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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Favorite nicht immer vertrauen." -- Er ver¬
breitete sich weitläuftig über den Begriff der
Carte Favorite, gab mir die wohl ersonnen¬
sten Regeln, wie man dem Zufall in die Hand
spielen müsse, und schloß mit der Aeußerung,
daß ich nun mein Glück im Spiel wohl ei¬
frigst verfolgen werde. Ich versicherte dage¬
gen freimüthig, daß es mein fester Vorsatz
sey, nie mehr eine Karte anzurühren. Der
Fürst sah mich verwundert an. -- "Eben mein
gestriges wunderbares Glück, fuhr ich fort:
hat diesen Entschluß erzeugt, denn alles das,
was ich sonst von dem Gefährlichen, ja Ver¬
derblichen dieses Spiels gehört, ist dadurch
bewährt worden. Es lag für mich etwas
Entsetzliches darinn, daß, indem die gleich¬
gültige Karte, die ich blindlings zog,
in mir eine schmerzhafte herzzerreissende
Erinnerung weckte, ich von einer unbekann¬
ten Macht ergriffen wurde, die das Glück
des Spiels, den losen Geldgewinn mir zu¬

Favorite nicht immer vertrauen.“ — Er ver¬
breitete ſich weitlaͤuftig uͤber den Begriff der
Carte Favorite, gab mir die wohl erſonnen¬
ſten Regeln, wie man dem Zufall in die Hand
ſpielen muͤſſe, und ſchloß mit der Aeußerung,
daß ich nun mein Gluͤck im Spiel wohl ei¬
frigſt verfolgen werde. Ich verſicherte dage¬
gen freimuͤthig, daß es mein feſter Vorſatz
ſey, nie mehr eine Karte anzuruͤhren. Der
Fuͤrſt ſah mich verwundert an. — „Eben mein
geſtriges wunderbares Gluͤck, fuhr ich fort:
hat dieſen Entſchluß erzeugt, denn alles das,
was ich ſonſt von dem Gefaͤhrlichen, ja Ver¬
derblichen dieſes Spiels gehoͤrt, iſt dadurch
bewaͤhrt worden. Es lag fuͤr mich etwas
Entſetzliches darinn, daß, indem die gleich¬
guͤltige Karte, die ich blindlings zog,
in mir eine ſchmerzhafte herzzerreiſſende
Erinnerung weckte, ich von einer unbekann¬
ten Macht ergriffen wurde, die das Gluͤck
des Spiels, den loſen Geldgewinn mir zu¬

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[324/0340] Favorite nicht immer vertrauen.“ — Er ver¬ breitete ſich weitlaͤuftig uͤber den Begriff der Carte Favorite, gab mir die wohl erſonnen¬ ſten Regeln, wie man dem Zufall in die Hand ſpielen muͤſſe, und ſchloß mit der Aeußerung, daß ich nun mein Gluͤck im Spiel wohl ei¬ frigſt verfolgen werde. Ich verſicherte dage¬ gen freimuͤthig, daß es mein feſter Vorſatz ſey, nie mehr eine Karte anzuruͤhren. Der Fuͤrſt ſah mich verwundert an. — „Eben mein geſtriges wunderbares Gluͤck, fuhr ich fort: hat dieſen Entſchluß erzeugt, denn alles das, was ich ſonſt von dem Gefaͤhrlichen, ja Ver¬ derblichen dieſes Spiels gehoͤrt, iſt dadurch bewaͤhrt worden. Es lag fuͤr mich etwas Entſetzliches darinn, daß, indem die gleich¬ guͤltige Karte, die ich blindlings zog, in mir eine ſchmerzhafte herzzerreiſſende Erinnerung weckte, ich von einer unbekann¬ ten Macht ergriffen wurde, die das Gluͤck des Spiels, den loſen Geldgewinn mir zu¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/340>, abgerufen am 27.11.2024.