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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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zu mir unbekannten Zwecken. Die Erkennt¬
niß dieses Zwiespalts, der mein Inneres
feindseelig trennte, gab mir aber Trost, in¬
dem sie mir das allmähliche Aufkeimen eig¬
ner Kraft, die bald stärker und stärker wer¬
dend, dem Feinde widerstehen, und ihn be¬
kämpfen werde, verkündete. -- Das ewige
Abspiegeln von Aureliens Bild, konnte nichts
anderes seyn, als ein verruchtes Verlocken
zum bösen Beginnen, und eben dieser freve¬
liche Mißbrauch des frommen lieben Bildes,
erfüllte mich mit Grausen und Abscheu.

In der düstersten Stimmung, schlich ich
des Morgens durch den Park, als mir der
Fürst, der um die Stunde auch zu lustwan¬
deln pflegte, entgegentrat. "Nun, Herr Leo¬
nard, rief er: wie finden Sie mein Faro-
Spiel? -- was sagen Sie von der Laune des
Zufalls, der Ihnen alles tolle Beginnen ver¬
zieh, und das Gold zuwarf. Sie hatten
glücklicherweise die Carte Favorite getroffen,
aber so blindlings dürfen Sie selbst der Carte

zu mir unbekannten Zwecken. Die Erkennt¬
niß dieſes Zwieſpalts, der mein Inneres
feindſeelig trennte, gab mir aber Troſt, in¬
dem ſie mir das allmaͤhliche Aufkeimen eig¬
ner Kraft, die bald ſtaͤrker und ſtaͤrker wer¬
dend, dem Feinde widerſtehen, und ihn be¬
kaͤmpfen werde, verkuͤndete. — Das ewige
Abſpiegeln von Aureliens Bild, konnte nichts
anderes ſeyn, als ein verruchtes Verlocken
zum boͤſen Beginnen, und eben dieſer freve¬
liche Mißbrauch des frommen lieben Bildes,
erfuͤllte mich mit Grauſen und Abſcheu.

In der duͤſterſten Stimmung, ſchlich ich
des Morgens durch den Park, als mir der
Fuͤrſt, der um die Stunde auch zu luſtwan¬
deln pflegte, entgegentrat. „Nun, Herr Leo¬
nard, rief er: wie finden Sie mein Faro-
Spiel? — was ſagen Sie von der Laune des
Zufalls, der Ihnen alles tolle Beginnen ver¬
zieh, und das Gold zuwarf. Sie hatten
gluͤcklicherweiſe die Carte Favorite getroffen,
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[323/0339] zu mir unbekannten Zwecken. Die Erkennt¬ niß dieſes Zwieſpalts, der mein Inneres feindſeelig trennte, gab mir aber Troſt, in¬ dem ſie mir das allmaͤhliche Aufkeimen eig¬ ner Kraft, die bald ſtaͤrker und ſtaͤrker wer¬ dend, dem Feinde widerſtehen, und ihn be¬ kaͤmpfen werde, verkuͤndete. — Das ewige Abſpiegeln von Aureliens Bild, konnte nichts anderes ſeyn, als ein verruchtes Verlocken zum boͤſen Beginnen, und eben dieſer freve¬ liche Mißbrauch des frommen lieben Bildes, erfuͤllte mich mit Grauſen und Abſcheu. In der duͤſterſten Stimmung, ſchlich ich des Morgens durch den Park, als mir der Fuͤrſt, der um die Stunde auch zu luſtwan¬ deln pflegte, entgegentrat. „Nun, Herr Leo¬ nard, rief er: wie finden Sie mein Faro- Spiel? — was ſagen Sie von der Laune des Zufalls, der Ihnen alles tolle Beginnen ver¬ zieh, und das Gold zuwarf. Sie hatten gluͤcklicherweiſe die Carte Favorite getroffen, aber ſo blindlings duͤrfen Sie ſelbſt der Carte

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/339>, abgerufen am 27.11.2024.