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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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lor sich aus meinem Gedächtniß und wurde
selbst dann nicht wieder lebendig, als wir
nach dem Tode der guten Mutter auf das
Land zurückgekehrt waren. Der Flügel des
Schlosses, in welchem jenes blaue Cabinet
gelegen, blieb unbewohnt; es waren die
Zimmer meiner Mutter, die der Vater nicht
betreten konnte, ohne die schmerzlichsten Er¬
innerungen in sich aufzuregen. Eine Repa¬
ratur des Gebäudes machte es endlich nöthig
die Zimmer zu öffnen; ich trat in das blaue
Cabinet, als die Arbeiter eben beschäftiget
waren, den Fußboden aufzureißen. So
wie einer von ihnen eine Tafel in der Mit¬
te des Zimmers emporhob, rauschte es hin¬
ter der Wand, sie schob sich aus einander,
und das lebensgroße Bild des Unbekannten
wurde sichtbar. Man entdeckte die Feder im
Fußboden, welche, angedrückt, eine Maschi¬
ne hinter der Wand in Bewegung setzte, die
ein Feld des Tafelwerks, womit die Wand
bekleidet, aus einander schob. Nun gedachte

lor ſich aus meinem Gedaͤchtniß und wurde
ſelbſt dann nicht wieder lebendig, als wir
nach dem Tode der guten Mutter auf das
Land zuruͤckgekehrt waren. Der Fluͤgel des
Schloſſes, in welchem jenes blaue Cabinet
gelegen, blieb unbewohnt; es waren die
Zimmer meiner Mutter, die der Vater nicht
betreten konnte, ohne die ſchmerzlichſten Er¬
innerungen in ſich aufzuregen. Eine Repa¬
ratur des Gebaͤudes machte es endlich noͤthig
die Zimmer zu oͤffnen; ich trat in das blaue
Cabinet, als die Arbeiter eben beſchaͤftiget
waren, den Fußboden aufzureißen. So
wie einer von ihnen eine Tafel in der Mit¬
te des Zimmers emporhob, rauſchte es hin¬
ter der Wand, ſie ſchob ſich aus einander,
und das lebensgroße Bild des Unbekannten
wurde ſichtbar. Man entdeckte die Feder im
Fußboden, welche, angedruͤckt, eine Maſchi¬
ne hinter der Wand in Bewegung ſetzte, die
ein Feld des Tafelwerks, womit die Wand
bekleidet, aus einander ſchob. Nun gedachte

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[121/0129] lor ſich aus meinem Gedaͤchtniß und wurde ſelbſt dann nicht wieder lebendig, als wir nach dem Tode der guten Mutter auf das Land zuruͤckgekehrt waren. Der Fluͤgel des Schloſſes, in welchem jenes blaue Cabinet gelegen, blieb unbewohnt; es waren die Zimmer meiner Mutter, die der Vater nicht betreten konnte, ohne die ſchmerzlichſten Er¬ innerungen in ſich aufzuregen. Eine Repa¬ ratur des Gebaͤudes machte es endlich noͤthig die Zimmer zu oͤffnen; ich trat in das blaue Cabinet, als die Arbeiter eben beſchaͤftiget waren, den Fußboden aufzureißen. So wie einer von ihnen eine Tafel in der Mit¬ te des Zimmers emporhob, rauſchte es hin¬ ter der Wand, ſie ſchob ſich aus einander, und das lebensgroße Bild des Unbekannten wurde ſichtbar. Man entdeckte die Feder im Fußboden, welche, angedruͤckt, eine Maſchi¬ ne hinter der Wand in Bewegung ſetzte, die ein Feld des Tafelwerks, womit die Wand bekleidet, aus einander ſchob. Nun gedachte

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/129>, abgerufen am 04.12.2024.