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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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Wälder floh, es ist mir so, als müsse das
Monate hindurch, ohne daß ich Speise und
Trank genoß, gedauert haben. Nur eines
lichten Augenblicks erinnere ich mich lebhaft,
nach welchem ich in gänzlich bewußtlosen
Zustand verfiel. Eben war es mir geglückt,
meinen Doppellgänger abzuwerfen, als ein
heller Sonnenstral, und mit ihm ein hol¬
des anmuthiges Tönen den Wald durchdrang.
Ich unterschied eine Klosterglocke die zur
Frühmette läutete. "Du hast Aurelie er¬
mordet!" Der Gedanke erfaßte mich mit
des Todes eiskalten Armen, und ich sank be¬
wustlos nieder.


Waͤlder floh, es iſt mir ſo, als muͤſſe das
Monate hindurch, ohne daß ich Speiſe und
Trank genoß, gedauert haben. Nur eines
lichten Augenblicks erinnere ich mich lebhaft,
nach welchem ich in gaͤnzlich bewußtloſen
Zuſtand verfiel. Eben war es mir gegluͤckt,
meinen Doppellgaͤnger abzuwerfen, als ein
heller Sonnenſtral, und mit ihm ein hol¬
des anmuthiges Toͤnen den Wald durchdrang.
Ich unterſchied eine Kloſterglocke die zur
Fruͤhmette laͤutete. „Du haſt Aurelie er¬
mordet!“ Der Gedanke erfaßte mich mit
des Todes eiskalten Armen, und ich ſank be¬
wuſtlos nieder.


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[152/0160] Waͤlder floh, es iſt mir ſo, als muͤſſe das Monate hindurch, ohne daß ich Speiſe und Trank genoß, gedauert haben. Nur eines lichten Augenblicks erinnere ich mich lebhaft, nach welchem ich in gaͤnzlich bewußtloſen Zuſtand verfiel. Eben war es mir gegluͤckt, meinen Doppellgaͤnger abzuwerfen, als ein heller Sonnenſtral, und mit ihm ein hol¬ des anmuthiges Toͤnen den Wald durchdrang. Ich unterſchied eine Kloſterglocke die zur Fruͤhmette laͤutete. „Du haſt Aurelie er¬ mordet!“ Der Gedanke erfaßte mich mit des Todes eiskalten Armen, und ich ſank be¬ wuſtlos nieder.

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/160>, abgerufen am 04.12.2024.