nardus, welches, da er der Heilige der Ci¬ sterzienser ist, im Kloster durch einen gro¬ ßen Ablaß auf das feierlichste begangen wurde. Schon den Tag vorher strömten aus der benachbarten Stadt, so wie aus der ganzen umliegenden Gegend, eine Menge Men¬ schen herbei und lagerten sich auf der großen blumigten Wiese, die sich an das Kloster schloß, so daß das frohe Getümmel, Tag und Nacht nicht aufhörte. Ich erinnere mich nicht, daß die Witterung in der günstigen Jahreszeit (der Bernardustag fällt in den August) dem Feste jemahls ungünstig gewe¬ sen seyn sollte. In bunter Mischung sah man hier andächtige Pilger, Hymnen singend, daher wandeln, dort Bauerbursche sich mit den geputzten Dirnen jubelnd umhertummeln -- Geistliche, die in frommer Betrachtung, die Hände andächtig gefaltet, in die Wolken schauen -- Bürgerfamilien im Grase gelagert, die die hochgefüllten Speisekörbe auspacken und ihr Mahl verzehren. Lustiger Gesang,
nardus, welches, da er der Heilige der Ci¬ ſterzienſer iſt, im Kloſter durch einen gro¬ ßen Ablaß auf das feierlichſte begangen wurde. Schon den Tag vorher ſtroͤmten aus der benachbarten Stadt, ſo wie aus der ganzen umliegenden Gegend, eine Menge Men¬ ſchen herbei und lagerten ſich auf der großen blumigten Wieſe, die ſich an das Kloſter ſchloß, ſo daß das frohe Getuͤmmel, Tag und Nacht nicht aufhoͤrte. Ich erinnere mich nicht, daß die Witterung in der guͤnſtigen Jahreszeit (der Bernardustag faͤllt in den Auguſt) dem Feſte jemahls unguͤnſtig gewe¬ ſen ſeyn ſollte. In bunter Miſchung ſah man hier andaͤchtige Pilger, Hymnen ſingend, daher wandeln, dort Bauerburſche ſich mit den geputzten Dirnen jubelnd umhertummeln — Geiſtliche, die in frommer Betrachtung, die Haͤnde andaͤchtig gefaltet, in die Wolken ſchauen — Buͤrgerfamilien im Graſe gelagert, die die hochgefuͤllten Speiſekoͤrbe auspacken und ihr Mahl verzehren. Luſtiger Geſang,
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nardus, welches, da er der Heilige der Ci¬
ſterzienſer iſt, im Kloſter durch einen gro¬
ßen Ablaß auf das feierlichſte begangen
wurde. Schon den Tag vorher ſtroͤmten
aus der benachbarten Stadt, ſo wie aus der
ganzen umliegenden Gegend, eine Menge Men¬
ſchen herbei und lagerten ſich auf der großen
blumigten Wieſe, die ſich an das Kloſter
ſchloß, ſo daß das frohe Getuͤmmel, Tag
und Nacht nicht aufhoͤrte. Ich erinnere mich
nicht, daß die Witterung in der guͤnſtigen
Jahreszeit (der Bernardustag faͤllt in den
Auguſt) dem Feſte jemahls unguͤnſtig gewe¬
ſen ſeyn ſollte. In bunter Miſchung ſah
man hier andaͤchtige Pilger, Hymnen ſingend,
daher wandeln, dort Bauerburſche ſich mit
den geputzten Dirnen jubelnd umhertummeln
— Geiſtliche, die in frommer Betrachtung,
die Haͤnde andaͤchtig gefaltet, in die Wolken
ſchauen — Buͤrgerfamilien im Graſe gelagert,
die die hochgefuͤllten Speiſekoͤrbe auspacken
und ihr Mahl verzehren. Luſtiger Geſang,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/34>, abgerufen am 27.11.2024.
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