tief in das Innerſte, kehrte ich
in mein Kloſter zuruͤck und betete inbruͤn¬
ſtig in der einſamen Kirche. Da fiel es mir
wie Schuppen von den Augen, und ich er¬
kannte bald die Verſuchung der finſtern
Macht, die mich aufs neue zu verſtricken ge¬
trachtet hatte, aber auch zugleich meine ſuͤndi¬
ge Schwachheit und die Strafe des Himmels.
— Nur ſchnelle Flucht konnte mich retten,
und ich beſchloß mit dem fruͤheſten Mor¬
gen mich auf den Weg zu machen. Schon
war beinahe die Nacht eingebrochen, als
die Hausglocke des Kloſters ſtark angezogen

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[268/0276] zuſammen, ſo mußte es mir wohl klar auf¬ gehen, daß er keinesweges der nach dem Kampf mit dem Thier gekroͤnte Sieger war, fuͤr den ich ihn gehalten, und eben ſo mußte ich auf entſetzliche Weiſe mich uͤberzeugen, daß, wenigſtens dem eingeweihten Theil des Publikums, meine Buße als ein heuchleri¬ ſches Beſtreben erſchienen war, mich auf dieſe oder jene Weiſe aufzuſchwingen. Verwun¬ det bis tief in das Innerſte, kehrte ich in mein Kloſter zuruͤck und betete inbruͤn¬ ſtig in der einſamen Kirche. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und ich er¬ kannte bald die Verſuchung der finſtern Macht, die mich aufs neue zu verſtricken ge¬ trachtet hatte, aber auch zugleich meine ſuͤndi¬ ge Schwachheit und die Strafe des Himmels. — Nur ſchnelle Flucht konnte mich retten, und ich beſchloß mit dem fruͤheſten Mor¬ gen mich auf den Weg zu machen. Schon war beinahe die Nacht eingebrochen, als die Hausglocke des Kloſters ſtark angezogen

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/276>, abgerufen am 23.11.2024.