lassen lustig, er sang mit krächzender Stim¬ me Nationallieder, er warf Perrücke und Rock durchs Fenster in den Hof, und fing an mit den sonderbarsten Grimassen, auf so drollige Weise zu tanzen, daß man sich vor Lachen hätte ausschütten mögen. Der Doktor blieb ernsthaft, hatte aber die seltsamsten Visionen. Er sah den Punschnapf für eine Baßgeige an, und wollte durchaus darauf herumstrei¬ chen, mit dem Löffel Ewsons Lieder akkom¬ pagnirend, wovon ihn nur des Wirths drin¬ gendste Protestationen abhalten konnten. -- Der Amtmann war immer stiller und stiller geworden, am Ende stolperte er in eine Ecke des Zimmers, wo er sich hinsetzte und heftig zu weinen anfing. Ich verstand den Wink des Wirths, und frug den Amtmann um die Ursache seines tiefen Schmerzes. -- Ach! ach! brach er schluchzend los: der Prinz Eu¬ gen war doch ein großer Feldherr, und dieser heldenmüthige Fürst mußte sterben. Ach, ach! -- und damit weinte er heftiger, daß
laſſen luſtig, er ſang mit kraͤchzender Stim¬ me Nationallieder, er warf Perruͤcke und Rock durchs Fenſter in den Hof, und fing an mit den ſonderbarſten Grimaſſen, auf ſo drollige Weiſe zu tanzen, daß man ſich vor Lachen haͤtte ausſchuͤtten moͤgen. Der Doktor blieb ernſthaft, hatte aber die ſeltſamſten Viſionen. Er ſah den Punſchnapf fuͤr eine Baßgeige an, und wollte durchaus darauf herumſtrei¬ chen, mit dem Loͤffel Ewſons Lieder akkom¬ pagnirend, wovon ihn nur des Wirths drin¬ gendſte Proteſtationen abhalten konnten. — Der Amtmann war immer ſtiller und ſtiller geworden, am Ende ſtolperte er in eine Ecke des Zimmers, wo er ſich hinſetzte und heftig zu weinen anfing. Ich verſtand den Wink des Wirths, und frug den Amtmann um die Urſache ſeines tiefen Schmerzes. — Ach! ach! brach er ſchluchzend los: der Prinz Eu¬ gen war doch ein großer Feldherr, und dieſer heldenmuͤthige Fuͤrſt mußte ſterben. Ach, ach! — und damit weinte er heftiger, daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0367"n="351"/>
laſſen luſtig, er ſang mit kraͤchzender Stim¬<lb/>
me Nationallieder, er warf Perruͤcke und Rock<lb/>
durchs Fenſter in den Hof, und fing an mit<lb/>
den ſonderbarſten Grimaſſen, auf ſo drollige<lb/>
Weiſe zu tanzen, daß man ſich vor Lachen<lb/>
haͤtte ausſchuͤtten moͤgen. Der Doktor blieb<lb/>
ernſthaft, hatte aber die ſeltſamſten Viſionen.<lb/>
Er ſah den Punſchnapf fuͤr eine Baßgeige<lb/>
an, und wollte durchaus darauf herumſtrei¬<lb/>
chen, mit dem Loͤffel Ewſons Lieder akkom¬<lb/>
pagnirend, wovon ihn nur des Wirths drin¬<lb/>
gendſte Proteſtationen abhalten konnten. —<lb/>
Der Amtmann war immer ſtiller und ſtiller<lb/>
geworden, am Ende ſtolperte er in eine Ecke<lb/>
des Zimmers, wo er ſich hinſetzte und heftig<lb/>
zu weinen anfing. Ich verſtand den Wink<lb/>
des Wirths, und frug den Amtmann um die<lb/>
Urſache ſeines tiefen Schmerzes. — Ach! ach!<lb/>
brach er ſchluchzend los: der Prinz Eu¬<lb/>
gen war doch ein großer Feldherr, und dieſer<lb/>
heldenmuͤthige Fuͤrſt mußte ſterben. Ach,<lb/>
ach! — und damit weinte er heftiger, daß<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[351/0367]
laſſen luſtig, er ſang mit kraͤchzender Stim¬
me Nationallieder, er warf Perruͤcke und Rock
durchs Fenſter in den Hof, und fing an mit
den ſonderbarſten Grimaſſen, auf ſo drollige
Weiſe zu tanzen, daß man ſich vor Lachen
haͤtte ausſchuͤtten moͤgen. Der Doktor blieb
ernſthaft, hatte aber die ſeltſamſten Viſionen.
Er ſah den Punſchnapf fuͤr eine Baßgeige
an, und wollte durchaus darauf herumſtrei¬
chen, mit dem Loͤffel Ewſons Lieder akkom¬
pagnirend, wovon ihn nur des Wirths drin¬
gendſte Proteſtationen abhalten konnten. —
Der Amtmann war immer ſtiller und ſtiller
geworden, am Ende ſtolperte er in eine Ecke
des Zimmers, wo er ſich hinſetzte und heftig
zu weinen anfing. Ich verſtand den Wink
des Wirths, und frug den Amtmann um die
Urſache ſeines tiefen Schmerzes. — Ach! ach!
brach er ſchluchzend los: der Prinz Eu¬
gen war doch ein großer Feldherr, und dieſer
heldenmuͤthige Fuͤrſt mußte ſterben. Ach,
ach! — und damit weinte er heftiger, daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/367>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.