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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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ist Ihre eigne, denn ich wette, daß Ihr zu
Zeiten etwas boshafter Humor den närri¬
schen Ewson, so wie den pathetischen Doktor
zu tausend tollen Ausschweifungen verleitet
hat, und daß Sie eigentlich das excitirende
Prinzip waren, für das Sie den lamentablen
Amtmann ausgeben." -- "Ich versichere, gnä¬
digster Herr! erwiederte der Leibarzt, daß
dieser aus seltner Narrheit componirte Clubb,
so in sich abgeründet war, daß alles fremde
nur dissonirt hätte. Um in dem musikali¬
schen Gleichniß zu bleiben, waren die drei
Menschen der reine Dreiklang, jeder ver¬
schieden, im Ton aber harmonisch mitklin¬
gend, der Wirth sprang hinzu wie eine Sep¬
time." -- Auf diese Weise wurde noch man¬
ches hin und her gesprochen, bis sich, wie
gewöhnlich, die fürstliche Familie in ihre
Zimmer zurückzog, und die Gesellschaft in
der gemüthlichsten Laune auseinander ging. --
Ich bewegte mich heiter und lebenslustig in
einer neuen Welt. Je mehr ich in den ru¬

iſt Ihre eigne, denn ich wette, daß Ihr zu
Zeiten etwas boshafter Humor den naͤrri¬
ſchen Ewſon, ſo wie den pathetiſchen Doktor
zu tauſend tollen Ausſchweifungen verleitet
hat, und daß Sie eigentlich das excitirende
Prinzip waren, fuͤr das Sie den lamentablen
Amtmann ausgeben.“ — „Ich verſichere, gnaͤ¬
digſter Herr! erwiederte der Leibarzt, daß
dieſer aus ſeltner Narrheit componirte Clubb,
ſo in ſich abgeruͤndet war, daß alles fremde
nur diſſonirt haͤtte. Um in dem muſikali¬
ſchen Gleichniß zu bleiben, waren die drei
Menſchen der reine Dreiklang, jeder ver¬
ſchieden, im Ton aber harmoniſch mitklin¬
gend, der Wirth ſprang hinzu wie eine Sep¬
time.“ — Auf dieſe Weiſe wurde noch man¬
ches hin und her geſprochen, bis ſich, wie
gewoͤhnlich, die fuͤrſtliche Familie in ihre
Zimmer zuruͤckzog, und die Geſellſchaft in
der gemuͤthlichſten Laune auseinander ging. —
Ich bewegte mich heiter und lebensluſtig in
einer neuen Welt. Je mehr ich in den ru¬

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[354/0370] iſt Ihre eigne, denn ich wette, daß Ihr zu Zeiten etwas boshafter Humor den naͤrri¬ ſchen Ewſon, ſo wie den pathetiſchen Doktor zu tauſend tollen Ausſchweifungen verleitet hat, und daß Sie eigentlich das excitirende Prinzip waren, fuͤr das Sie den lamentablen Amtmann ausgeben.“ — „Ich verſichere, gnaͤ¬ digſter Herr! erwiederte der Leibarzt, daß dieſer aus ſeltner Narrheit componirte Clubb, ſo in ſich abgeruͤndet war, daß alles fremde nur diſſonirt haͤtte. Um in dem muſikali¬ ſchen Gleichniß zu bleiben, waren die drei Menſchen der reine Dreiklang, jeder ver¬ ſchieden, im Ton aber harmoniſch mitklin¬ gend, der Wirth ſprang hinzu wie eine Sep¬ time.“ — Auf dieſe Weiſe wurde noch man¬ ches hin und her geſprochen, bis ſich, wie gewoͤhnlich, die fuͤrſtliche Familie in ihre Zimmer zuruͤckzog, und die Geſellſchaft in der gemuͤthlichſten Laune auseinander ging. — Ich bewegte mich heiter und lebensluſtig in einer neuen Welt. Je mehr ich in den ru¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/370>, abgerufen am 27.11.2024.