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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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aus. -- Noch jetzt sind die Empfindungen,
die damals meine Brust durchbebten, nicht
erstorben, sie leben auf, in jugendlicher Fri¬
sche, wenn ich mein Gemüth ganz zuwende
jener seeligen Zeit, die nur zu schnell ver¬
schwunden. Ich gedenke lebhaft eines Glo¬
ria, welches mehrmals ausgeführt wurde,
da die Fürstin eben diese Composition vor
allen andern liebte. -- Wenn der Bischoff
das Gloria intonirt hatte, und nun die mäch¬
tigen Töne des Chors daher braus'ten: Glo¬
ria in exelsis deo
! -- war es nicht, als
öffne sich die Wolken-Glorie über dem Hoch¬
altar? -- ja, als erglühten durch ein gött¬
liches Wunder die gemalten Cherubim und
Seraphim zum leben, und regten und be¬
wegten die starken Fittige, und schwebten
auf und nieder, Gott lobpreisend mit Ge¬
sang und wunderbarem Saitenspiel? -- Ich
versank in das hinbrütende Staunen der be¬
geisterten Andacht, die mich durch glänzen¬
de Wolken in das ferne bekannte heimatliche

aus. — Noch jetzt ſind die Empfindungen,
die damals meine Bruſt durchbebten, nicht
erſtorben, ſie leben auf, in jugendlicher Fri¬
ſche, wenn ich mein Gemuͤth ganz zuwende
jener ſeeligen Zeit, die nur zu ſchnell ver¬
ſchwunden. Ich gedenke lebhaft eines Glo¬
ria, welches mehrmals ausgefuͤhrt wurde,
da die Fuͤrſtin eben dieſe Compoſition vor
allen andern liebte. — Wenn der Biſchoff
das Gloria intonirt hatte, und nun die maͤch¬
tigen Toͤne des Chors daher brauſ'ten: Glo¬
ria in exelsis deo
! — war es nicht, als
oͤffne ſich die Wolken-Glorie uͤber dem Hoch¬
altar? — ja, als ergluͤhten durch ein goͤtt¬
liches Wunder die gemalten Cherubim und
Seraphim zum leben, und regten und be¬
wegten die ſtarken Fittige, und ſchwebten
auf und nieder, Gott lobpreiſend mit Ge¬
ſang und wunderbarem Saitenſpiel? — Ich
verſank in das hinbruͤtende Staunen der be¬
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de Wolken in das ferne bekannte heimatliche

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[20/0036] aus. — Noch jetzt ſind die Empfindungen, die damals meine Bruſt durchbebten, nicht erſtorben, ſie leben auf, in jugendlicher Fri¬ ſche, wenn ich mein Gemuͤth ganz zuwende jener ſeeligen Zeit, die nur zu ſchnell ver¬ ſchwunden. Ich gedenke lebhaft eines Glo¬ ria, welches mehrmals ausgefuͤhrt wurde, da die Fuͤrſtin eben dieſe Compoſition vor allen andern liebte. — Wenn der Biſchoff das Gloria intonirt hatte, und nun die maͤch¬ tigen Toͤne des Chors daher brauſ'ten: Glo¬ ria in exelsis deo! — war es nicht, als oͤffne ſich die Wolken-Glorie uͤber dem Hoch¬ altar? — ja, als ergluͤhten durch ein goͤtt¬ liches Wunder die gemalten Cherubim und Seraphim zum leben, und regten und be¬ wegten die ſtarken Fittige, und ſchwebten auf und nieder, Gott lobpreiſend mit Ge¬ ſang und wunderbarem Saitenſpiel? — Ich verſank in das hinbruͤtende Staunen der be¬ geiſterten Andacht, die mich durch glaͤnzen¬ de Wolken in das ferne bekannte heimatliche

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/36>, abgerufen am 23.11.2024.