Unart der Römer, den Wein nicht zu pfro¬ pfen, sondern nur durch darauf getröpfeltes Oel zu bewahren, um das Vergnügen brach¬ te, altrömischen Wein zu kosten. Ist dieser Wein auch lange nicht so alt, als jener gewe¬ sen wäre, so ist es doch fürwahr der älteste, den es wohl geben mag, und darum thäten sie wohl, die Reliquie in Ihren Nutzen zu verwenden und getrost auszunippen." -- "Ge¬ wiß, fiel der Graf ein: dieser uralte Syra¬ kuser würde neue Kraft in Ihre Adern gie¬ ßen und die Kränklichkeit verscheuchen, von der Sie, ehrwürdiger Herr! heimgesucht schei¬ nen." Der Hofmeister holte einen stählernen Korkzieher aus der Tasche und öffnete, mei¬ ner Protestationen unerachtet, die Flasche. -- Es war mir als zucke mit dem Herausflie¬ gen des Korks ein blaues Flämmchen empor, das gleich wieder verschwand. -- Stärker stieg der Duft aus der Flasche und wallte durch das Zimmer. Der Hofmeister kostete zuerst und rief begeistert: "herrlicher -- herr¬
Unart der Roͤmer, den Wein nicht zu pfro¬ pfen, ſondern nur durch darauf getroͤpfeltes Oel zu bewahren, um das Vergnuͤgen brach¬ te, altroͤmiſchen Wein zu koſten. Iſt dieſer Wein auch lange nicht ſo alt, als jener gewe¬ ſen waͤre, ſo iſt es doch fuͤrwahr der aͤlteſte, den es wohl geben mag, und darum thaͤten ſie wohl, die Reliquie in Ihren Nutzen zu verwenden und getroſt auszunippen.“ — „Ge¬ wiß, fiel der Graf ein: dieſer uralte Syra¬ kuſer wuͤrde neue Kraft in Ihre Adern gie¬ ßen und die Kraͤnklichkeit verſcheuchen, von der Sie, ehrwuͤrdiger Herr! heimgeſucht ſchei¬ nen.“ Der Hofmeiſter holte einen ſtaͤhlernen Korkzieher aus der Taſche und oͤffnete, mei¬ ner Proteſtationen unerachtet, die Flaſche. — Es war mir als zucke mit dem Herausflie¬ gen des Korks ein blaues Flaͤmmchen empor, das gleich wieder verſchwand. — Staͤrker ſtieg der Duft aus der Flaſche und wallte durch das Zimmer. Der Hofmeiſter koſtete zuerſt und rief begeiſtert: „herrlicher — herr¬
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Unart der Roͤmer, den Wein nicht zu pfro¬
pfen, ſondern nur durch darauf getroͤpfeltes
Oel zu bewahren, um das Vergnuͤgen brach¬
te, altroͤmiſchen Wein zu koſten. Iſt dieſer
Wein auch lange nicht ſo alt, als jener gewe¬
ſen waͤre, ſo iſt es doch fuͤrwahr der aͤlteſte,
den es wohl geben mag, und darum thaͤten
ſie wohl, die Reliquie in Ihren Nutzen zu
verwenden und getroſt auszunippen.“ — „Ge¬
wiß, fiel der Graf ein: dieſer uralte Syra¬
kuſer wuͤrde neue Kraft in Ihre Adern gie¬
ßen und die Kraͤnklichkeit verſcheuchen, von
der Sie, ehrwuͤrdiger Herr! heimgeſucht ſchei¬
nen.“ Der Hofmeiſter holte einen ſtaͤhlernen
Korkzieher aus der Taſche und oͤffnete, mei¬
ner Proteſtationen unerachtet, die Flaſche. —
Es war mir als zucke mit dem Herausflie¬
gen des Korks ein blaues Flaͤmmchen empor,
das gleich wieder verſchwand. — Staͤrker
ſtieg der Duft aus der Flaſche und wallte
durch das Zimmer. Der Hofmeiſter koſtete
zuerſt und rief begeiſtert: „herrlicher — herr¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/86>, abgerufen am 22.11.2024.
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