schien es zu bemerken, und Wohlgefallen daran zu finden; zuweilen war es mir, als müßte ich sie wie in toller Liebeswuth an mich reissen, und inbrünstig an mich drü¬ cken! -- Sie hatte lange neben dem Flügel gesessen, endlich stand sie auf, und ließ auf dem Stuhl einen ihrer Handschuhe liegen, den ergriff ich, und drückte ihn im Wahn¬ sinn heftig an den Mund! -- Das sah eins von den Frauenzimmern, die ging zu des Conzertmeisters Schwester, und flüsterte ihr etwas in's Ohr, nun schauten sie beide auf mich, und kicherten und lachten höhnisch! -- Ich war wie vernichtet, ein Eisstrom goß sich durch mein Inneres -- besinnungslos stürzte ich fort ins Collegium -- in meine Zelle. Ich warf mich, wie in toller Ver¬ zweiflung auf den Fußboden -- glühende Thränen quollen mir aus den Augen, ich verwünschte -- ich verfluchte das Mädchen -- mich selbst -- dann betete ich wieder und lachte dazwischen, wie ein Wahnsinniger!
ſchien es zu bemerken, und Wohlgefallen daran zu finden; zuweilen war es mir, als muͤßte ich ſie wie in toller Liebeswuth an mich reiſſen, und inbruͤnſtig an mich druͤ¬ cken! — Sie hatte lange neben dem Fluͤgel geſeſſen, endlich ſtand ſie auf, und ließ auf dem Stuhl einen ihrer Handſchuhe liegen, den ergriff ich, und druͤckte ihn im Wahn¬ ſinn heftig an den Mund! — Das ſah eins von den Frauenzimmern, die ging zu des Conzertmeiſters Schweſter, und fluͤſterte ihr etwas in's Ohr, nun ſchauten ſie beide auf mich, und kicherten und lachten hoͤhniſch! — Ich war wie vernichtet, ein Eisſtrom goß ſich durch mein Inneres — beſinnungslos ſtuͤrzte ich fort ins Collegium — in meine Zelle. Ich warf mich, wie in toller Ver¬ zweiflung auf den Fußboden — gluͤhende Thraͤnen quollen mir aus den Augen, ich verwuͤnſchte — ich verfluchte das Maͤdchen — mich ſelbſt — dann betete ich wieder und lachte dazwiſchen, wie ein Wahnſinniger!
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ſchien es zu bemerken, und Wohlgefallen
daran zu finden; zuweilen war es mir, als
muͤßte ich ſie wie in toller Liebeswuth an
mich reiſſen, und inbruͤnſtig an mich druͤ¬
cken! — Sie hatte lange neben dem Fluͤgel
geſeſſen, endlich ſtand ſie auf, und ließ auf
dem Stuhl einen ihrer Handſchuhe liegen,
den ergriff ich, und druͤckte ihn im Wahn¬
ſinn heftig an den Mund! — Das ſah eins
von den Frauenzimmern, die ging zu des
Conzertmeiſters Schweſter, und fluͤſterte ihr
etwas in's Ohr, nun ſchauten ſie beide auf
mich, und kicherten und lachten hoͤhniſch! —
Ich war wie vernichtet, ein Eisſtrom goß
ſich durch mein Inneres — beſinnungslos
ſtuͤrzte ich fort ins Collegium — in meine
Zelle. Ich warf mich, wie in toller Ver¬
zweiflung auf den Fußboden — gluͤhende
Thraͤnen quollen mir aus den Augen, ich
verwuͤnſchte — ich verfluchte das Maͤdchen —
mich ſelbſt — dann betete ich wieder und
lachte dazwiſchen, wie ein Wahnſinniger!
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/53>, abgerufen am 27.11.2024.
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