in das längst ungewohnte Lachen der innern kindischen Lust. -- Ach wie oft war sonst mein Lachen nur der convulsivische Krampf der innern herzzerreißenden Qual. Dem Kampf mit dem Riesen ging eine lange Dis¬ putation voraus, und David bewies überaus künstlich und gelehrt, warum er den furcht¬ baren Gegner todt schmeißen müsse und wer¬ de. Belcampo ließ alle Muskeln seines Ge¬ sichts wie knisternde Lauffeuer spielen und da¬ bei schlugen die Riesenärmchen nach dem kleiner als kleinen David, der geschickt un¬ terzuducken wußte und dann hie und da, ja selbst aus Goliaths eigner Mantelfalte zum Vorschein kam. Endlich flog der Kiesel an Goliaths Haupt, er sank hin und die Decke fiel. Ich lachte immer mehr, durch Bel¬ campo's tollen Genius gereizt, überlaut, da klopfte jemand leise auf meine Schulter. Ein Abbate stand neben mir. "Es freut mich, fing er an: daß ihr, mein Ehrwür¬ diger Herr, nicht die Lust am Irdischen ver¬
in das laͤngſt ungewohnte Lachen der innern kindiſchen Luſt. — Ach wie oft war ſonſt mein Lachen nur der convulſiviſche Krampf der innern herzzerreißenden Qual. Dem Kampf mit dem Rieſen ging eine lange Dis¬ putation voraus, und David bewies uͤberaus kuͤnſtlich und gelehrt, warum er den furcht¬ baren Gegner todt ſchmeißen muͤſſe und wer¬ de. Belcampo ließ alle Muskeln ſeines Ge¬ ſichts wie kniſternde Lauffeuer ſpielen und da¬ bei ſchlugen die Rieſenaͤrmchen nach dem kleiner als kleinen David, der geſchickt un¬ terzuducken wußte und dann hie und da, ja ſelbſt aus Goliaths eigner Mantelfalte zum Vorſchein kam. Endlich flog der Kieſel an Goliaths Haupt, er ſank hin und die Decke fiel. Ich lachte immer mehr, durch Bel¬ campo's tollen Genius gereizt, uͤberlaut, da klopfte jemand leiſe auf meine Schulter. Ein Abbate ſtand neben mir. „Es freut mich, fing er an: daß ihr, mein Ehrwuͤr¬ diger Herr, nicht die Luſt am Irdiſchen ver¬
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in das laͤngſt ungewohnte Lachen der innern
kindiſchen Luſt. — Ach wie oft war ſonſt
mein Lachen nur der convulſiviſche Krampf
der innern herzzerreißenden Qual. Dem
Kampf mit dem Rieſen ging eine lange Dis¬
putation voraus, und David bewies uͤberaus
kuͤnſtlich und gelehrt, warum er den furcht¬
baren Gegner todt ſchmeißen muͤſſe und wer¬
de. Belcampo ließ alle Muskeln ſeines Ge¬
ſichts wie kniſternde Lauffeuer ſpielen und da¬
bei ſchlugen die Rieſenaͤrmchen nach dem
kleiner als kleinen David, der geſchickt un¬
terzuducken wußte und dann hie und da, ja
ſelbſt aus Goliaths eigner Mantelfalte zum
Vorſchein kam. Endlich flog der Kieſel an
Goliaths Haupt, er ſank hin und die Decke
fiel. Ich lachte immer mehr, durch Bel¬
campo's tollen Genius gereizt, uͤberlaut,
da klopfte jemand leiſe auf meine Schulter.
Ein Abbate ſtand neben mir. „Es freut
mich, fing er an: daß ihr, mein Ehrwuͤr¬
diger Herr, nicht die Luſt am Irdiſchen ver¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/273>, abgerufen am 23.11.2024.
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