fiel. -- Nach beendigtem Gottesdienst wur¬ de die Geistlichkeit, so wie die Kapelle des Bischoffs, in einem großen Saal des Klosters bewirthet. Mehrere Freunde des Klosters, Offizianten, Kaufleute aus der Stadt, nah¬ men an dem Mahle Theil, und ich durfte, weil mich der Conzertmeister des Bischoffs lieb gewonnen, und gern sich mit mir zu schaffen machte, auch dabei seyn. Hatte sich erst mein Inneres, von heiliger Andacht durch¬ glüht, ganz dem Ueberirdischen zugewendet, so trat jetzt das frohe Leben auf mich ein, und umfieng mich mit seinen bunten Bildern. Allerlei lustige Erzählungen, Späße und Schwänke wechselten unter dem lauten Ge¬ lächter der Gäste, wobei die Flaschen fleißig geleert wurden, bis der Abend hereinbrach, und die Wagen zur Heimfahrt bereit standen.
Sechszehn Jahre war ich alt geworden, als der Pfarrer erklärte, daß ich nun vor¬ bereitet genug sey, die höheren theologischen Studien in dem Seminar der benachbarten
fiel. — Nach beendigtem Gottesdienſt wur¬ de die Geiſtlichkeit, ſo wie die Kapelle des Biſchoffs, in einem großen Saal des Kloſters bewirthet. Mehrere Freunde des Kloſters, Offizianten, Kaufleute aus der Stadt, nah¬ men an dem Mahle Theil, und ich durfte, weil mich der Conzertmeiſter des Biſchoffs lieb gewonnen, und gern ſich mit mir zu ſchaffen machte, auch dabei ſeyn. Hatte ſich erſt mein Inneres, von heiliger Andacht durch¬ gluͤht, ganz dem Ueberirdiſchen zugewendet, ſo trat jetzt das frohe Leben auf mich ein, und umfieng mich mit ſeinen bunten Bildern. Allerlei luſtige Erzaͤhlungen, Spaͤße und Schwaͤnke wechſelten unter dem lauten Ge¬ laͤchter der Gaͤſte, wobei die Flaſchen fleißig geleert wurden, bis der Abend hereinbrach, und die Wagen zur Heimfahrt bereit ſtanden.
Sechszehn Jahre war ich alt geworden, als der Pfarrer erklaͤrte, daß ich nun vor¬ bereitet genug ſey, die hoͤheren theologiſchen Studien in dem Seminar der benachbarten
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fiel. — Nach beendigtem Gottesdienſt wur¬
de die Geiſtlichkeit, ſo wie die Kapelle des
Biſchoffs, in einem großen Saal des Kloſters
bewirthet. Mehrere Freunde des Kloſters,
Offizianten, Kaufleute aus der Stadt, nah¬
men an dem Mahle Theil, und ich durfte,
weil mich der Conzertmeiſter des Biſchoffs
lieb gewonnen, und gern ſich mit mir zu
ſchaffen machte, auch dabei ſeyn. Hatte ſich
erſt mein Inneres, von heiliger Andacht durch¬
gluͤht, ganz dem Ueberirdiſchen zugewendet,
ſo trat jetzt das frohe Leben auf mich ein,
und umfieng mich mit ſeinen bunten Bildern.
Allerlei luſtige Erzaͤhlungen, Spaͤße und
Schwaͤnke wechſelten unter dem lauten Ge¬
laͤchter der Gaͤſte, wobei die Flaſchen fleißig
geleert wurden, bis der Abend hereinbrach,
und die Wagen zur Heimfahrt bereit ſtanden.
Sechszehn Jahre war ich alt geworden,
als der Pfarrer erklaͤrte, daß ich nun vor¬
bereitet genug ſey, die hoͤheren theologiſchen
Studien in dem Seminar der benachbarten
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/38>, abgerufen am 27.11.2024.
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