Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

bildeten, der wurde kleiner, so wie die Schnel¬
ligkeit wuchs, daß er zuletzt nur eine still¬
stehende Feuerkugel schien. Aus der schos¬
sen rothglühende Stralen und bewegten sich
im farbigten Flammenspiel. "Das sind mei¬
ne
Glieder, die sich regen, jetzt erwache ich!"
So dachte ich deutlich, aber in dem Augen¬
blick durchzuckte mich ein jäher Schmerz,
helle Glockentöne schlugen an mein Ohr.
"Fliehen, weiter fort! -- weiter fort!" rief ich
laut, wollte mich schnell aufraffen, fiel aber
entkräftet zurück. Jetzt erst vermochte ich die Au¬
gen zu öffnen. Die Glockentöne dauerten fort
-- ich glaubte noch im Walde zu seyn, aber
wie erstaunte ich, als ich die Gegenstände
rings umher, als ich mich selbst betrachtete.
In dem Ordenshabit der Capuziner lag ich,
in einem hohen einfachen Zimmer, auf einer
wohlgepolsterten Matratze ausgestreckt. Ein
Paar Rohrstühle, ein kleiner Tisch und ein
ärmliches Bett waren die einzigen Gegen¬
stände, die sich noch im Zimmer befanden.

bildeten, der wurde kleiner, ſo wie die Schnel¬
ligkeit wuchs, daß er zuletzt nur eine ſtill¬
ſtehende Feuerkugel ſchien. Aus der ſchoſ¬
ſen rothgluͤhende Stralen und bewegten ſich
im farbigten Flammenſpiel. „Das ſind mei¬
ne
Glieder, die ſich regen, jetzt erwache ich!“
So dachte ich deutlich, aber in dem Augen¬
blick durchzuckte mich ein jaͤher Schmerz,
helle Glockentoͤne ſchlugen an mein Ohr.
„Fliehen, weiter fort! — weiter fort!“ rief ich
laut, wollte mich ſchnell aufraffen, fiel aber
entkraͤftet zuruͤck. Jetzt erſt vermochte ich die Au¬
gen zu oͤffnen. Die Glockentoͤne dauerten fort
— ich glaubte noch im Walde zu ſeyn, aber
wie erſtaunte ich, als ich die Gegenſtaͤnde
rings umher, als ich mich ſelbſt betrachtete.
In dem Ordenshabit der Capuziner lag ich,
in einem hohen einfachen Zimmer, auf einer
wohlgepolſterten Matratze ausgeſtreckt. Ein
Paar Rohrſtuͤhle, ein kleiner Tiſch und ein
aͤrmliches Bett waren die einzigen Gegen¬
ſtaͤnde, die ſich noch im Zimmer befanden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0162" n="154"/>
bildeten, der wurde kleiner, &#x017F;o wie die Schnel¬<lb/>
ligkeit wuchs, daß er zuletzt nur eine &#x017F;till¬<lb/>
&#x017F;tehende Feuerkugel &#x017F;chien. Aus der &#x017F;cho&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en rothglu&#x0364;hende Stralen und bewegten &#x017F;ich<lb/>
im farbigten Flammen&#x017F;piel. &#x201E;Das &#x017F;ind <choice><sic>mei¬<lb/></sic><corr>mei¬<lb/>
ne </corr></choice>Glieder, die &#x017F;ich regen, jetzt erwache ich!&#x201C;<lb/>
So dachte ich deutlich, aber in dem Augen¬<lb/>
blick durchzuckte mich ein ja&#x0364;her Schmerz,<lb/>
helle Glockento&#x0364;ne &#x017F;chlugen an mein Ohr.<lb/>
&#x201E;Fliehen, weiter fort! &#x2014; weiter fort!&#x201C; rief ich<lb/>
laut, wollte mich &#x017F;chnell aufraffen, fiel aber<lb/>
entkra&#x0364;ftet zuru&#x0364;ck. Jetzt er&#x017F;t vermochte ich die Au¬<lb/>
gen zu o&#x0364;ffnen. Die Glockento&#x0364;ne dauerten fort<lb/>
&#x2014; ich glaubte noch im Walde zu &#x017F;eyn, aber<lb/>
wie er&#x017F;taunte ich, als ich die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
rings umher, als ich mich &#x017F;elb&#x017F;t betrachtete.<lb/>
In dem Ordenshabit der Capuziner lag ich,<lb/>
in einem hohen einfachen Zimmer, auf einer<lb/>
wohlgepol&#x017F;terten Matratze ausge&#x017F;treckt. Ein<lb/>
Paar Rohr&#x017F;tu&#x0364;hle, ein kleiner Ti&#x017F;ch und ein<lb/>
a&#x0364;rmliches Bett waren die einzigen Gegen¬<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde, die &#x017F;ich noch im Zimmer befanden.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0162] bildeten, der wurde kleiner, ſo wie die Schnel¬ ligkeit wuchs, daß er zuletzt nur eine ſtill¬ ſtehende Feuerkugel ſchien. Aus der ſchoſ¬ ſen rothgluͤhende Stralen und bewegten ſich im farbigten Flammenſpiel. „Das ſind mei¬ ne Glieder, die ſich regen, jetzt erwache ich!“ So dachte ich deutlich, aber in dem Augen¬ blick durchzuckte mich ein jaͤher Schmerz, helle Glockentoͤne ſchlugen an mein Ohr. „Fliehen, weiter fort! — weiter fort!“ rief ich laut, wollte mich ſchnell aufraffen, fiel aber entkraͤftet zuruͤck. Jetzt erſt vermochte ich die Au¬ gen zu oͤffnen. Die Glockentoͤne dauerten fort — ich glaubte noch im Walde zu ſeyn, aber wie erſtaunte ich, als ich die Gegenſtaͤnde rings umher, als ich mich ſelbſt betrachtete. In dem Ordenshabit der Capuziner lag ich, in einem hohen einfachen Zimmer, auf einer wohlgepolſterten Matratze ausgeſtreckt. Ein Paar Rohrſtuͤhle, ein kleiner Tiſch und ein aͤrmliches Bett waren die einzigen Gegen¬ ſtaͤnde, die ſich noch im Zimmer befanden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/162
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/162>, abgerufen am 04.12.2024.