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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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nachdem er an Giazinta verruchten Frevel
geübt! Francesko's Sohn ist der unselige
Knabe, den der Fürst unter dem Namen des
Grafen Viktorin erziehen läßt. Der Mörder
Francesko gedachte sich zu vermälen mit
der frommen Schwester der Fürstin, aber
ich vermochte dem Frevel vorzubeugen in
dem Augenblick, als er begangen werden
sollte an heiliger Stätte.

Wohl bedurfte es des tiefen Elends in
das Franz versank -- nachdem er, gefoltert
von dem Gedanken nie abzubüßender Sünde,
entflohen -- um ihn zur Reue zu wenden.
Von Gram und Krankheit gebeugt kam er
auf der Flucht zu einem Landmann, der ihn
freundlich aufnahm. Des Landmanns Toch¬
ter, eine fromme, stille Jungfrau, faßte
wunderbare Liebe zu dem Fremden, und
pflegte ihn sorglich. So geschah es, daß
als Francesko genesen, er der Jungfrau Lie¬

nachdem er an Giazinta verruchten Frevel
geuͤbt! Francesko's Sohn iſt der unſelige
Knabe, den der Fuͤrſt unter dem Namen des
Grafen Viktorin erziehen laͤßt. Der Moͤrder
Francesko gedachte ſich zu vermaͤlen mit
der frommen Schweſter der Fuͤrſtin, aber
ich vermochte dem Frevel vorzubeugen in
dem Augenblick, als er begangen werden
ſollte an heiliger Staͤtte.

Wohl bedurfte es des tiefen Elends in
das Franz verſank — nachdem er, gefoltert
von dem Gedanken nie abzubuͤßender Suͤnde,
entflohen — um ihn zur Reue zu wenden.
Von Gram und Krankheit gebeugt kam er
auf der Flucht zu einem Landmann, der ihn
freundlich aufnahm. Des Landmanns Toch¬
ter, eine fromme, ſtille Jungfrau, faßte
wunderbare Liebe zu dem Fremden, und
pflegte ihn ſorglich. So geſchah es, daß
als Francesko geneſen, er der Jungfrau Lie¬

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[248/0256] nachdem er an Giazinta verruchten Frevel geuͤbt! Francesko's Sohn iſt der unſelige Knabe, den der Fuͤrſt unter dem Namen des Grafen Viktorin erziehen laͤßt. Der Moͤrder Francesko gedachte ſich zu vermaͤlen mit der frommen Schweſter der Fuͤrſtin, aber ich vermochte dem Frevel vorzubeugen in dem Augenblick, als er begangen werden ſollte an heiliger Staͤtte. Wohl bedurfte es des tiefen Elends in das Franz verſank — nachdem er, gefoltert von dem Gedanken nie abzubuͤßender Suͤnde, entflohen — um ihn zur Reue zu wenden. Von Gram und Krankheit gebeugt kam er auf der Flucht zu einem Landmann, der ihn freundlich aufnahm. Des Landmanns Toch¬ ter, eine fromme, ſtille Jungfrau, faßte wunderbare Liebe zu dem Fremden, und pflegte ihn ſorglich. So geſchah es, daß als Francesko geneſen, er der Jungfrau Lie¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/256>, abgerufen am 23.11.2024.