des Ewigen deshalb sich würdig dünckt. Keiner menschlichen Vernunft erforschlich ist es, wie der Ewige unsere Thaten mißt, ver¬ loren ist der, der, ist er auch von wirklichem Frevel rein, vermessen glaubt, den Himmel zu erstürmen durch äußeres Frommthun, und der Büßende, welcher nach der Bußübung seinen Frevel vertilgt glaubt, beweiset, daß seine innere Reue nicht wahrhaft ist. Du, lieber Bruder Medardus, empfindest noch kei¬ ne Tröstung, das beweiset die Wahrhaftig¬ keit Deiner Reue, unterlasse jetzt, ich will es, alle Geißelungen, nimm bessere Speise zu Dir, und fliehe nicht mehr den Umgang der Brüder. -- Wisse, daß Dein geheimni߬ volles Leben mir in allen seinen wunderbar¬ sten Verschlingungen besser bekannt worden, als Dir selbst. -- Ein Verhängniß, dem Du nicht entrinnen konntest, gab dem Satan Macht über Dich, und indem Du freveltest, warst Du nur sein Werkzeug. Wähne aber nicht, daß Du deshalb weniger sündig vor
des Ewigen deshalb ſich wuͤrdig duͤnckt. Keiner menſchlichen Vernunft erforſchlich iſt es, wie der Ewige unſere Thaten mißt, ver¬ loren iſt der, der, iſt er auch von wirklichem Frevel rein, vermeſſen glaubt, den Himmel zu erſtuͤrmen durch aͤußeres Frommthun, und der Buͤßende, welcher nach der Bußuͤbung ſeinen Frevel vertilgt glaubt, beweiſet, daß ſeine innere Reue nicht wahrhaft iſt. Du, lieber Bruder Medardus, empfindeſt noch kei¬ ne Troͤſtung, das beweiſet die Wahrhaftig¬ keit Deiner Reue, unterlaſſe jetzt, ich will es, alle Geißelungen, nimm beſſere Speiſe zu Dir, und fliehe nicht mehr den Umgang der Bruͤder. — Wiſſe, daß Dein geheimni߬ volles Leben mir in allen ſeinen wunderbar¬ ſten Verſchlingungen beſſer bekannt worden, als Dir ſelbſt. — Ein Verhaͤngniß, dem Du nicht entrinnen konnteſt, gab dem Satan Macht uͤber Dich, und indem Du frevelteſt, warſt Du nur ſein Werkzeug. Waͤhne aber nicht, daß Du deshalb weniger ſuͤndig vor
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des Ewigen deshalb ſich wuͤrdig duͤnckt.
Keiner menſchlichen Vernunft erforſchlich iſt
es, wie der Ewige unſere Thaten mißt, ver¬
loren iſt der, der, iſt er auch von wirklichem
Frevel rein, vermeſſen glaubt, den Himmel
zu erſtuͤrmen durch aͤußeres Frommthun, und
der Buͤßende, welcher nach der Bußuͤbung
ſeinen Frevel vertilgt glaubt, beweiſet, daß
ſeine innere Reue nicht wahrhaft iſt. Du,
lieber Bruder Medardus, empfindeſt noch kei¬
ne Troͤſtung, das beweiſet die Wahrhaftig¬
keit Deiner Reue, unterlaſſe jetzt, ich will
es, alle Geißelungen, nimm beſſere Speiſe
zu Dir, und fliehe nicht mehr den Umgang
der Bruͤder. — Wiſſe, daß Dein geheimni߬
volles Leben mir in allen ſeinen wunderbar¬
ſten Verſchlingungen beſſer bekannt worden,
als Dir ſelbſt. — Ein Verhaͤngniß, dem Du
nicht entrinnen konnteſt, gab dem Satan
Macht uͤber Dich, und indem Du frevelteſt,
warſt Du nur ſein Werkzeug. Waͤhne aber
nicht, daß Du deshalb weniger ſuͤndig vor
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 190 [196]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/204>, abgerufen am 28.11.2024.
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