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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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sprechen, und es gab Augenblicke, in denen
ich in Versuchung gerieth, ihn für einen
heimlichen Zweifler zu halten. Einst erdrei¬
stete ich mich, um ihn zu irgend einer be¬
stimmten
Aeußerung zu nöthigen, von den
Verächtern des katholischen Glaubens zu
sprechen, und vorzüglich auf diejenigen zu
schmählen, die im kindischen Uebermuthe
alles Uebersinnliche mit dem heillosen Schimpf¬
worte des Aberglaubens abfertigten. Leo¬
nardus sprach sanft lächelnd: Mein Sohn,
der Unglaube ist der ärgste Aberglaube, und
fing ein anderes Gespräch von fremden gleich¬
gültigen Dingen an. Erst später durfte ich
eingehen in seine herrliche Gedanken über den
mystischen Theil unserer Religion, der die
geheimnißvolle Verbindung unsers geistli¬
chen Prinzips, mit höheren Wesen in sich
schließt, und mußte mir denn wohl gestehen,
daß Leonardus die Mittheilung alles des su¬
blimen, das aus seinem Innersten sich er¬

ſprechen, und es gab Augenblicke, in denen
ich in Verſuchung gerieth, ihn fuͤr einen
heimlichen Zweifler zu halten. Einſt erdrei¬
ſtete ich mich, um ihn zu irgend einer be¬
ſtimmten
Aeußerung zu noͤthigen, von den
Veraͤchtern des katholiſchen Glaubens zu
ſprechen, und vorzuͤglich auf diejenigen zu
ſchmaͤhlen, die im kindiſchen Uebermuthe
alles Ueberſinnliche mit dem heilloſen Schimpf¬
worte des Aberglaubens abfertigten. Leo¬
nardus ſprach ſanft laͤchelnd: Mein Sohn,
der Unglaube iſt der aͤrgſte Aberglaube, und
fing ein anderes Geſpraͤch von fremden gleich¬
guͤltigen Dingen an. Erſt ſpaͤter durfte ich
eingehen in ſeine herrliche Gedanken uͤber den
myſtiſchen Theil unſerer Religion, der die
geheimnißvolle Verbindung unſers geiſtli¬
chen Prinzips, mit hoͤheren Weſen in ſich
ſchließt, und mußte mir denn wohl geſtehen,
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[40/0056] ſprechen, und es gab Augenblicke, in denen ich in Verſuchung gerieth, ihn fuͤr einen heimlichen Zweifler zu halten. Einſt erdrei¬ ſtete ich mich, um ihn zu irgend einer be¬ ſtimmten Aeußerung zu noͤthigen, von den Veraͤchtern des katholiſchen Glaubens zu ſprechen, und vorzuͤglich auf diejenigen zu ſchmaͤhlen, die im kindiſchen Uebermuthe alles Ueberſinnliche mit dem heilloſen Schimpf¬ worte des Aberglaubens abfertigten. Leo¬ nardus ſprach ſanft laͤchelnd: Mein Sohn, der Unglaube iſt der aͤrgſte Aberglaube, und fing ein anderes Geſpraͤch von fremden gleich¬ guͤltigen Dingen an. Erſt ſpaͤter durfte ich eingehen in ſeine herrliche Gedanken uͤber den myſtiſchen Theil unſerer Religion, der die geheimnißvolle Verbindung unſers geiſtli¬ chen Prinzips, mit hoͤheren Weſen in ſich ſchließt, und mußte mir denn wohl geſtehen, daß Leonardus die Mittheilung alles des ſu¬ blimen, das aus ſeinem Innerſten ſich er¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/56>, abgerufen am 27.11.2024.