Wohl waren die Sünden und Frevel mei¬ ner Jugend entsetzlich, aber durch die Für¬ sprache der Gebenedeiten und der heiligen Rosalia bin ich errettet vom ewigen Verder¬ ben, und es ist mir vergönnt, die Qualen der Verdammniß zu erdulden hier auf Er¬ den, bis der verbrecherische Stamm verdor¬ ret ist und keine Früchte mehr trägt. Ueber geistige Kräfte gebietend drückt mich die Last des irdischen nieder, und das Geheimniß der düstern Zukunft ahnend, blendet mich der trügerische Farbenglanz des Lebens, und das blöde Auge verwirrt sich in zerfließenden Bildern, ohne daß es die wahre innere Ge¬ staltung zu erkennen vermag! -- Ich erblicke oft den Faden, den die dunkle Macht, sich auflehnend gegen das Heil meiner Seele, fortspinnt, und glaube thörigt ihn erfassen, ihn zerreißen zu können. Aber dulden soll ich, und gläubig und fromm in fortwähren¬ der reuiger Buße die Marter ertragen, die mir auferlegt worden um meine Missethaten
Wohl waren die Suͤnden und Frevel mei¬ ner Jugend entſetzlich, aber durch die Fuͤr¬ ſprache der Gebenedeiten und der heiligen Roſalia bin ich errettet vom ewigen Verder¬ ben, und es iſt mir vergoͤnnt, die Qualen der Verdammniß zu erdulden hier auf Er¬ den, bis der verbrecheriſche Stamm verdor¬ ret iſt und keine Fruͤchte mehr traͤgt. Ueber geiſtige Kraͤfte gebietend druͤckt mich die Laſt des irdiſchen nieder, und das Geheimniß der duͤſtern Zukunft ahnend, blendet mich der truͤgeriſche Farbenglanz des Lebens, und das bloͤde Auge verwirrt ſich in zerfließenden Bildern, ohne daß es die wahre innere Ge¬ ſtaltung zu erkennen vermag! — Ich erblicke oft den Faden, den die dunkle Macht, ſich auflehnend gegen das Heil meiner Seele, fortſpinnt, und glaube thoͤrigt ihn erfaſſen, ihn zerreißen zu koͤnnen. Aber dulden ſoll ich, und glaͤubig und fromm in fortwaͤhren¬ der reuiger Buße die Marter ertragen, die mir auferlegt worden um meine Miſſethaten
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Wohl waren die Suͤnden und Frevel mei¬
ner Jugend entſetzlich, aber durch die Fuͤr¬
ſprache der Gebenedeiten und der heiligen
Roſalia bin ich errettet vom ewigen Verder¬
ben, und es iſt mir vergoͤnnt, die Qualen
der Verdammniß zu erdulden hier auf Er¬
den, bis der verbrecheriſche Stamm verdor¬
ret iſt und keine Fruͤchte mehr traͤgt. Ueber
geiſtige Kraͤfte gebietend druͤckt mich die Laſt
des irdiſchen nieder, und das Geheimniß der
duͤſtern Zukunft ahnend, blendet mich der
truͤgeriſche Farbenglanz des Lebens, und das
bloͤde Auge verwirrt ſich in zerfließenden
Bildern, ohne daß es die wahre innere Ge¬
ſtaltung zu erkennen vermag! — Ich erblicke
oft den Faden, den die dunkle Macht, ſich
auflehnend gegen das Heil meiner Seele,
fortſpinnt, und glaube thoͤrigt ihn erfaſſen,
ihn zerreißen zu koͤnnen. Aber dulden ſoll
ich, und glaͤubig und fromm in fortwaͤhren¬
der reuiger Buße die Marter ertragen, die
mir auferlegt worden um meine Miſſethaten
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/250>, abgerufen am 23.11.2024.
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