sie in sanftleuchtenden Strahlen zerflossen, und ein Lilien- und Rosenduft die Kirche durchströmte. Nun wußte Francesko wer die Frauen waren und wollte den andern Mor¬ gen seine Pilgerfahrt beginnen. Aber noch am Abende desselben Tages fand ihn, nach vielem Mühen, ein Diener Zenobio's auf, der ihm ein zweijähriges Gehalt auszahlte, und ihn einlud an den Hof seines Herrn. Doch nur eine geringe Summe behielt Fran¬ cesko, das übrige theilte er aus an die Ar¬ men, und machte sich auf nach dem fernen Preußen. Der Weg führte ihn über Rom, und er kam in das nicht ferne davon gelege¬ ne Capuzinerkloster, für welches er die hei¬ lige Rosalia gemalt hatte. Er sah auch das Bild in den Altar eingefugt, doch be¬ merkte er, bei näherer Betrachtung, daß es nur eine Copie seines Gemäldes war. Das Original hatten, wie er erfuhr, die Mönche nicht behalten mögen, wegen der sonderba¬ ren Gerüchte, die man von dem entflohenen
ſie in ſanftleuchtenden Strahlen zerfloſſen, und ein Lilien- und Roſenduft die Kirche durchſtroͤmte. Nun wußte Francesko wer die Frauen waren und wollte den andern Mor¬ gen ſeine Pilgerfahrt beginnen. Aber noch am Abende deſſelben Tages fand ihn, nach vielem Muͤhen, ein Diener Zenobio's auf, der ihm ein zweijaͤhriges Gehalt auszahlte, und ihn einlud an den Hof ſeines Herrn. Doch nur eine geringe Summe behielt Fran¬ cesko, das uͤbrige theilte er aus an die Ar¬ men, und machte ſich auf nach dem fernen Preußen. Der Weg fuͤhrte ihn uͤber Rom, und er kam in das nicht ferne davon gelege¬ ne Capuzinerkloſter, fuͤr welches er die hei¬ lige Roſalia gemalt hatte. Er ſah auch das Bild in den Altar eingefugt, doch be¬ merkte er, bei naͤherer Betrachtung, daß es nur eine Copie ſeines Gemaͤldes war. Das Original hatten, wie er erfuhr, die Moͤnche nicht behalten moͤgen, wegen der ſonderba¬ ren Geruͤchte, die man von dem entflohenen
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ſie in ſanftleuchtenden Strahlen zerfloſſen,
und ein Lilien- und Roſenduft die Kirche
durchſtroͤmte. Nun wußte Francesko wer die
Frauen waren und wollte den andern Mor¬
gen ſeine Pilgerfahrt beginnen. Aber noch
am Abende deſſelben Tages fand ihn, nach
vielem Muͤhen, ein Diener Zenobio's auf,
der ihm ein zweijaͤhriges Gehalt auszahlte,
und ihn einlud an den Hof ſeines Herrn.
Doch nur eine geringe Summe behielt Fran¬
cesko, das uͤbrige theilte er aus an die Ar¬
men, und machte ſich auf nach dem fernen
Preußen. Der Weg fuͤhrte ihn uͤber Rom,
und er kam in das nicht ferne davon gelege¬
ne Capuzinerkloſter, fuͤr welches er die hei¬
lige Roſalia gemalt hatte. Er ſah auch
das Bild in den Altar eingefugt, doch be¬
merkte er, bei naͤherer Betrachtung, daß es
nur eine Copie ſeines Gemaͤldes war. Das
Original hatten, wie er erfuhr, die Moͤnche
nicht behalten moͤgen, wegen der ſonderba¬
ren Geruͤchte, die man von dem entflohenen
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/237>, abgerufen am 25.11.2024.
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