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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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das frühere Gewöhnen an eine bestimmte
Form, die wenigstens das Aeußere regelt,
dabei sehr zu statten. Mein Klosterleben
war es, das hier, freilich unmerklicher Weise,
noch auf mich wirkte. -- So sehr mich der
Fürst auszeichnete, so sehr ich mich bemühte,
die Aufmerksamkeit der Fürstin auf mich zu
ziehen, so blieb diese doch kalt und verschlos¬
sen. Ja! meine Gegenwart schien sie oft
auf besondere Weise zu beunruhigen, und
nur mit Mühe erhielt sie es über sich, mir
wie den andern ein paar freundliche Worte
zuzuwerfen. Bei den Damen, die sie umga¬
ben, war ich glücklicher; mein Aeußeres schien
einen günstigen Eindruck gemacht zu haben,
und indem ich mich oft in ihren Kreisen be¬
wegte, gelang es mir bald, diejenige wunder¬
liche Weltbildung zu erhalten, welche man
Galanterie nennt, und die in nichts anderm
besteht, als die äußere körperliche Geschmei¬
digkeit, vermöge der man immer da, wo man
steht oder geht, hinzupassen scheint, auch in

das fruͤhere Gewoͤhnen an eine beſtimmte
Form, die wenigſtens das Aeußere regelt,
dabei ſehr zu ſtatten. Mein Kloſterleben
war es, das hier, freilich unmerklicher Weiſe,
noch auf mich wirkte. — So ſehr mich der
Fuͤrſt auszeichnete, ſo ſehr ich mich bemuͤhte,
die Aufmerkſamkeit der Fuͤrſtin auf mich zu
ziehen, ſo blieb dieſe doch kalt und verſchloſ¬
ſen. Ja! meine Gegenwart ſchien ſie oft
auf beſondere Weiſe zu beunruhigen, und
nur mit Muͤhe erhielt ſie es uͤber ſich, mir
wie den andern ein paar freundliche Worte
zuzuwerfen. Bei den Damen, die ſie umga¬
ben, war ich gluͤcklicher; mein Aeußeres ſchien
einen guͤnſtigen Eindruck gemacht zu haben,
und indem ich mich oft in ihren Kreiſen be¬
wegte, gelang es mir bald, diejenige wunder¬
liche Weltbildung zu erhalten, welche man
Galanterie nennt, und die in nichts anderm
beſteht, als die aͤußere koͤrperliche Geſchmei¬
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[356/0372] das fruͤhere Gewoͤhnen an eine beſtimmte Form, die wenigſtens das Aeußere regelt, dabei ſehr zu ſtatten. Mein Kloſterleben war es, das hier, freilich unmerklicher Weiſe, noch auf mich wirkte. — So ſehr mich der Fuͤrſt auszeichnete, ſo ſehr ich mich bemuͤhte, die Aufmerkſamkeit der Fuͤrſtin auf mich zu ziehen, ſo blieb dieſe doch kalt und verſchloſ¬ ſen. Ja! meine Gegenwart ſchien ſie oft auf beſondere Weiſe zu beunruhigen, und nur mit Muͤhe erhielt ſie es uͤber ſich, mir wie den andern ein paar freundliche Worte zuzuwerfen. Bei den Damen, die ſie umga¬ ben, war ich gluͤcklicher; mein Aeußeres ſchien einen guͤnſtigen Eindruck gemacht zu haben, und indem ich mich oft in ihren Kreiſen be¬ wegte, gelang es mir bald, diejenige wunder¬ liche Weltbildung zu erhalten, welche man Galanterie nennt, und die in nichts anderm beſteht, als die aͤußere koͤrperliche Geſchmei¬ digkeit, vermoͤge der man immer da, wo man ſteht oder geht, hinzupaſſen ſcheint, auch in

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/372>, abgerufen am 27.11.2024.