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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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Räubern! ... Das wäre die Erbsünde, des
frevelhaften Geschlechts ewiger, durch kein
Sühnopfer vertilgbarer Fluch!" -- "Muß der
vom Sünder geborne wieder sündigen, ver¬
möge des vererbten Organism, dann giebt
es keine Sünde," so unterbrach ich den
Pabst. "Doch! sprach er: der ewige Geist
schuf einen Riesen, der jenes blinde Thier,
das in uns wüthet, zu bändigen und in Fes¬
seln zu schlagen vermag. Bewußtseyn heißt
dieser Riese, aus dessen Kampf mit dem
Thier sich die Spontaneität erzeugt. Des
Riesen Sieg ist die Tugend, der Sieg des
Thieres, die Sünde." Der Pabst schwieg ei¬
nige Augenblicke, dann heiterte sein Blick
sich auf, und er sprach mit sanfter Stimme:
"Glaubt Ihr, Mönch Medardus, daß es für
den Statthalter des Herrn schicklich sey,
mit Euch über Tugend und Sünde zu ver¬
nünfteln?" -- "Ihr habt hochheiliger Herr,
erwiederte ich: Euern Diener gewürdigt Eu¬
re tiefe Ansicht des menschlichen Seyns zu

Raͤubern! ... Das waͤre die Erbſuͤnde, des
frevelhaften Geſchlechts ewiger, durch kein
Suͤhnopfer vertilgbarer Fluch!“ — „Muß der
vom Suͤnder geborne wieder ſuͤndigen, ver¬
moͤge des vererbten Organism, dann giebt
es keine Suͤnde,“ ſo unterbrach ich den
Pabſt. „Doch! ſprach er: der ewige Geiſt
ſchuf einen Rieſen, der jenes blinde Thier,
das in uns wuͤthet, zu baͤndigen und in Feſ¬
ſeln zu ſchlagen vermag. Bewußtſeyn heißt
dieſer Rieſe, aus deſſen Kampf mit dem
Thier ſich die Spontaneitaͤt erzeugt. Des
Rieſen Sieg iſt die Tugend, der Sieg des
Thieres, die Suͤnde.“ Der Pabſt ſchwieg ei¬
nige Augenblicke, dann heiterte ſein Blick
ſich auf, und er ſprach mit ſanfter Stimme:
„Glaubt Ihr, Moͤnch Medardus, daß es fuͤr
den Statthalter des Herrn ſchicklich ſey,
mit Euch uͤber Tugend und Suͤnde zu ver¬
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erwiederte ich: Euern Diener gewuͤrdigt Eu¬
re tiefe Anſicht des menſchlichen Seyns zu

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[258/0266] Raͤubern! ... Das waͤre die Erbſuͤnde, des frevelhaften Geſchlechts ewiger, durch kein Suͤhnopfer vertilgbarer Fluch!“ — „Muß der vom Suͤnder geborne wieder ſuͤndigen, ver¬ moͤge des vererbten Organism, dann giebt es keine Suͤnde,“ ſo unterbrach ich den Pabſt. „Doch! ſprach er: der ewige Geiſt ſchuf einen Rieſen, der jenes blinde Thier, das in uns wuͤthet, zu baͤndigen und in Feſ¬ ſeln zu ſchlagen vermag. Bewußtſeyn heißt dieſer Rieſe, aus deſſen Kampf mit dem Thier ſich die Spontaneitaͤt erzeugt. Des Rieſen Sieg iſt die Tugend, der Sieg des Thieres, die Suͤnde.“ Der Pabſt ſchwieg ei¬ nige Augenblicke, dann heiterte ſein Blick ſich auf, und er ſprach mit ſanfter Stimme: „Glaubt Ihr, Moͤnch Medardus, daß es fuͤr den Statthalter des Herrn ſchicklich ſey, mit Euch uͤber Tugend und Suͤnde zu ver¬ nuͤnfteln?“ — „Ihr habt hochheiliger Herr, erwiederte ich: Euern Diener gewuͤrdigt Eu¬ re tiefe Anſicht des menſchlichen Seyns zu

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/266>, abgerufen am 23.11.2024.