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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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lassen lustig, er sang mit krächzender Stim¬
me Nationallieder, er warf Perrücke und Rock
durchs Fenster in den Hof, und fing an mit
den sonderbarsten Grimassen, auf so drollige
Weise zu tanzen, daß man sich vor Lachen
hätte ausschütten mögen. Der Doktor blieb
ernsthaft, hatte aber die seltsamsten Visionen.
Er sah den Punschnapf für eine Baßgeige
an, und wollte durchaus darauf herumstrei¬
chen, mit dem Löffel Ewsons Lieder akkom¬
pagnirend, wovon ihn nur des Wirths drin¬
gendste Protestationen abhalten konnten. --
Der Amtmann war immer stiller und stiller
geworden, am Ende stolperte er in eine Ecke
des Zimmers, wo er sich hinsetzte und heftig
zu weinen anfing. Ich verstand den Wink
des Wirths, und frug den Amtmann um die
Ursache seines tiefen Schmerzes. -- Ach! ach!
brach er schluchzend los: der Prinz Eu¬
gen war doch ein großer Feldherr, und dieser
heldenmüthige Fürst mußte sterben. Ach,
ach! -- und damit weinte er heftiger, daß

laſſen luſtig, er ſang mit kraͤchzender Stim¬
me Nationallieder, er warf Perruͤcke und Rock
durchs Fenſter in den Hof, und fing an mit
den ſonderbarſten Grimaſſen, auf ſo drollige
Weiſe zu tanzen, daß man ſich vor Lachen
haͤtte ausſchuͤtten moͤgen. Der Doktor blieb
ernſthaft, hatte aber die ſeltſamſten Viſionen.
Er ſah den Punſchnapf fuͤr eine Baßgeige
an, und wollte durchaus darauf herumſtrei¬
chen, mit dem Loͤffel Ewſons Lieder akkom¬
pagnirend, wovon ihn nur des Wirths drin¬
gendſte Proteſtationen abhalten konnten. —
Der Amtmann war immer ſtiller und ſtiller
geworden, am Ende ſtolperte er in eine Ecke
des Zimmers, wo er ſich hinſetzte und heftig
zu weinen anfing. Ich verſtand den Wink
des Wirths, und frug den Amtmann um die
Urſache ſeines tiefen Schmerzes. — Ach! ach!
brach er ſchluchzend los: der Prinz Eu¬
gen war doch ein großer Feldherr, und dieſer
heldenmuͤthige Fuͤrſt mußte ſterben. Ach,
ach! — und damit weinte er heftiger, daß

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[351/0367] laſſen luſtig, er ſang mit kraͤchzender Stim¬ me Nationallieder, er warf Perruͤcke und Rock durchs Fenſter in den Hof, und fing an mit den ſonderbarſten Grimaſſen, auf ſo drollige Weiſe zu tanzen, daß man ſich vor Lachen haͤtte ausſchuͤtten moͤgen. Der Doktor blieb ernſthaft, hatte aber die ſeltſamſten Viſionen. Er ſah den Punſchnapf fuͤr eine Baßgeige an, und wollte durchaus darauf herumſtrei¬ chen, mit dem Loͤffel Ewſons Lieder akkom¬ pagnirend, wovon ihn nur des Wirths drin¬ gendſte Proteſtationen abhalten konnten. — Der Amtmann war immer ſtiller und ſtiller geworden, am Ende ſtolperte er in eine Ecke des Zimmers, wo er ſich hinſetzte und heftig zu weinen anfing. Ich verſtand den Wink des Wirths, und frug den Amtmann um die Urſache ſeines tiefen Schmerzes. — Ach! ach! brach er ſchluchzend los: der Prinz Eu¬ gen war doch ein großer Feldherr, und dieſer heldenmuͤthige Fuͤrſt mußte ſterben. Ach, ach! — und damit weinte er heftiger, daß

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/367>, abgerufen am 27.11.2024.