eben so, wie sein ganzes Betragen über¬ haupt, das ganz dem Bilde widersprach, wie es sonst von dem Höchsten der christlichen Gemeinde, dem die Macht gegeben zu bin¬ den und zu lösen, in meinem Innern aufge¬ gangen war. Es war mir nicht zweifelhaft, daß er alles, was ich von der hohen Gött¬ lichkeit seines Berufs gesprochen, für eine leere listige Schmeichelei gehalten hatte. Er ging von der Idee aus, daß ich mich hatte zum Heiligen aufschwingen wollen, und daß ich, da er mir aus besondern Gründen den Weg dazu versperren mußte, nun gesonnen war, mir auf andere Weise Ansehn und Einfluß zu verschaffen. Auf dieses wollte er wieder aus besonderen mir unbekannten Grün¬ den eingehen.
Ich beschloß, -- ohne daran zu denken, daß ich ja, ehe der Pabst mich rufen ließ, Rom hatte verlassen wollen -- meine Andachtsübun¬ gen fortzusetzen. Doch nur zu sehr im In¬ nern fühlte ich mich bewegt, um wie sonst
eben ſo, wie ſein ganzes Betragen uͤber¬ haupt, das ganz dem Bilde widerſprach, wie es ſonſt von dem Hoͤchſten der chriſtlichen Gemeinde, dem die Macht gegeben zu bin¬ den und zu loͤſen, in meinem Innern aufge¬ gangen war. Es war mir nicht zweifelhaft, daß er alles, was ich von der hohen Goͤtt¬ lichkeit ſeines Berufs geſprochen, fuͤr eine leere liſtige Schmeichelei gehalten hatte. Er ging von der Idee aus, daß ich mich hatte zum Heiligen aufſchwingen wollen, und daß ich, da er mir aus beſondern Gruͤnden den Weg dazu verſperren mußte, nun geſonnen war, mir auf andere Weiſe Anſehn und Einfluß zu verſchaffen. Auf dieſes wollte er wieder aus beſonderen mir unbekannten Gruͤn¬ den eingehen.
Ich beſchloß, — ohne daran zu denken, daß ich ja, ehe der Pabſt mich rufen ließ, Rom hatte verlaſſen wollen — meine Andachtsuͤbun¬ gen fortzuſetzen. Doch nur zu ſehr im In¬ nern fuͤhlte ich mich bewegt, um wie ſonſt
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eben ſo, wie ſein ganzes Betragen uͤber¬
haupt, das ganz dem Bilde widerſprach, wie
es ſonſt von dem Hoͤchſten der chriſtlichen
Gemeinde, dem die Macht gegeben zu bin¬
den und zu loͤſen, in meinem Innern aufge¬
gangen war. Es war mir nicht zweifelhaft,
daß er alles, was ich von der hohen Goͤtt¬
lichkeit ſeines Berufs geſprochen, fuͤr eine
leere liſtige Schmeichelei gehalten hatte. Er
ging von der Idee aus, daß ich mich hatte
zum Heiligen aufſchwingen wollen, und daß
ich, da er mir aus beſondern Gruͤnden den
Weg dazu verſperren mußte, nun geſonnen
war, mir auf andere Weiſe Anſehn und
Einfluß zu verſchaffen. Auf dieſes wollte er
wieder aus beſonderen mir unbekannten Gruͤn¬
den eingehen.
Ich beſchloß, — ohne daran zu denken, daß
ich ja, ehe der Pabſt mich rufen ließ, Rom
hatte verlaſſen wollen — meine Andachtsuͤbun¬
gen fortzuſetzen. Doch nur zu ſehr im In¬
nern fuͤhlte ich mich bewegt, um wie ſonſt
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/270>, abgerufen am 23.11.2024.
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