Die gemüthliche Ruhe, die in Allem herrsch¬ te, goß den himmlischen Frieden in meine Seele, wie er mich, gleich einem seeligen Traum aus der ersten Zeit meiner frühsten Kinderjahre, im Kloster der heiligen Linde umschwebte. Während des feierlichen Akts meiner Einkleidung, erblickte ich unter den Zuschauern des Conzertmeisters Schwester; sie sah ganz schwermüthig aus, und ich glaub¬ te, Thränen in ihren Augen zu erblicken, aber vorüber war die Zeit der Versuchung, und vielleicht war es frevelnder Stolz auf den so leicht erfochtenen Sieg, der mir Lä¬ cheln abnöthigte, welches der an meiner Seite wandelnde Bruder Cyrillus bemerkte. "Worüber erfreuest du dich so, mein Bru¬ der? frug Cyrillus." Soll ich denn nicht froh seyn, wenn ich der schnöden Welt und ihrem Tand entsage? antwortete ich, aber nicht zu läugnen ist es, daß indem ich diese Worte sprach, ein unheimliches Gefühl, plötz¬ lich das Innerste durchbebend, mich Lügen
Die gemuͤthliche Ruhe, die in Allem herrſch¬ te, goß den himmliſchen Frieden in meine Seele, wie er mich, gleich einem ſeeligen Traum aus der erſten Zeit meiner fruͤhſten Kinderjahre, im Kloſter der heiligen Linde umſchwebte. Waͤhrend des feierlichen Akts meiner Einkleidung, erblickte ich unter den Zuſchauern des Conzertmeiſters Schweſter; ſie ſah ganz ſchwermuͤthig aus, und ich glaub¬ te, Thraͤnen in ihren Augen zu erblicken, aber voruͤber war die Zeit der Verſuchung, und vielleicht war es frevelnder Stolz auf den ſo leicht erfochtenen Sieg, der mir Laͤ¬ cheln abnoͤthigte, welches der an meiner Seite wandelnde Bruder Cyrillus bemerkte. „Woruͤber erfreueſt du dich ſo, mein Bru¬ der? frug Cyrillus.“ Soll ich denn nicht froh ſeyn, wenn ich der ſchnoͤden Welt und ihrem Tand entſage? antwortete ich, aber nicht zu laͤugnen iſt es, daß indem ich dieſe Worte ſprach, ein unheimliches Gefuͤhl, ploͤtz¬ lich das Innerſte durchbebend, mich Luͤgen
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Die gemuͤthliche Ruhe, die in Allem herrſch¬
te, goß den himmliſchen Frieden in meine
Seele, wie er mich, gleich einem ſeeligen
Traum aus der erſten Zeit meiner fruͤhſten
Kinderjahre, im Kloſter der heiligen Linde
umſchwebte. Waͤhrend des feierlichen Akts
meiner Einkleidung, erblickte ich unter den
Zuſchauern des Conzertmeiſters Schweſter;
ſie ſah ganz ſchwermuͤthig aus, und ich glaub¬
te, Thraͤnen in ihren Augen zu erblicken, aber
voruͤber war die Zeit der Verſuchung, und
vielleicht war es frevelnder Stolz auf den
ſo leicht erfochtenen Sieg, der mir Laͤ¬
cheln abnoͤthigte, welches der an meiner
Seite wandelnde Bruder Cyrillus bemerkte.
„Woruͤber erfreueſt du dich ſo, mein Bru¬
der? frug Cyrillus.“ Soll ich denn nicht
froh ſeyn, wenn ich der ſchnoͤden Welt und
ihrem Tand entſage? antwortete ich, aber
nicht zu laͤugnen iſt es, daß indem ich dieſe
Worte ſprach, ein unheimliches Gefuͤhl, ploͤtz¬
lich das Innerſte durchbebend, mich Luͤgen
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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