Graf Pietro, unerachtet selbst in Sünde und Frevel befangen, hätte Franz und Aurelie ermordet. Die Mutter ließ den Franz ihren gerechten Zorn fühlen, indem sie ihn mit der Drohung, die verruchte That dem Gra¬ fen Pietro zu entdecken, auf immer aus ih¬ ren und der verführten Tochter Augen ver¬ bannte. Es gelang der Gräfin die Tochter den Augen des Grafen Pietro zu entziehen, und sie gebar an entfernten Orten ein Töch¬ terlein. Aber Franz konnte nicht lassen von Aurelien, er erfuhr ihren Aufenthalt, eilte hin und trat in das Zimmer, als eben die Gräfin, verlassen vom Hausgesinde, neben dem Bette der Tochter saß und das Töchter¬ lein, das erst acht Tage alt worden, auf dem Schooße hielt. Die Gräfin stand voller Schreck und Entsetzen über den unvermuthe¬ ten Anblick des Bösewichts auf, und gebot ihm, das Zimmer zu verlassen. "Fort ... fort sonst bist Du verloren; Graf Pietro weiß, was Du Verruchter begonnen!" So rief sie,
Graf Pietro, unerachtet ſelbſt in Suͤnde und Frevel befangen, haͤtte Franz und Aurelie ermordet. Die Mutter ließ den Franz ihren gerechten Zorn fuͤhlen, indem ſie ihn mit der Drohung, die verruchte That dem Gra¬ fen Pietro zu entdecken, auf immer aus ih¬ ren und der verfuͤhrten Tochter Augen ver¬ bannte. Es gelang der Graͤfin die Tochter den Augen des Grafen Pietro zu entziehen, und ſie gebar an entfernten Orten ein Toͤch¬ terlein. Aber Franz konnte nicht laſſen von Aurelien, er erfuhr ihren Aufenthalt, eilte hin und trat in das Zimmer, als eben die Graͤfin, verlaſſen vom Hausgeſinde, neben dem Bette der Tochter ſaß und das Toͤchter¬ lein, das erſt acht Tage alt worden, auf dem Schooße hielt. Die Graͤfin ſtand voller Schreck und Entſetzen uͤber den unvermuthe¬ ten Anblick des Boͤſewichts auf, und gebot ihm, das Zimmer zu verlaſſen. „Fort ... fort ſonſt biſt Du verloren; Graf Pietro weiß, was Du Verruchter begonnen!“ So rief ſie,
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Graf Pietro, unerachtet ſelbſt in Suͤnde und
Frevel befangen, haͤtte Franz und Aurelie
ermordet. Die Mutter ließ den Franz ihren
gerechten Zorn fuͤhlen, indem ſie ihn mit
der Drohung, die verruchte That dem Gra¬
fen Pietro zu entdecken, auf immer aus ih¬
ren und der verfuͤhrten Tochter Augen ver¬
bannte. Es gelang der Graͤfin die Tochter
den Augen des Grafen Pietro zu entziehen,
und ſie gebar an entfernten Orten ein Toͤch¬
terlein. Aber Franz konnte nicht laſſen von
Aurelien, er erfuhr ihren Aufenthalt, eilte
hin und trat in das Zimmer, als eben die
Graͤfin, verlaſſen vom Hausgeſinde, neben
dem Bette der Tochter ſaß und das Toͤchter¬
lein, das erſt acht Tage alt worden, auf
dem Schooße hielt. Die Graͤfin ſtand voller
Schreck und Entſetzen uͤber den unvermuthe¬
ten Anblick des Boͤſewichts auf, und gebot
ihm, das Zimmer zu verlaſſen. „Fort ... fort
ſonſt biſt Du verloren; Graf Pietro weiß,
was Du Verruchter begonnen!“ So rief ſie,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/252>, abgerufen am 23.11.2024.
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