an Deinem Herzen! -- Leonard gleicht ganz jenem Francesko, nur scheint er größer, auch unterscheidet ihn ein gewisser charakteristischer Zug, der seiner Nation eigen, Du weißt daß er ein Pole ist) von Francesko und dem Mönch Medardus sehr merklich. Albern war es wohl überhaupt, den geistreichen, gewand¬ ten, herrlichen Leonard auch nur einen Au¬ genblick für einen entlaufenen Mönch anzu¬ sehen. Aber so stark ist noch der fürchterli¬ che Eindruck jener gräßlichen Szenen auf unserm Schlosse, daß oft, tritt Leonard un¬ vermuthet zu mir herein und blickt mich an mit seinem strahlenden Auge, das, ach nur zu sehr jenem Medardus gleicht, mich unwillkührliches Grausen befällt und ich Gefahr laufe durch mein kindisches We¬ sen, den Geliebten zu verletzen. Mir ist, als würde erst des Priesters Seegen die fin¬ stere Gestalten bannen, die noch jetzt recht feindlich manchen Wolkenschatten in mein Leben werfen. Schließe mich und den Ge¬
an Deinem Herzen! — Leonard gleicht ganz jenem Francesko, nur ſcheint er groͤßer, auch unterſcheidet ihn ein gewiſſer charakteriſtiſcher Zug, der ſeiner Nation eigen, Du weißt daß er ein Pole iſt) von Francesko und dem Moͤnch Medardus ſehr merklich. Albern war es wohl uͤberhaupt, den geiſtreichen, gewand¬ ten, herrlichen Leonard auch nur einen Au¬ genblick fuͤr einen entlaufenen Moͤnch anzu¬ ſehen. Aber ſo ſtark iſt noch der fuͤrchterli¬ che Eindruck jener graͤßlichen Szenen auf unſerm Schloſſe, daß oft, tritt Leonard un¬ vermuthet zu mir herein und blickt mich an mit ſeinem ſtrahlenden Auge, das, ach nur zu ſehr jenem Medardus gleicht, mich unwillkuͤhrliches Grauſen befaͤllt und ich Gefahr laufe durch mein kindiſches We¬ ſen, den Geliebten zu verletzen. Mir iſt, als wuͤrde erſt des Prieſters Seegen die fin¬ ſtere Geſtalten bannen, die noch jetzt recht feindlich manchen Wolkenſchatten in mein Leben werfen. Schließe mich und den Ge¬
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an Deinem Herzen! — Leonard gleicht ganz
jenem Francesko, nur ſcheint er groͤßer, auch
unterſcheidet ihn ein gewiſſer charakteriſtiſcher
Zug, der ſeiner Nation eigen, Du weißt
daß er ein Pole iſt) von Francesko und dem
Moͤnch Medardus ſehr merklich. Albern war
es wohl uͤberhaupt, den geiſtreichen, gewand¬
ten, herrlichen Leonard auch nur einen Au¬
genblick fuͤr einen entlaufenen Moͤnch anzu¬
ſehen. Aber ſo ſtark iſt noch der fuͤrchterli¬
che Eindruck jener graͤßlichen Szenen auf
unſerm Schloſſe, daß oft, tritt Leonard un¬
vermuthet zu mir herein und blickt mich
an mit ſeinem ſtrahlenden Auge, das, ach
nur zu ſehr jenem Medardus gleicht, mich
unwillkuͤhrliches Grauſen befaͤllt und ich
Gefahr laufe durch mein kindiſches We¬
ſen, den Geliebten zu verletzen. Mir iſt,
als wuͤrde erſt des Prieſters Seegen die fin¬
ſtere Geſtalten bannen, die noch jetzt recht
feindlich manchen Wolkenſchatten in mein
Leben werfen. Schließe mich und den Ge¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/146>, abgerufen am 04.12.2024.
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