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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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entflohen, dem Mönch, der dich im Gebet
zur Sünde verlockte? Nun bist du seine
Braut ... seine Braut! -- In dem Augenblick
war jene Liebe zu Aurelien, die ein Him¬
melsstrahl zu entzünden schien, als dem Ge¬
fängniß, dem Tode entronnen, ich sie im Park
wiedersah, aus meinem Innern verschwun¬
den, und der Gedanke: daß ihr Verderben
meines Lebens glänzendster Lichtpunkt seyn
könne, erfüllte mich ganz und gar. -- Man
rief Aurelien zur Fürstin. Klar wurde es
mir, daß Aureliens Leben gewisse mir noch
unbekannte Beziehungen auf mich selbst ha¬
ben müsse; und doch fand ich keinen Weg dies
zu erfahren, da Aurelie alles Bittens uner¬
achtet, jene einzelne hingeworfene Aeußer¬
ungen nicht näher deuten wollte. Der Zu¬
fall enthüllte mir das, was sie zu verschwei¬
gen gedachte. -- Eines Tages befand ich
mich in dem Zimmer des Hofbeamten, dem
es oblag, alle Privatbriefe des Fürsten und
der dem Hofe Angehörigen zur Post zu be¬

entflohen, dem Moͤnch, der dich im Gebet
zur Suͤnde verlockte? Nun biſt du ſeine
Braut ... ſeine Braut! — In dem Augenblick
war jene Liebe zu Aurelien, die ein Him¬
melsſtrahl zu entzuͤnden ſchien, als dem Ge¬
faͤngniß, dem Tode entronnen, ich ſie im Park
wiederſah, aus meinem Innern verſchwun¬
den, und der Gedanke: daß ihr Verderben
meines Lebens glaͤnzendſter Lichtpunkt ſeyn
koͤnne, erfuͤllte mich ganz und gar. — Man
rief Aurelien zur Fuͤrſtin. Klar wurde es
mir, daß Aureliens Leben gewiſſe mir noch
unbekannte Beziehungen auf mich ſelbſt ha¬
ben muͤſſe; und doch fand ich keinen Weg dies
zu erfahren, da Aurelie alles Bittens uner¬
achtet, jene einzelne hingeworfene Aeußer¬
ungen nicht naͤher deuten wollte. Der Zu¬
fall enthuͤllte mir das, was ſie zu verſchwei¬
gen gedachte. — Eines Tages befand ich
mich in dem Zimmer des Hofbeamten, dem
es oblag, alle Privatbriefe des Fuͤrſten und
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[114/0122] entflohen, dem Moͤnch, der dich im Gebet zur Suͤnde verlockte? Nun biſt du ſeine Braut ... ſeine Braut! — In dem Augenblick war jene Liebe zu Aurelien, die ein Him¬ melsſtrahl zu entzuͤnden ſchien, als dem Ge¬ faͤngniß, dem Tode entronnen, ich ſie im Park wiederſah, aus meinem Innern verſchwun¬ den, und der Gedanke: daß ihr Verderben meines Lebens glaͤnzendſter Lichtpunkt ſeyn koͤnne, erfuͤllte mich ganz und gar. — Man rief Aurelien zur Fuͤrſtin. Klar wurde es mir, daß Aureliens Leben gewiſſe mir noch unbekannte Beziehungen auf mich ſelbſt ha¬ ben muͤſſe; und doch fand ich keinen Weg dies zu erfahren, da Aurelie alles Bittens uner¬ achtet, jene einzelne hingeworfene Aeußer¬ ungen nicht naͤher deuten wollte. Der Zu¬ fall enthuͤllte mir das, was ſie zu verſchwei¬ gen gedachte. — Eines Tages befand ich mich in dem Zimmer des Hofbeamten, dem es oblag, alle Privatbriefe des Fuͤrſten und der dem Hofe Angehoͤrigen zur Poſt zu be¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/122>, abgerufen am 04.12.2024.