Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

Es wurde mir klar, daß mein bewustloser
Zustand eine Zeitlang gedauert haben, und
daß ich in demselben auf diese oder jene Wei¬
se in ein Kloster gebracht seyn mußte, das
Kranke aufnehme. Vielleicht war meine Klei¬
dung zerrissen, und man gab mir vorläufig
eine Kutte. Der Gefahr, so schien es mir,
war ich entronnen. Diese Vorstellungen be¬
ruhigten mich ganz, und ich beschloß abzu¬
warten, was sich weiter zutragen würde,
da ich voraussetzen konnte, daß man bald
nach dem Kranken sehen würde. Ich fühlte
mich sehr matt, sonst aber ganz schmerzlos.
Nur einige Minuten hatte ich so, zum voll¬
kommenen Bewußtseyn erwacht, gelegen, als
ich Tritte vernahm, die sich wie auf einem
langen Gange näherten. Man schloß meine
Thüre auf und ich erblickte zwei Männer,
von denen einer bürgerlich gekleidet war,
der andere aber den Ordenshabit der barm¬
herzigen Brüder trug. Sie traten schwei¬
gend auf mich zu, der bürgerlich gekleidete

Es wurde mir klar, daß mein bewuſtloſer
Zuſtand eine Zeitlang gedauert haben, und
daß ich in demſelben auf dieſe oder jene Wei¬
ſe in ein Kloſter gebracht ſeyn mußte, das
Kranke aufnehme. Vielleicht war meine Klei¬
dung zerriſſen, und man gab mir vorlaͤufig
eine Kutte. Der Gefahr, ſo ſchien es mir,
war ich entronnen. Dieſe Vorſtellungen be¬
ruhigten mich ganz, und ich beſchloß abzu¬
warten, was ſich weiter zutragen wuͤrde,
da ich vorausſetzen konnte, daß man bald
nach dem Kranken ſehen wuͤrde. Ich fuͤhlte
mich ſehr matt, ſonſt aber ganz ſchmerzlos.
Nur einige Minuten hatte ich ſo, zum voll¬
kommenen Bewußtſeyn erwacht, gelegen, als
ich Tritte vernahm, die ſich wie auf einem
langen Gange naͤherten. Man ſchloß meine
Thuͤre auf und ich erblickte zwei Maͤnner,
von denen einer buͤrgerlich gekleidet war,
der andere aber den Ordenshabit der barm¬
herzigen Bruͤder trug. Sie traten ſchwei¬
gend auf mich zu, der buͤrgerlich gekleidete

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0163" n="155"/>
Es wurde mir klar, daß mein bewu&#x017F;tlo&#x017F;er<lb/>
Zu&#x017F;tand eine Zeitlang gedauert haben, und<lb/>
daß ich in dem&#x017F;elben auf die&#x017F;e oder jene Wei¬<lb/>
&#x017F;e in ein Klo&#x017F;ter gebracht &#x017F;eyn mußte, das<lb/>
Kranke aufnehme. Vielleicht war meine Klei¬<lb/>
dung zerri&#x017F;&#x017F;en, und man gab mir vorla&#x0364;ufig<lb/>
eine Kutte. Der Gefahr, &#x017F;o &#x017F;chien es mir,<lb/>
war ich entronnen. Die&#x017F;e Vor&#x017F;tellungen be¬<lb/>
ruhigten mich ganz, und ich be&#x017F;chloß abzu¬<lb/>
warten, was &#x017F;ich weiter zutragen wu&#x0364;rde,<lb/>
da ich voraus&#x017F;etzen konnte, daß man bald<lb/>
nach dem Kranken &#x017F;ehen wu&#x0364;rde. Ich fu&#x0364;hlte<lb/>
mich &#x017F;ehr matt, &#x017F;on&#x017F;t aber ganz &#x017F;chmerzlos.<lb/>
Nur einige Minuten hatte ich &#x017F;o, zum voll¬<lb/>
kommenen Bewußt&#x017F;eyn erwacht, gelegen, als<lb/>
ich Tritte vernahm, die &#x017F;ich wie auf einem<lb/>
langen Gange na&#x0364;herten. Man &#x017F;chloß meine<lb/>
Thu&#x0364;re auf und ich erblickte zwei Ma&#x0364;nner,<lb/>
von denen einer bu&#x0364;rgerlich gekleidet war,<lb/>
der andere aber den Ordenshabit der barm¬<lb/>
herzigen Bru&#x0364;der trug. Sie traten &#x017F;chwei¬<lb/>
gend auf mich zu, der bu&#x0364;rgerlich gekleidete<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0163] Es wurde mir klar, daß mein bewuſtloſer Zuſtand eine Zeitlang gedauert haben, und daß ich in demſelben auf dieſe oder jene Wei¬ ſe in ein Kloſter gebracht ſeyn mußte, das Kranke aufnehme. Vielleicht war meine Klei¬ dung zerriſſen, und man gab mir vorlaͤufig eine Kutte. Der Gefahr, ſo ſchien es mir, war ich entronnen. Dieſe Vorſtellungen be¬ ruhigten mich ganz, und ich beſchloß abzu¬ warten, was ſich weiter zutragen wuͤrde, da ich vorausſetzen konnte, daß man bald nach dem Kranken ſehen wuͤrde. Ich fuͤhlte mich ſehr matt, ſonſt aber ganz ſchmerzlos. Nur einige Minuten hatte ich ſo, zum voll¬ kommenen Bewußtſeyn erwacht, gelegen, als ich Tritte vernahm, die ſich wie auf einem langen Gange naͤherten. Man ſchloß meine Thuͤre auf und ich erblickte zwei Maͤnner, von denen einer buͤrgerlich gekleidet war, der andere aber den Ordenshabit der barm¬ herzigen Bruͤder trug. Sie traten ſchwei¬ gend auf mich zu, der buͤrgerlich gekleidete

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/163
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/163>, abgerufen am 12.12.2024.